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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wie EINBAHNSTRASSE neben einem Finger, der nach oben deutete, oder JESUS CHRISTUS IST DIE ANTWORT und WO WERDEN SIE SEIN, WENN DIE ERLÖSUNG KOMMT?
    Das Büro war groß, drinnen drängten sich mehrere junge Leute, die selbst für Baedeckers veraltete Ansichten konservativ gekleidet und frisiert waren. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?« fragte ein junger Mann im weißen Hemd mit dunkler Krawatte. Es war sehr heiß in dem Raum entweder hatten sie keine Klimaanlage, oder diese funktionierte nicht -, aber der junge Mann hatte dennoch den Kragen zugeknöpft und die Krawatte fest gebunden.
    »Ich bin hier, um Tom Gavin zu besuchen«, sagte Baedecker. »Ich glaube, er erwartet...«
    »Dick!« Gavin kam hinter einer Trennwand hervor. Baedecker hatte gerade noch Zeit festzustellen, wie fit und durchtrainiert sein alter Mannschaftskamerad aussah, und die Hand auszustrecken, da warf Gavin auch schon die Arme um ihn und drückte ihn an sich. 'Baedecker hob überrascht eine Hand. Er konnte sich erinnern, daß Tom immer ein distanzierter Typ gewesen war. Baedecker konnte sich nicht erinnern, je gesehen zu haben, daß Gavin auch nur seine Frau in der Öffentlichkeit umarmte. »Dick, du siehst großartig aus«, sagte Gavin und drückte Baedeckers Oberarme. »Mann, es ist schön, dich zu sehen.«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Tom«, sagte Baedecker, der sich erfreut und gleichzeitig ein wenig befangen fühlte. Gavin umarmte ihn noch einmal und führte ihn in sein Büro, ein enges Kabuff aus vier Trennwänden. Bürogeräusche hallten in der warmen Luft. Irgendwo lachte eine junge Frau. An einer Wand von Gavins Büro hingen gerahmte Fotografien: eine Saturn V-Rakete nachts im Scheinwerferlicht auf der Startrampe, das Kommandomodul Peregrine mit dem strahlenden Mond darunter, ein Gruppenbild der Besatzung in Raumanzügen, eine Aufnahme des Landemoduls Discovery, das mit dem Landemanöver begann, ein handsigniertes Bild von Richard M. Nixon, der Toms Hand während eines Festakts im Rose Garden schüttelte. Baedecker kannte die Fotos gut; Kopien oder beinahe Kopien davon hatten zwölf Jahre lang auch in seinem Büro und Arbeitszimmer gehangen. In Gavins Sammlung fehlten lediglich die Standardfotos der NASA von der Mission ein farbiger Druck, die Vergrößerung eines Bilds der Videokamera des Rover, das Baedecker und Dave Muldorff in ihren klobigen Raumanzügen nicht zu unterscheiden zeigte, wie sie mit dem Mariusgebirge im Hintergrund vor der amerikanischen Flagge salutierten.
    »Sprich«, sagte Gavin. »Erzähl mir, was in deinem Leben vor sich geht, Dick.«
    Baedecker redete eine Zeitlang und berichtete Gavin von seinem alten Job in St. Louis und seiner Abreise. Die Gründe für seine Abreise erklärte er nicht. Er war nicht sicher, ob er selbst alle Gründe kannte.
    »Du suchst also Arbeit?« fragte Gavin.
    »Im Moment nicht«, sagte Baedecker. »Ich reise nur herum. Ich habe genügend Geld gespart, daß ich ein paar Monate lang Vagabund sein kann. Dann sehe ich mich nach etwas um. Ich habe ein paar Angebote.« Er verschwieg, daß keines der Angebote ihn auch nur im geringsten interessierte.
    »Klingt riesig«, sagte Gavin. Ein gerahmtes Plakat über seinem Schreibtisch verkündete: Dein Leben Jesus Christus anzuvertrauen ist der größte Sieg, den du jemals erringen kannst. »Wie geht es Joan? Habt ihr noch Kontakt?«
    »Ich habe sie letzten März in Boston gesehen«, sagte
    Baedecker. »Sie macht einen sehr glücklichen Eindruck.«
    »Prima«, sagte Gavin. »Was ist mit Scott? Immer noch an der ... wo war er? Universität von Boston?«
    »Im Augenblick nicht«, sagte Baedecker. Er verstummte und überlegte sich, ob er Gavin erzählen sollte, daß sein Sohn zu den Lehren des indischen ›Meisters‹ konvertiert war. »Scott hat ein Freisemester genommen, reist durch Indien und studiert das Land«, sagte er.
    »Indien, Mann«, sagte Gavin. Er lächelte entspannt, seine Miene war offen und voller Zuneigung, aber in den tiefliegenden dunklen Augen glaubte Baedecker dieselben kalten Reservoirs an Ressentiments zu sehen, die ihm noch von ihrer ersten Begegnung vor mehr als zwei Jahrzehnten auf Edwards im Gedächtnis waren. Damals waren sie Konkurrenten gewesen. Baedecker wußte nicht, ob sie es jetzt immer noch waren.
    »Erzähl mir hiervon«, sagte Baedecker. »Von Apogee.« Gavin grinste und fing an, mit leiser, fester Stimme zu sprechen. Es war eine Stimme, die weitaus mehr an öffentliche Reden und ans Geschichtenerzählen

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