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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zwei Stunden. Vielleicht auch drei. Spätestens in drei Stunden wird Annendale im Baumhaus nachsehen, wo sein Sohn bleibt. Entscheidungskraft. Kühnheit des Gedankens. Er schloß die Augen. Ich muß das Problem endgültig aus der Welt bringen, bevor Dawson was davon erfährt. Gleich nachdem Rya davongelaufen war, hatte er das Gedächtnis der Familie Thorp von unnützem Beiwerk gereinigt. Ein programmatisches Auslesen. Es gab keinen Mord mehr. Die Tafel war leergewischt. Und nun? Das ganze Projekt stand auf dem Spiel.
    Es war zu riskant, wenn die Thorps mit einer Gedächtnislücke von einer Stunde in der Welt herumliefen. Die Tafel mußte wieder beschriftet werden. Mit einem neuen, erfundenen Leben. Er begann mit der Frau. Den Jungen schickte er in sein Zimmer. Er saß da, den Blick auf Emmas Brüste gerichtet. Er dachte nach. »Emma, wie spät ist es?« Sie sah auf die Küchenuhr. »Zwanzig nach elf.«
    »Nein«, sagte er. »Du irrst dich. Es ist zwanzig nach neun. Es ist Frühstückszeit.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Sieh auf die Uhr. Wie spät ist es?«
    »Zwanzig nach neun«, sagte Emma. »Wo bist du?«
    »In meiner Küche.«
    »Wer ist sonst noch hier?«
    »Nur Sie und ich.«
    »Nein. Mich kannst du nicht sehen. Kannst du mich sehen, Emma?«
    »Nein.«
    »Aber du kannst mich hören. Und nun paß gut auf. Wenn unser kleines Gespräch vorüber ist, wirst du vergessen, daß du mit mir gesprochen hast. Ich werde dir sage, was heute morgen um zwanzig nach neun passiert ist. Du wirst glauben, es hat sich alles wirklich so ereignet. Ist das klar, Emma?«
    »Ja.«
    »Also gut. Wie spät ist es?«
    »Zwanzig Minuten nach neun.«
    »Wo bist du?«
    »In der Küche.«
    »Wer ist sonst noch da?«
    »Niemand.«
    »Bob und Jeremy sind da. Sie sitzen dir gegenüber.«
    »Bob und Jeremy sind da«, wiederholte sie. »Bob schaut dich an.« Sie lächelte.
    »Ihr drei seid beim Frühstück. »Frühstück.«
    »Spiegeleier, Toast, Orangensaft, Kaffee.«
    »Spiegeleier, Toast, Orangensaft, Kaffee.«
    »Nimm das Glas und trink.« Sie hob das leere Glas. Sie runzelte die Stirn. »Das Glas ist bis zum Rand mit dickem, kühlem Orangensaft gefüllt. Kannst du's sehen?«
    »Ja.«
    »Sieht appetitlich aus, nicht?«
    »Ja.«
    »Und jetzt trink, Emma.« Sie trank aus dem leeren Glas. Er mußte lachen. Die Macht... Es würde schon klappen. Niemand konnte ihn bremsen. Er war der Herr über die Hirne der Menschen. »Hat's geschmeckt, Emma?« Sie fuhr sich mit der Zunge auf der Oberlippe entlang. »Köstlich.« Hure, dachte er. Süße, kleine Hure.

3. Kapite l
    Mittags
    In Buddys Alptraum gab es zwei Männer, die das Trinkwasserreservoir oberhalb Black River mit Katzen füllten. Sie standen da, umhüllt von den Schatten der Nacht, und ließen eine Katze nach der anderen aus den Käfigen frei. Sie scheuchten die Tiere ins Wasser. Die Katzen, derart roh und rücksichtslos behandelt, gaben sich beleidigt. Aber das half ihnen nichts. Immer mehr Käfige wurden geöffnet, immer mehr Tiere ins Wasser gejagt. Der See schien zu kochen, soviel Katzen planschten darin herum. Streunende Katzen, Siamkatzen, Angorakatzen und solche mit geflecktem Fell, alte Katzen und Katzenjunge. Buddy hatte von der Sache wieder mal nichts gewußt. Er war in seiner Wohnung und drehte den Wasserhahn in der Küche auf. Statt Wasser quollen Katzen heraus. Dutzende von Katzen. Sie sprangen fauchend im Spülbecken umher, und Buddy wunderte sich, wie sie mit ihren dicken Bäuchen das Rohr passiert hatten. Irgendwie hatten sie's geschafft, sie hatten nicht nur die Siphons und Krümmungsstellen überwunden, sondern auch die Filter und Rattenfallen, mit denen das Trinkwassersystem versehen war. Die Katzen hieben mit scharfen Krallen aufeinander ein, fauchten, jaulten und heulten. Und dann kamen sie an der Wandung des Porzellanbeckens hochgeklettert. Der Platz, den sie freigaben, füllte sich mit neuen Katzen, die aus dem Hahn quollen. Sie hatten den Schrank erklommen. Sie saßen auf der Anrichte, auf dem Brotkasten und auf dem Ständer, wo die Teller trockneten. Sie breiteten sich über den Boden der Küche aus wie eine Springflut. Als Buddy hinausgehen wollte, sprang ihm eine Katze auf den Rücken. Er ergriff sie und warf sie gegen die Wand. Die anderen Katzen fanden das nicht so gut. Sie fanden es grausam. Sie bildeten eine Katzengasse um Buddy. Sie ließen ihn Spießruten laufen. Sie spuckten und hieben mit ihren scharfen Krallen nach ihm. Er ergriff die Flucht. Er erreichte das

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