In der Kälte der Nacht
Lächeln auf seine Züge, wie Salsbury es ihm bei der Programmierung angewiesen hatte. »Es gibt um diese Jahreszeit immer eine ganze Serie von Gewittern. Die Gewitter sind wie ein Ball, der von einer Bergwand zur anderen fliegt, bis er schließlich einen Ausweg aus dem Tal findet.« Salsbury dachte an Dawson und den Hubschrauber. Es war nicht gut, wenn es regnete. Gar nicht gut. »Seit wann sind Sie Meteorologe?« fragte er scharf. »Ich bin kein Meteorologe, aber ich habe mein ganzes Leben in Black River gewohnt, ich kenne das Wetter, ich habe Hunderte von diesen Gewittern erlebt, und ich sage Ihnen. ..«
»Ich habe gesagt, der Regen ist zu Ende!« donnerte Salsbury. »Es gibt kein Gewitter mehr. Schluß, aus, fertig. Haben Sie mich verstanden?« Thorp nickte. »Es gibt kein Gewitter mehr.«
»Ich will, daß der Regen zu Ende ist, und der Regen ist zu Ende«, sagte Salsbury streitsüchtig. »Habe ich recht?«
»Natürlich.«
»Der Regen ist zu Ende.«
»Ganz recht.«
»Dummer Bulle!« Thorp schwieg. »Sind Sie ein dummer Bulle, ja oder nein?«
»Ich bin nicht dumm.«
»Ich habe eben gesagt, daß Sie dumm sind. Haben Sie's nicht gehört? Sie sind dumm wie Bohnenstroh. Nun, Thorp?«
»Sie haben recht.«
»Sagen Sie's.«
»Was?«
»Daß Sie dumm wie Bohnenstroh sind.«
»Ich bin dumm wie Bohnenstroh.« Salsbury war an das Fenster zurückgekehrt und starrte mißmutig auf die kobaltblauen Gewitterwolken. »Thorp«, sagte er beiläufig, »gehen Sie für mich zu Pauline Vicker s R00ming House. «
Der Polizeichef stand auf. »Mein Zimmer dort ist im ersten Stock, die erste Tür rechts, wenn Sie von der Treppe kommen. Die Tür ist offen. Auf dem Bett steht eine Ledertasche. Holen Sie mir diese Ledertasche.«
16 Uhr 55
Die vier im General Store hatten den rückwärtigen Ausgang erreicht. Sam hatte die Tür geöffnet, als sich drüben, in zwanzig Schritten Entfernung, ein Mann aus dem Schatten der Fliederbüsche löste. Der Mann trug einen dunklen Regenmantel. Er hielt eine doppelläufige Schrotflinte in den Händen. »Kennst du den Mann?« fragte Paul. Seine Frage war an Jenny gerichtet. »Das ist Harry Thurston. Er ist Vorarbeiter im Sägewerk. Ein Nachbar.« Rya stand an ihren Vater gelehnt, ihre Hand umklammerte die Knopfleiste seines Hemdes. Ihr Vertrauen in die Welt der Erwachsenen war erschüttert, seit sie gesehen hatte, wie Bob Thorp ihren Bruder umbrachte. Angstvoll musterte sie den Mann, der mit vorsichtigen Schritten, den Blick auf die Tür gerichtet, näherkam. »Wird der Mann uns töten?« Paul legte ihr die Hand auf die Schulter. »Niemand wird getötet.« Er spürte selbst, wie hohl es klang.
Zu den Artikeln, die Sam Edison im General Store verkaufte, gehörten Waffen, und so brauchten sie dem Posten, den Salsbury aufgestellt hatte, nicht wehrlos gegenübertreten. Jenny hielt ein geladenes Gewehr in der Hand, Sam und Paul sich mit Smith & Wesson-Revolvern 357 Combat Magnum bewaffnet, die sie mit 38erMunition geladen hatten. Die Läufe der Waffe waren zu Boden gerichtet. Wenn es möglich war, würden sie einen Schußwechsel vermeiden. »Ich spreche mit ihm«, sagte Sam. Er überquerte die überdachte Veranda, die um das ganze Geschäft lief, und wollte die Stufen hinuntergehen, als der Mann seine Schrotflinte hob. »Halt! Stehenbleiben!« Er hielt den Lauf auf Sams Brust gerichtet, der Finger lag am Abzug. Paul warf Jenny einen Blick zu. Sie stand da und biß sich auf die Lippen. Er sah ihr an, daß sie Harry Thurston am liebsten den Kolben auf den Kopf geschlagen hätte. Ein Schußwechsel wäre die Folge gewesen. Paul stellte sich vor, wie die Patronen explodierten. Der Rauch quoll aus den Mündungen. »Nur mit der Ruhe, Harry«, hörte er Sam sagen. Jenny nickte. Sam war auf der untersten Stufe angekommen. Er war noch zwanzig Schritt von dem Mann mit der Schrotflinte entfernt, als er ihm die Hand entgegenstreckte. Thurston schüttelte den Kopf. »Harry«, sagte Sam. Thurston hielt die Flinte auf ihn gerichtet. Sein Gesicht war wie eine Maske. »Tag, Sam«, quetschte er hervor. »Was machst du denn in meinem Garten?«
»Das weißt du doch«, sagte Thurston. »Weiß ich leider nicht.«
»Ich bewache euch.«
»Du bewachst uns? Warum?«
»Damit ihr nicht flieht.«
»Du willst verhindern, daß wir unser eigenes Haus verlassen, unser eigenes Grundstück?« Auf Sams Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Ich bewache euch, damit ihr nicht flieht.«
»Wer bist du denn, daß du uns bewachen
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