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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Wohnzimmer Sekunden bevor das zuckende, spuckende Knäuel aus Fleisch, Fell und Bösartigkeit über die Türschwelle quoll. Er warf die Tür zu und schob den Riegel vor. Er hörte, wie sich die Katzen gegen die Füllung warfen, aber ihr Gewicht war zu gering, um die Tür aus dem Rahmen zu brechen. Buddy atmete auf. Er war gerettet. Er wandte sich um und erschrak bis ins Mark. Vor ihm standen mannshohe Käfige voller Katzen. Zwei Männer standen neben den Käfigen, sie machten sich an den Gittertüren zu schaffen. Die beiden nickten ihm zu. Sie waren wie Sporttaucher gekleidet. Schwarze Gummianzüge. Schreiend fuhr Buddy aus seinem Traum hoch. Er schlug auf das Kopfkissen ein, verhedderte sich in den Laken, drosch um sich, weinte und stöhnte, bis ihm schließlich klar wurde, daß es das Kissen war und keine Katze, was sich da unter seinem Würgegriff wand. »Ein Traum«, murmelte er. »Nur ein Traum.« Weil Buddy Nachtschicht arbeitete, schlief er tagsüber, und deshalb hatte seine Wohnung dicke Vorhänge, die kaum Licht durchließen. Er starrte ins Dunkel. Er tastete nach der Lampe. Er drückte auf den Knopf. Keine Katzen. Keine Männer in Taucheranzügen. Jetzt war er sicher, daß er alles nur geträumt hatte. Andererseits, der Traum hatte sich in den letzten drei Tagen sehr oft wiederholt. Vorsicht war am Platze. Buddy stand auf, tastete nach den Pantoffeln, die ihm drei Nummern zu groß waren, und schlurfte zur Küche. Er steckte den Finger in die Wasserhähne. Keine Katzen. Gut zu wissen. Der Schreck saß ihm in den Gliedern, obwohl es keine Katzen in der Wohnung gab. Die Sache mit den Katzen war ja nicht der einzige Alptraum. Buddy schlief schlecht in der letzten Zeit. Erbärmlich schlecht. Die Küchenuhr stand auf 12 Uhr 13. Buddy war an jenem Morgen um halb neun vom Wachdienst in der Sägemühle heimgekehrt. Sein Zeitplan war festgefügt. Um halb zehn ging er ins Bett, pünktlich wie ein Maurer. Er dachte nach. Drei Stunden. Wenn es wirklich erst 12 Uhr 13 war, dann hatte er nur knappe drei Stunden geschlafen. Er setzte sich an den Küchentisch und schlug die Zeitschrift auf, die er letzten Montag in Edison's General Store gekauft hatte. In der Zeitschrift waren Taucher abgebildet. Männer in Taucheranzügen. Merkwürdig, dachte er. Bewaffnete Sporttaucher. Und nachts. Nachts, wo es dunkel ist. Was wollen sie mit den Waffen im Wald? Nach was tauchen sie im Trinkwasserreservoir? Die Antwort? Es gab keine Antwort. Negativ. Negativ. Negativ. Negativ. Taucher. Taucher im Wald. Nachts. Verrückt. Ich kann's nicht lösen. Ich schaffe die Aufgabe nicht. Er beschloß zu duschen. Er würde duschen, und dann würde er sich anziehen. Er würde in Edison's General Store gehen. Es war Zeit, daß er mit Sam Edison sprach. Der würde eine Antwort wissen. Um 12 Uhr 5 machte Rya eine Beobachtung, die ihr zu denken gab. Ein Mann mit dicken Brillengläsern ging die Treppe zu Pauline Vicker's R00ming House hinauf. Ein Mann, der eine graue Hose und ein dunkelblaues Oberhemd trug. Sie kannte den Mann. Es war der Mann, der Bob Thorp den Befehl gegeben hatte, ihren Bruder zu ermorden. Um 12 Uhr 10 verbarg sich Rya in einem der Beichtstühle, die sich im hinteren Bereich des Kirchenschiffes befanden. Eine Woche zuvor war sie Ohrenzeuge eines Gesprächs gewesen, das Emma mit ihrem Mann, dem Polizeichef, führte. Es ging um den friday Lunch and Card Club, der sich jeden Freitag im Untergeschoß der Kirche traf. Von ihrem Versteck im Beichtstuhl konnte sie jetzt die Treppe sehen, die zum Untergeschoß hinunterführte. Die Mitglieder des Klubs kamen, zu zweit, zu dritt, auch einzeln. Um halb eins kam Emma Thorp, Rya erkannte sie schon von weitem, obwohl es so düster in der Kirche war. Als Emma die Treppe hinuntergegangen war, verließ das Mädchen sein Versteck. Sie erschrak, als ihr Blick auf das Kruzifix fiel. Der Gekreuzigte schien sie anzustarren, seine Augen folgten ihr durch die ganze Kirche. Du hättest Mutter vor dem Tod bewahren können, dachte sie. Du hättest Mark retten können. Warum läßt du zu, daß Menschen andere Menschen töten? Der Gekreuzigte antwortete ihr nicht. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, dachte sie. Ich werde jene bestrafen, die Marks Tod verschuldet haben. Ich werde sie zur Rechenschaft ziehen. Sie warf dem Kruzifix einen trotzigen Blick zu. Du wirst staunen. Dann spürte sie, wie der Schmerz ihr die Kehle zuschnürte. Die Tränen waren plötzlich sehr nahe. Sie blieb stehen und wartete, bis sie

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