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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und ihn töten. Einen Mann wie Salsbury kannst du nur ausschalten, indem du ihn tötest. Wir müßten zuvor aus ihm herauskriegen, wer sonst noch in das Testprojekt eingeweiht ist. Wir müßten alle Menschen töten, die von der Formel der Droge Kenntnis haben. Auch jene, die über das geheime Verbreitungssystem für die unterschwelligen Botschaften Bescheid wissen. Zwei Morde. Drei Morde. Vielleicht Dutzende.«
    »Und keiner von uns ist ein Killer«, sagte Jenny. »Du verkennst die Natur des Menschen«, sagte Paul. »JederMensch ist ein potentieller Mörder. Wenn es ums Überleben geht, tötet er. Und hier geht's ums Überleben.«
    »Ich habe Menschen im Krieg getötet, als Soldat«, sagte Sam. »Ich auch«, sagte Paul. »Ein anderer Krieg, aber die Handlung war die gleiche.«
    »Das hier ist etwas anderes«, sagte Jenny. »Es ist nichts anderes«, widersprach ihr Paul. »Wir sind im Krieg. In einem Krieg, den uns Salsbury aufgezwungen hat.« Ihr Blick suchte seine Hände. Sie stellte sich vor, wie diese Hände aussahen, wenn sie ein Messer oder ein Gewehr hielten, wenn sich die Finger um die Gurgel eines Menschen schlossen. Er erriet ihre Gedanken. Er hob seine Hände und betrachtete sie. So ähnlich war es, wenn er sich die Hände wusch, nachdem er ein krankes Tier behandelt hatte. Seine Gedanken wanderten in solchen Augenblicken nach Südostasien zurück. Zu wissen, daß er diese Hände zum Töten als auch zum Heilen benutzen konnte, war eine Last, die ihn befangen machte. Man wusch sich, und die Hände waren sauber, ob man damit einen Menschen geliebt oder getötet hatte, sie waren sauber. Die Moralbegriffe, dem Menschen archetypisch mitgegeben, waren Segen und Fluch zugleich. Segen, weil sie es dem Menschengeschlecht ermöglichten, die meiste Zeit in Harmonie miteinander zu leben. Fluch, weil sie ein schlechtes Gewissen zeugten, wenn der Mensch, um zu überleben, einen anderen Menschen tötete. Das Gewissen kümmerte sich nicht darum, ob die Tat erforderlich, ob sie unvermeidbar war. »Wir leben am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts«, dachte er. »Um zu überleben, müssen wir unsere Entscheidungen mit der kühlen Intelligenz einer Maschine treffen.« Edel zu handeln, war den Schwachen vorbehalten, jenen, die von der Woge des Neuen zerschmettert wurden.
    »Die anderen oder wir«, sagte er. »Der Schlachtruf der Wahnsinnigen. Nur ist es diesmal nicht der Täter, der's sagt, sondern das Opfer. Die Bedrohung ist Wirklichkeit.« Jenny schien die Idee akzeptiert zu haben, daß man Morde in Kauf nehmen würde, wenn es um die Ausschaltung Salsburys ging. Wie fast alle Menschen, so hatte auch sie schon Lust verspürt, einen anderen Menschen zu töten. Sie hatte der Versuchung widerstanden. Inzwischen lag die Situation anders. Mord war der einzige Ausweg, um zu überleben. Der Schutz, den Jenny um sich aufgebaut hatte, war zerbrochen. Sie sah Paul in die Augen. »Nehmen wir einmal an, wir können uns dazu bringen, Salsbury zu töten. Wie sollten wir das anfangen? Er hat mit den Programmierten Hunderte von Leibwächtern, die ihn bis zur Selbstaufgabe verteidigen werden. Er kann jeden dieser Menschen zum Killer werden lassen, sie folgen willenlos seinen Befehlen. Was tun? Ist es richtig, wenn wir hier sitzen bleiben und abwarten, ob es vielleicht so gut ist, zu einem Schwätzchen hereinzuschauen?« Sam hatte den Jahresband der psychologischen Zeitschrift in die Lücke im Bücherschrank zurückgeschoben. »Mir fällt da was ein...« Seine Augen irrten von Jenny zu Paul. »Was meint ihr, was tat Salsbury, als er Rya im Türrahmen stehen sah? Was tat er als erstes?«
    »Er stürzte sich auf sie und versuchte sie festzuhalten«, sagte Jenny. »Falsch.«
    »Er gab Bob Thorp den Befehl, sie zu töten.«
    »Auch falsch. Überlegt doch mal. Salsbury konnte doch davon ausgehen, daß Rya programmiert war, daß sie wie die anderen Zombies reagieren würde.« Jenny sog den Atem durch die Schneidezähne. »Der Code«, sagte sie leise. »Er hat die Codeworte gebraucht, so wie er es in seinem Artikel beschrieben hat. Er war sicher, er könnte sie erschließen, so war doch der Ausdruck. Wenn er sie erschloß, hatte er völlige Kontrolle über sie, sie würde ihm dann nicht mehr weglaufen.« Jenny schloß die Augen. »Und das bedeutet, Rya muß die Codeworte gehört haben.«
    »Wenn es so ist, und wenn sie sich an die Codeworte erinnert, dann werden wir Black River kontrollieren, wir werden Salsbury den Ort wieder abnehmen. Die Leute

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