In der Oase unserer Traeume
musste. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich keinen Zentimeter bewegen können.
Dann drehte Salman sich ganz langsam zu ihr um, und die Welt um sie herum schrumpfte zu diesem winzigen Punkt und zu diesem ganz besonderen Zelt. Nur Salman und das lodernde Verlangen zwischen ihnen existierten noch.
„Jamilah“, flüsterte er heiser.
Beim Klang seiner Stimme wurden ihre Knie weich.
„Jamilah, ich brauche dich.“
Und ich brauche dich, dachte sie verzweifelt. Ich brauche dich, um atmen, um leben zu können. Doch sie schüttelte ihren Kopf. „Ich kann nicht, Salman“, rief sie aus. Sie war selbst überrascht, dass ihre Stimme ihr gehorchte. „Ich werde nicht noch einmal mit dir schlafen!“
Endlich konnte sie ihre Beine wieder bewegen. Mit einem herzzerreißenden Aufschluchzen wandte sie sich ab, um der Versuchung widerstehen zu können. Sie zitterte am ganzen Körper. Wenn er es jetzt schaffte, sie zu verführen, würde sie niemals über ihn hinwegkommen.
Nach der letzten Trennung hatte sie Jahre gebraucht, um wieder lachen zu können oder gar eine Einladung von einem anderen Mann anzunehmen. Wenn Salman sie noch einmal verließ, würde er für immer die Freude aus ihrem Leben mit sich nehmen.
Mit erstaunlicher Sanftheit legte Salman seine starken Hände auf Jamilahs bebende Schultern und drehte sie herum. Zu ihrem Ärger fühlte sie, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen und drohten überzufließen.
„Bitte, mein Liebling, weine nicht“, sagte Salman gequält.
Eine lebhafte Erinnerung an den Tag am Grab ihrer Eltern stieg in Jamilah auf. Sie erinnerte sich, wie Salman ihr gesagt hatte, sie solle nicht weinen, sondern stark sein. Sie blickte zu ihm auf, und die Vergangenheit wurde eins mit der Gegenwart.
Ihr Herz schlug schnell. Sie liebte diesen Mann. Sie liebte ihn mit einer solchen Intensität, dass alles, was sie bisher gefühlt hatte, plötzlich unwichtig erschien. Es ist längst zu spät, um noch wegzulaufen, erkannte sie.
Tränen strömten über ihre Wangen, als sie spürte, wie etwas in ihr nachgab. Das hier war womöglich alles, was ihr bleiben würde, um sich zu erinnern. Diese Oase in der felsigen Wüste, dieser eine Moment … Wollte sie wirklich darauf verzichten?
In Salmans Augen standen tiefe Verzweiflung und noch ein anderes Gefühl, das Jamilah bei ihm noch nie gesehen hatte. In ihrem Kopf drehte sich plötzlich alles. Konnte es sein …?
„Es tut mir so entsetzlich leid, Jamilah“, flüsterte er. „Ich hatte nie vor, dich zu quälen. Ich dachte doch nur, dass du mich genauso sehr willst wie ich dich. Ich habe geglaubt, du widersetzt dich deinem Begehren nur, um mir heimzuzahlen, was ich dir angetan habe. Weil du jetzt weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr du mich verletzen kannst. Aber hab keine Angst, mein Liebes, ich werde dich nicht länger bedrängen.“
Unter Salmans zärtlichen Worten löste sich Jamilahs letzter Widerstand auf. Sie vertraute darauf, dass er das Zelt wirklich ihr überlassen würde. Sie musste es nur sagen. Doch plötzlich war es das Letzte, was sie sich wünschte. Dass er bereit war, seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse für sie zurückzustellen, machte ihn noch unwiderstehlicher.
Vor genau dieser Situation hatte sie sich am meisten gefürchtet. Jetzt, nachdem sie sein dunkelstes Geheimnis und die Abgründe seiner Seele kennengelernt hatte, war sie nicht mehr in der Lage, ihm noch länger auszuweichen. Wie gern würde sie Salmans Wunden heilen!
Stumm schüttelte sie den Kopf. Wie konnte er denken, dass sie sich an ihm rächen wollte? Glaubte er wirklich, dass sie deshalb so widerspenstig gewesen war?
Sie hob ihre Hände zu seinem Gesicht. Sanft streichelte sie über seine Wangen und seine Stirn. Sie konnte fühlen, wie er sich anspannte und sein Atem unregelmäßig wurde.
„Nein, Salman. Rache war nicht der Grund für mein Verhalten“, sagte sie sehr leise, auch wenn sie wusste, dass der Tag kommen würde, an dem sie die Konsequenzen dieser Entscheidung tragen musste. Doch nicht heute Nacht.
Jetzt zählte nur, dass sie Salman so sehr begehrte wie noch nie. Das Eingeständnis seiner Verletzlichkeit klang noch immer in ihren Ohren und erregte sie mehr als alles, was er jemals zuvor gesagt oder getan hatte.
„Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig“, fuhr sie zärtlich fort. „Das Einzige, was zählt, ist das Hier und Jetzt. Ich kann und will dir nicht mehr länger widerstehen.“
Sie schmiegte sich so eng an ihn, dass sie
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