In der Oase des Scheichs
begreifen, was diese Firmenzusammenführung für uns alle bedeutet. Ja, Sie kommen mit!“
Sie schien keine Wahl zu haben. Vielleicht war es ja wirklich eine unwiederbringliche Chance, seine Welt zu erleben. Und wie sollte sie ihm etwas abschlagen, wenn er sie so anblickte? Seine braunen Augen leuchteten, und sie konnte den Blick nicht abwenden. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn, bis er es mit einer ungeduldigen Bewegung zurückstrich. Alles an ihm strahlte Entschlossenheit aus. Menschen, die ihn nicht näher kannten, hielten ihn oft für arrogant, denn wenn Samir Al-Hamri etwas wollte, dann bekam er es auch.
„Also gut, ich komme mit“, gab sie nach.
„Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“
Natürlich wusste er das. Als ob ich ihn je im Stich gelassen hätte. Egal, um was es geht, Überstunden, Besorgungen oder Ausreden ausdenken, auf mich kann er zählen.
„Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee.“ Sie verspürte das dringende Bedürfnis, sich aus seiner Nähe zu entfernen, bevor sie überhaupt nicht mehr klar denken konnte. „Möchten Sie auch einen?“
„Ja, gerne. Mit Milch und zwei Löffeln Zucker.“
Trotz ihrer Verwirrung musste sie lächeln. Glaubte er im Ernst, dass sie nach zwei Jahren immer noch nicht wusste, wie er seinen Kaffee trank? Dass er Sandwiches lieber mit Senf als mit Mayonnaise aß, Merlot ihm besser schmeckte als Cabernet, er lieber in den Zirkus als in die Oper ging und Schumann ihm besser gefiel als Strawinsky?
„Ach ja, Claudia!“
Sie blieb an der Tür stehen und wandte sich um.
„Noch etwas. Während unseres Aufenthalts in Tazzatine werde ich mich verloben.“
Automatisch griff sie nach der Türklinke. Vor ihren Augen drehte sich alles. Würde sie ohnmächtig werden? Sie zwang sich, tief durchzuatmen und sich nichts anmerken zu lassen.
„Herzlichen Glückwunsch!“, brachte sie hervor. Was sollte sie auch sagen? „Das ist eine … ziemliche Überraschung.“
„Für mich nicht. Die Sache ist schon lange geplant. Unsere Familien sind seit jeher befreundet. Es handelt sich nur um eine Formalität.“
„Nur eine Formalität“, murmelte sie. „Wie schön.“
Irgendwie schaffte sie es bis zu einem der Ledersessel, die an der Wand ihres Büros standen, und ließ sich in einen davon sinken. Nur für einen Augenblick. Nur bis ich wieder Luft bekomme und meine Beine nicht mehr so zittern, dachte sie. Mit großer Anstrengung gelang es ihr, höfliches Interesse zu mimen, nicht mehr und nicht weniger.
„Sie werden sich verloben“, wiederholte sie, als würde die Tatsache dadurch begreiflicher. Vielleicht hatte sie sich verhört. Wie sollte er das alles geplant haben, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hätte. Seine gesamte Korrespondenz ging über ihren Schreibtisch. Sie nahm alle Anrufe entgegen, bearbeitete seine E-Mails. „Wer ist sie?“
„Sie heißt Zahara Odalya.“ Er holte ein Foto aus seiner Westentasche. Er hatte tatsächlich ein Bild von ihr dabei. Claudia musste gegen eine aufkommende Übelkeit ankämpfen. Sie konnte es nicht glauben. Man würde doch nur das Foto einer Frau einstecken, wenn man sie liebte. Ihr Chef war verliebt. Alles sprach dafür. Sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt.
„Hier.“ Er reichte ihr das Bild einer aufregend attraktiven Frau mit langem dunklem Haar, makellosem Teint und einem unergründlichen Ausdruck in den Augen.
„Oh, sie ist wunderschön.“ Wie viel Selbstbeherrschung sie dieser kurze Satz kostete, würde er nie erfahren.
„Anscheinend.“
„Sie haben sie länger nicht gesehen?“
„Sehr lange. Wir haben als Kinder zusammen gespielt. Damals war sie oft bei meiner Schwester. Später ging sie in London zur Schule. Ich war damals in Paris. Wir haben uns nie mehr getroffen.“
„Kaum zu glauben, dass sie nicht schon längst geheiratet hat“, murmelte Claudia. Eine Frau mit diesem Aussehen und aus einer der besten Familien der arabischen Welt stammend. Es war kaum vorstellbar.
Er nahm ihr das Foto aus der Hand und betrachtete es nachdenklich. „Ja, es ist verwunderlich. Aber vielleicht hat sie auf mich gewartet. Das wird es sein.“ Er zuckte die Schultern. „Es ist eine gute Verbindung. Tradition und Familie sind das Wichtigste in unserer Welt. Sie werden das bald selbst erleben.“
Auf keinen Fall! Sie würde nicht um die halbe Welt reisen, um dabei zu sein, wenn ihr Chef sich mit einer Frau verlobte, die er nicht liebte. Sie war eine loyale Angestellte, aber das musste sie sich
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