In der Mitte des Lebens
festhalten, das sie aus der Schöpfungsgeschichte ableiten. Die Bibel erzählt
auf ihren ersten Seiten, wie Gott den Menschen als Paar geschaffen hat, als Beziehungswesen, als aufeinander bezogen. Um Familien zu unterstützen, gibt es
im Bereich der Kindererziehung ein großes kirchliches Engagement von Kindergottesdienst und Krabbelgruppen in Kirchengemeinden bis zu evangelischen
Kindergärten. Das ist gut so. Auch vonseiten des Staates passiert hier zurzeit einiges an Förderung, und es besteht in der Tat ein lange verschleppter
Nachholbedarf. Politisch gehandelt wird aber sicher nicht zuallererst, um Väter zu fördern, sondern weil die Öffentlichkeit alarmiert ist über den
Rückgang der Geburtenzahlen.
Eine neue Studie 41 stellt nun fest, dass eine Veränderung im Gange ist, die sich auf das Zusammenleben von
Männern und Frauen in Partnerschaften auswirkt. Vier unterschiedliche »Männertypen« identifiziert sie: 27 Prozent der Befragten lassen sich dem
»teiltraditionellen« Typus zuordnen. Er galt vor zehn Jahren noch als traditionell und hat sich mittlerweile in seinen Einstellungen
modernisiert. Außerdem wird diese Gruppe stetig kleiner (1998: 30 Prozent). Sah sich dieser Männertyp vor zehn Jahren noch als alleinigen Ernährer der
Familie, erkennt er jetzt dieBerufstätigkeit von Frauen und Müttern stärker an und betrachtet sie nicht als etwas Negatives. Der
»moderne« Mann, der für eine gleichberechtigte partnerschaftliche Arbeitsteilung von beruflichem und familiärem Leben ist, engagiert sich auch besonders
in seiner Vaterrolle. Dieser Typus stellt nach wie vor die kleinste Gruppe (19 Prozent) dar, er ist im Vergleich zu 1998 um zwei Prozentpunkte
gewachsen. Außerdem gibt es einen »balancierenden« Männertyp (24 Prozent), der sich aus den traditionellen und modernen Werten herausfiltert, was in sein
Lebenskonzept passt. Die größte Gruppe (30 Prozent) bildet schließlich der sogenannte »suchende« Mann: Er hat seinen festen Platz in der Gesellschaft, in
Familie und Beruf noch nicht gefunden, ist unsicher, ob er eher traditionellen oder modernen Vorstellungen zustimmen soll. Nur noch 54 Prozent der Männer
sind der Meinung, dass Frauen von Natur aus besser geeignet sind, Kinder zu erziehen, 1998 waren es noch 65 Prozent. Außerdem befürworten mittlerweile 58
Prozent der Männer, dass Mann und Frau zum Haushaltseinkommen beitragen, 1998 waren es noch 54 Prozent. Gerade die Männer mit modernem Familienbild halten
die Ehe für eine Institution mit Zukunft. So sind nur 13 Prozent des modernen Männertyps der Meinung, dass die Ehe eine überholte Einrichtung ist. Dagegen
glauben 35 Prozent der teiltraditionellen Männer nicht an die Zukunftsfähigkeit der Ehe. Die Aussage »Für einen Mann ist es eine Zumutung, zur Betreuung
seines kleinen Kindes zu Haus zu bleiben«, fand 1998 bei 27 Prozent aller Männer Zustimmung, zehn Jahre später sind es noch 25 Prozent.
Es verändert sich also etwas bei den Männern, wenn auch nur langsam. Es gibt offenbar eine grundsätzliche Verunsicherung darüber, wie ein gelingender
Lebensentwurf aussieht, weil diese Bilder im Wandel begriffen sind. Wir brauchen Mut, neue Wege zu gehen, neue Verbindlichkeiten zu finden, die Ehe zu
wagen, aber auch das Single-Leben zu respektieren; Menschen zu ermutigen, Kinder zu kriegen, und Menschen ohne Kinder nicht herabzustufen, das gehört zum
Ausbalancieren in der Mitte des Lebens.Das Zusammenleben von Menschen und die Familienformen verändern sich, auch das ist deutlich. Das
muss gar nicht gleich Anlass für Verfallstheorien sein – solche Veränderungen sind auf die zurückliegenden Jahrhunderte betrachtet ein normales
Phänomen.
In der Mitte des Lebens müssen wir uns auch dem möglichen Scheitern von Beziehungen stellen. Ich selbst wollte das mit Blick auf meine eigene Ehe lange nicht wahr haben und habe viele Jahre gebraucht, mir einzugestehen, dass mein damaliger Mann und ich nicht zusammen alt werden können. Es war ein schmerzhafter Prozess, bis ich zu der inneren Überzeugung gelangte: Ich kann so nicht leben, und ich habe auch nicht mehr die Kraft, nach außen die Fassade einer gelingenden Beziehung aufrecht zu erhalten. Nach der inneren Klärung hatte ich den Mut, die äußere durchzustehen. Aber das war keine leichte Zeit, zumal die massive Verurteilung durch andere sofort folgte. Die Gründe für das Scheitern einer Ehe können vielfältig sein. Ich finde, sie
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