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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Neue allein. Die Einsamkeit und Muße erbosten ihn allmählich und er merkte, dass er sich in Gedanken mit der Vorstellung von Gefangenschaft beschäftigte. Lieber sterben, sagte er sich. Am Ende überließ er sich seiner Besorgnis, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden und sah dem Sonnenschein zu, der rechteckige Muster an die Wände warf.
    Zu Mittag brachte man ihm wieder zu essen, aber er war nicht hungrig, obwohl er das Bier trank, und seine Erleichterung grenzte fast an Panik, als er einige Zeit später sah, wie die Tür aufgerissen wurde und der Soldat winkte. Ich muss mich wieder fassen, ermahnte er sich, als er hinter seinem Führer durch die von Menschen wimmelnden Säle ging. Ich bin den ganzen Winter über in der Wüste gewesen. Mein Ka hat sich vergrößert, weil es sich dieser unendlichen Weite angepasst hat.
    Man ließ ihn in dasselbe Zimmer eintreten, in dem er am Tag zuvor befragt worden war, doch dieses Mal standen mehr Männer um den Tisch herum, Hauptleute, schätzte Ramose, weil sie gleich angezogen waren. Auf dem Tisch überall schmutziges Geschirr und Becher, Rollen und Landkarten. Ramose vollzog seine Verneigung und stand abwartend da. Apophis sprach ihn sofort an. »Ich habe beschlossen, vierundzwanzig Divisionen gegen Kamose zu schicken«, sagte er knapp. »Sechzigtausend Mann unter Pezedchus Befehl werden von Auaris nach Het nefer Apu ziehen und dort mit seiner so genannten Flotte kämpfen. Die anderen sechzigtausend verlassen das Delta und marschieren durch die Wüste nach Ta-sche und von dort zur Oase und vernichten das feindliche Heer. Den Befehl über diese Truppen hat Kethuna, und du begleitest ihn. Falls alles gut geht, haben wir ihn prächtig in der Zange.« Vierundzwanzig Divisionen, rechnete Ramose schnell. Einhundertzwanzigtausend Mann geteilt durch zwei. Kamose hat fünfzigtausend in der Oase und zehntausend in Het nefer Apu. Es steht zwei zu eins gegen ihn, aber falls er sich mit Paheri und der Flotte vereinen kann, ist ein Sieg möglich. Ein furchtbares Risiko. »Ich habe bereits Späher entlang der Wüstenstraße ausgeschickt«, fuhr Apophis fort. »Meine Generäle brauchen fünf Tage, um das Heer marschbereit zu machen, und in dieser Zeit erwarte ich Kunde, ob Kamose noch immer in Uah-ta-Meh herumlungert oder nach Het nefer Apu aufgebrochen ist. Ich vertraue darauf, dass er noch immer dort ist. Was meinst du, Sohn des Teti?« Ich meine, dass ich dich verabscheue, Sohn des Sutech, dachte Ramose so klar und rachsüchtig, dass er fast Angst hatte, er hätte es laut gesagt. Du erzählst mir das alles, weil du dafür sorgst, dass ich in vorderster Schlachtlinie falle. Und ich werde dir sagen, was du bist, aber erst muss ich Tani gesehen haben.
    »Möglicherweise ist er noch immer in der Oase«, sagte Ramose kühl. »Aber nicht mehr lange. Die Zeit rinnt ihm durch die Finger, wenn er noch angreifen will.«
    »Soll er doch da bleiben«, brummte Pezedchu. »Soll er doch mit seinen Wahnbildern auf und ab marschieren. Das Ganze ist Wahnsinn.« Apophis überhörte ihn.
    »Eine unverbindliche und nichts sagende Bemerkung«, sagte er. »Aber vermutlich weißt du auch nicht mehr als wir.« Er musterte Ramose ein Weilchen, und Ramose gab den Blick zurück. »Ich habe dir zur Hinrichtung deines Vaters noch nicht mein Beileid ausgesprochen«, fuhr er fort. »Teti war mein treuer Untertan. Ein Jammer, dass du es vorgezogen hast, zu seinem Sturz beizutragen. Meine Generäle werden Kamose und seine fehlgeleiteten Gefolgsleute vernichten, und dann erhalten alle, die den Mut hatten, mir, ihrem rechtmäßigen König, treu zu bleiben, reiche Belohnung. Du hättest deine Ländereien zurückbekommen können. Aber nein, du musstest ja erst mich und jetzt Kamose verraten. Auf dich ist kein Verlass, ich brauche dich nicht mehr.«
    »Zwischen Absicht und Vollendung liegt ein Abgrund, den man erst überbrücken muss, Awoserra«, erklärte Ramose mit zusammengebissenen Zähnen. »Schöne und leere Versprechungen helfen da nichts. Sieh dich vor, sonst stürzen deine prächtigen Generäle in die Tiefe.« Die Männer um den Tisch murmelten aufgebracht, alle, nur Pezedchu nicht, der mit dem Kinn in der Hand dasaß und ausdruckslos vor sich hin starrte. Apophis wirkte nicht beleidigt.
    »Mir liegt nichts daran, dich in den nächsten Tagen einzusperren«, sagte er. »Du darfst frei im Palast herumgehen, natürlich mit deiner Bewachung. Prinzessin Tani wird sich für diese Zeit im Frauenflügel aufhalten.

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