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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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ist uneinnehmbar. Es kann nicht erfolgreich belagert werden. Warum hat er die Truppen überhaupt in die Oase geschickt?«
    »Um sie vor dir geheim zu halten«, antwortete Ramose unverzüglich. »Es wäre unendlich mühsam gewesen, sie alle nach Waset mitzunehmen und sie nach Rückgang des Hochwassers wieder zurückzuführen. Außerdem sind sie noch immer ein Pöbelhaufen. Hor-Aha hat einen Winter und viel Platz gebraucht, um sie weiter auszubilden.«
    »Wir haben bereits Phamenoth«, sagte Pezedchu. »Zwei Monate gehen schon von der Zeit für Feldzüge ab. Warum hat sich Kamose nicht gerührt?« Ramose begegnete seinem forschenden Blick gelassen.
    »Weil die Männer noch nicht ganz bereit sind und weil sich die Fürsten gestritten haben«, sagte er knapp. »Sie grollen Hor-Aha. Jeder möchte über ihn gestellt werden. Als Kamose gekommen ist, musste er eine kleine Meuterei beilegen.« Apophis lachte zufrieden, doch Pezedchus Miene veränderte sich nicht.
    »Du bist auf einmal sehr großzügig mit deinen Informationen, Ramose.« Das war beinahe geflüstert. Ramose fuhr zurück.
    »Ich habe meinen Gebieter wegen einer Frau verraten«, sagte er schlicht. »Warum sollte ich mich da noch zieren? Mein Ka dürfte in Osiris’ Gerichtssaal ungünstig gewogen werden.«
    »Das hängt davon ab, wessen Sache gerecht ist«, sagte Apophis ungeduldig. »Ich frage mich, wie lange Kamose noch bleibt, wo er ist?« Er warf Pezedchu einen Blick zu, und dieser Blick war nachdenklich. Pezedchu schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein König.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich diesem Mann nicht traue.« Er zeigte auf Ramose.
    »Ich auch nicht, aber Yamusas Aussage stimmt mit dem überein, was wir gehört haben. Kamose ist dort. Sein Heer ist dort. Die Oase lässt sich nicht verteidigen, steht allen offen. Binnen elf Tagen könnten wir mit doppelt so viel Mann über Kamose herfallen und ihn vernichten.«
    »Nein!« Pezedchu war aufgestanden. »Hör auf mich, Starker Stier. Hier in der Stadt bist du sicher. Tausende deiner Soldaten sind sicher. Kamose kann gefahrlos geschlagen werden. Solange wir nur geduldig ausharren und er an einer ergebnislosen Belagerung nach der anderen verblutet, können wir zu guter Letzt Ägypten wieder regieren. Lass dich nicht in Versuchung führen!« Als Antwort fiel Apophis’ Finger auf die Landkarte.
    »Vom Delta nach Ta-sche: sechs Tage. Von dort zur Oase: weitere vier. Überlege doch, Pezedchu. Ich könnte in zwei Wochen gesiegt haben. Wo ist da ein Risiko? Es gibt kein Risiko. Wir stürzen uns auf die Oase, schlachten den Abschaum ab, marschieren vier weitere Tage und überrumpeln die Truppen in Het nefer Apu.«
    »Wasser, Majestät.«
    »Aber in Ta-sche ist Wasser, Wasser in der Oase, Wasser im Nil.«
    »Und angenommen, Kamose wartet auf uns? Frisch und ausgeruht, während wir von Ta-sche vier Tage lang durch die verfluchte Wüste marschiert sind?«
    »Wir könnten ihn allein schon durch unsere Zahl schlagen.« Apophis lehnte sich zurück. »Selbst wenn Ramose hinsichtlich der Truppenstärke lügt und Yamusas Blick getrogen hat, haben wir so viele Soldaten, dass uns ein erfolgreicher Ausgang gewiss ist. Die Götter haben uns eine kostbare Gelegenheit geschenkt. In der Oase würden wir Kamose in einer offenen Feldschlacht gegenübertreten, den Vorteil auf unserer Seite haben und gewinnen.«
    »Diese Waghalsigkeit passt nicht zu dir, Majestät«, protestierte Pezedchu. Apophis öffnete schon den Mund zu einer Entgegnung, als Nehmen mit einem Gefolge beladener Diener eintrat. Apophis winkte.
    »Du darfst auch essen, Ramose«, sagte er. Ramose war trotz seines mageren Frühstücks nicht hungrig, doch er wollte nicht hochmütig wirken. Und so nahm er höflich ein paar Bissen von dem Mahl.
    »Wie gut bewaffnet sind Kamoses Truppen?«, fragte Kethuna. Er holte das Fruchtfleisch aus einem Granatapfel, häufte die durchsichtigen roten Samen auf seinen Löffel.
    »Sie haben genommen, was immer Kamose bekommen konnte«, sagte Ramose. »Später haben sie die Garnisonen und Festungen geplündert und die Äxte, Schwerter, Bogen, Streitwagen und Pferde mitgenommen, die sie in Neferusi und Nag-Ta-Hert gefunden haben. Das Problem meines Gebieters ist, die Bauern in ihrem Gebrauch zu unterweisen. Nur bei den Medjai und Kamoses Soldaten aus Waset war das nicht nötig.« Er erläuterte das nicht weiter, denn er wusste, dass sich seine Zuhörer an die Gründe erinnern würden, die er für den langen Aufenthalt des Heeres in der Oase

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