In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight
wirkt, wenn eine junge Dame im Badeanzug nur ihren Hintern in die Luft reckt und dabei ständig ein Auge zukneift.«
Kane lachte. »Ich weiß nicht, für mich hört sich das verdammt anziehend an.«
»Weil du ständig an Sex und sehr eingleisig denkst.«
»Sieht ganz so aus. Okay, Murmeln hast du also nicht gespielt. Was dann?«
»Ich habe eine Gymnastiknummer mit ziemlich ausgefallener Beinarbeit vorgeführt und -«
»Kannst du Spagat? Ich habe einmal ein Mädchen gesehen -«
AJ versetzte ihm einen Klaps auf den muskulösen Oberschenkel. »Können wir mit diesen langweiligen Geschichten aufhören?«
»Ich langweile mich überhaupt nicht.«
»Wir reiten zusammen, weil wir jeder ein paar Stunden schlafen wollten, erinnerst du dich?«
»Du übernimmst die erste Wache. Also bring deine Autobiographie zu Ende, das wird meine Gutenachtgeschichte. Also … der Weltfrieden?«
AJ kuschelte den Hintern in das V seiner Schenkel und rieb wie eine Katze den Scheitel an seinem Kinn. »Nicht lachen. Ich wollte, ich will den Weltfrieden, aber ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte zu den Leuten gehören, die ihn schaffen können.«
»Sicher«, sagte Kane trocken. »Warum hast du den ganzen Zirkus mitgemacht, wenn du ihn so gehasst hast?«
»Meine Mutter sieht fabelhaft aus. Sie wollte Miss America werden, mehr als alles andere auf der Welt. Sie war davon besessen. Nicht nur ein bisschen, sondern fanatisch. Sie konnte an nichts anderes denken. Sie hat damit ihre Ehe zerstört, hat all ihre Freunde verloren, sich sogar Feinde gemacht. Aber so verzweifelt sie die Krone auch haben wollte, sie ist nie über Miss Junior Illinois hinausgekommen. Also musste ich es für sie versuchen. Anfangs war ich einfach nur froh, so viel Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen. Dann habe ich begriffen, dass sie gar nicht mich sieht, ihre Tochter, sondern nur die Eintrittskarte in die Welt, zu der sie gehören wollte.« Als er nichts erwiderte, hielt AJ inne. »Du bist vor lauter Langeweile ins Koma gefallen, oder?«
»Erzähl weiter.«
»Okay. Aber es wird dich stumpfsinnig machen, sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Wo war ich stehen geblieben?«
»Eiskunstlaufmutter«, sagte er.
»Habe ich das gesagt?«
»Nicht mit diesen Worten.«
»Sie hat mich in vielerlei Hinsicht abgerichtet. Mein Leben war völlig durchorganisiert. Was ich zu essen hatte, wann ich zu schlafen, wann zu trainieren hatte -«
»Hört sich an wie ein Rekruten-Camp.«
»Hundertmal schlimmer. Ich wurde aufgeputzt, gebürstet und geschminkt bis zum Erbrechen. Ich hatte den ganzen
Tag lang kratzende Mädchenkleider an, von morgens bis abends. Mein Haar musste glatt gebügelt werden - zu lockig. Aber das war nur eine von vielen Torturen. Ich habe eine ganze Zeit lang gebraucht, bis ich dieses Leben so sehr gehasst hatte, dass ich Mutter wehtun und ›nein‹ sagen konnte. Mann, war das ein anderer Lebensstil. Soweit ich zurückdenken kann, war ich immer ein Lausebengel. Versteh das nicht falsch, ich wollte nie ein Junge sein, aber -«
Er schnaubte, was ihr tatsächlich ein gutes Gefühl gab.
»Unglücklicherweise«, fuhr sie fort, »ließ sich das irgendwann nicht mehr vor meiner Mutter verbergen. Ich kam ständig mit aufgeschlagenen Knien oder Ellenbogen nach Hause oder einem farbenprächtigen Bluterguss. Es hat sie wahnsinnig gemacht. Ich war auf den Schönheitswettbewerben das einzige Kind, das Make-up auf den Knien hatte.« Sie lachte.
»Ich hätte sie dir heil geküsst.«
»Oh, wie süß von dir«, sagte AJ mit einem bissigen Unterton, der ihn zum Lachen brachte. »Ich wusste einfach, dass ich das, was die Jungen auf dem Spielplatz machten, auch konnte. Meine Mutter allerdings hätte jede Eiskunstlaufmutter in den Schatten gestellt. Sie hatte nur ein einziges Ziel, und nichts, noch nicht einmal ich, konnte sie davon abhalten. Sie hat alles, was sie hatte, in meine Karriere gesteckt, hat jede wache Sekunde durchorganisiert. Und jede Sekunde meines Schlafs auch, mit Motivationskassetten.«
»Du lieber Gott.«
AJ zuckte die Schultern. »Sie ist mit der Trennung nicht zurechtgekommen. Sie gehört zu den Frauen, die einen Mann brauchen, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Sie und mein Vater haben sich nie scheiden lassen. Aber als sie sich getrennt haben, war ich ungefähr fünf. Dad zahlt immer noch ihre Rechnungen und gleicht ihr Konto aus. Unser
Haus bestand nur aus Rüschen und Blumen. Im Haus meines Vaters gab es Cordsofas und
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