In der Oase unserer Traeume
Gesicht. „Nein, außer an diesem einen Tag habe ich sie immer nur im Büro gesehen. Und glaub mir, sie hat nicht erfreut reagiert, als ich sie danach abgewiesen habe.“ Sein Mund wurde schmal, als fiele es ihm schwer, die nächsten Worte auszusprechen. „In jener Nacht habe ich mich sinnlos betrunken. Zum ersten und letzten Mal in meinem Leben.“
Jamilah befreite sich aus seinen Armen und trat zurück. Ihre Erleichterung war so groß, dass ihre Knie drohten, unter ihr nachzugeben. Sie wusste, dass Salman nicht lügen würde. Sein Geständnis riss ein weiteres Stück der Mauer ein, die sie gegen ihn errichtet hatte, um sich vor noch größerem Schmerz zu schützen.
Inzwischen hatte sie viel über die Gründe erfahren, warum er sie damals in Paris fortgeschickt hatte. So viel mehr als reine Grausamkeit hatte dahintergesteckt, dass es Jamilah schwerfiel, ihre Wut auf ihn aufrechtzuerhalten.
Und doch konnte er ihr keine gemeinsame Zukunft versprechen. Er begehrte sie, das war nicht zu übersehen, aber irgendwann würde er sie noch einmal fortschicken. Diesmal hatte er sie früh genug gewarnt.
Jamilah nahm all ihre Kraft zusammen. „Ich werde dir keine drei Tage geben, Salman. Glaub mir, ich habe jetzt Verstand genug für uns beide. Du bist einfach nur gelangweilt und ärgerlich, weil du einmal im Leben nicht bekommst, was du haben möchtest.“
Salman ging auf sie zu. Er legte beide Hände um ihre schmale Taille und zog sie zu sich heran. „Es wird langsam langweilig, dass du in mir nichts als einen verantwortungslosen Playboy siehst. Ich brauche dich, Jamilah, und das hier …“ Er zeigte in einer ausholenden Bewegung um sich. „… das hier ist weit mehr als ein oberflächliches Vergnügen.“
Jamilah machte sich in seiner Umarmung steif, aber das schlechte Gewissen nagte an ihr. In den vergangenen Wochen hatte sie so viel über Salman erfahren, dass sie ihn nicht länger als oberflächlichen Frauenhelden abstempeln konnte.
Doch gerade deshalb durfte sie ihm nicht nachgeben. Sie reckte ihr Kinn empor. „Was soll ich denn bitte sonst denken, wenn du deine Position als Scheich ausnutzt, um zu bekommen, was du willst?“
Ihre Worte trafen Salman tief, aber er ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Es hatte lange gedauert, bis er es sich eingestehen konnte, aber Jamilah war schon immer ein Teil seines Lebens gewesen. Selbst wenn sie nicht bei ihm gewesen war, hatte er sie vermisst.
Früher hatte er sich schuldig gefühlt, weil er sie begehrt hatte. An dem Tag, als er Merkazad verlassen hatte, war sie sechzehn Jahre alt gewesen. Er hatte damals nur ihre Wange berührt, doch wie sehr hatte er mit sich kämpfen müssen, um sie nicht zu küssen!
„Ich will dich, Jamilah“, sagte er heiser. „Das ist alles, was jetzt noch zählt. Wir sind allein und meilenweit von der Zivilisation entfernt.“
Salman ahnte nicht, wie verführerisch diese Worte für Jamilah waren, wie oft sie aus Träumen erwacht war, in denen er nach Merkazad zurückgekommen war und sie auf genau solch wilde Abenteuer entführt hatte.
„Die Nacht ist hereingebrochen“, sagte er plötzlich ruhig. Seine Stimme hatte ihre Leidenschaft verloren.
Jamilah blinzelte irritiert. Durch die zurückgebundenen Zelttüren konnte sie sehen, dass es dunkel geworden war. Sterne leuchteten am nachtschwarzen Himmel. Tief zwischen ihnen hing die schmale Sichel des Mondes. Nur die schrillen Schreie eines Nachtvogels zerrissen die Stille.
„Du bist bestimmt müde und hungrig. Wieso machst du dich nicht frisch, und dann essen wir?“, schlug Salman vor.
Er klang so vernünftig, als wäre ihre Situation ganz normal, und nicht, als hätte er sie gegen ihren Willen an diesen abgelegenen, magischen Ort entführt.
Jamilah sah zu, wie er zu der anderen Seite des Zeltes hinüberging und eine kleine Truhe mit goldenen Beschlägen aufnahm.
Er legte die Truhe auf das Bett und drehte sich zu Jamilah um. „Ich habe dir ein paar Sachen zum Anziehen mitgebracht.“ Seine Stimme klang rau.
Salmans Dreistigkeit ärgerte Jamilah. Sie würde nicht länger sein Spielball sein! Aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr seine romantische Geste irgendwie gefiel.
„Ich werde meine eigene Kleidung tragen, Salman“, erwiderte sie trotzig. „Das hier ist doch lächerlich. Ich bin nicht deine Geliebte!“ Ihr Mund wurde schmal. „Aber ich bin müde und hungrig. Und ganz offensichtlich muss ich die Nacht hier verbringen. Also werde ich duschen und
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