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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hätten, hätten sie der auch einen gegeben.
    »... ein Testpilot, Ingenieur, Astronaut und angesehener Wissenschaftler ...«
    Tom ist kein Wissenschaftler, dachte Baedecker. Das war keiner von uns, bis Schmidt geflogen ist. Tom bekam seinen Titel in Ingenieurswissenschafl am Cal Tech viel später als die meisten von uns. Entweder das, oder er hätte aus dem Programm auf Edwards aussteigen müssen.
    »... und, möglicherweise am bedeutendsten, der Mann, der wahrscheinlich der erste wahre Christ gewesen ist, der auf dem Mond landete. Meine Freunde, Major Thomas M. Gavin!«
    Tom ist nie auf dem Mond gelandet, dachte Baedecker. Gavin schüttelte dem Gastgeber die Hand, bekam einen Kuß von der Frau des Gastgebers und nickte dem schüttelgelähmten Sänger und der Frau zu, die den Tumor verloren hatte. Er setzte sich auf das Ende der langen Couch, während der Gastgeber und seine Frau auf etwas Platz nahmen, das Ohrensessel sein mochten, aber zumindest auf Baedeckers kleinem Bildschirm wie Plüschthrone aussahen.
    »Sagen Sie uns, Tom, wann haben Sie zum ersten Mal die Stimme des Herrn gehört, als Sie auf dem Mond spazieren gegangen sind?«
    Gavin nickte und sah in die Kamera. Für Baedecker sah er nicht anders aus als damals, 1970 und '71, als sie beide und Dave Muldorff endlose Stunden in Flugsimulatoren verbracht hatten. Tom trug einen Fliegeroverall der Air Force, auf den verschiedene Flugabzeichen der NASA aufgenäht waren. Er sah schlank und fit aus. Baedecker hatte seit der Zeit ihres Mondflugs zwanzig Pfund zugenommen und paßte in keine alte Uniform mehr.
    »Ich freue mich schon darauf, Ihnen davon zu erzählen«, sagte Gavin mit einem dünnen, gepreßten Lächeln, an das Baedecker sich noch gut erinnern konnte, »aber zuvor, Paul, sollte ich erwähnen, daß ich niemals auf dem Mond spazierengegangen bin. Unsere Mission erforderte, daß sich zwei Besatzungsmitglieder mit dem LM dem Lunaren Exkursionsmodul, wie wir es nannten auf der Mondoberfläche umher bewegten, während das dritte Besatzungsmitglied in der Mondumlaufbahn bleiben, sich um die Systeme des Kommandomoduls kümmern und Funksprüche von Houston weiter leiten mußte. Ich war das Besatzungsmitglied, das an Bord des Kommandomoduls blieb.«
    »Ja, ja«, sagte der Gastgeber, »aber, Mann, nach der weiten Reise, ich meine, es war fast der Mond, richtig?«
    »Zweihundertvierzigtausend Meilen, minus etwa achtzehntausend Meter«, sagte Gavin mit einem weiteren dünnen Lächeln.
    »Und die anderen kamen mit staubigem Mondgestein zurück, Sie dagegen mit der ewigen Wahrheit von Gottes Wort, ist das richtig, Tom?« sagte der Gastgeber.
    »Das ist richtig«, sagte Gavin und machte sich daran, von den zweiundfünfzig Stunden zu erzählen, die er allein im Kommandomodul verbracht hatte, von der Zeit ohne Funkverbindung auf der Rückseite des Mondes, und von der plötzlichen Offenbarung über dem Krater Ziolkovski, als Gott zu ihm gesprochen hatte.
     
    »Mann«, sagte der Gastgeber, »das war eine Botschaft von der wahren Kontrolle, was?« Die Frau des Gastgebers quietschte und klatschte in die Hände. Das Publikum applaudierte.
    »Tom«, sagte der Gastgeber dann ernster, streckte eine Hand aus und berührte den Astronauten am Knie, »alles, was Sie während dieser ... während dieser unglaublichen Reise gesehen haben ... alles, was Sie während Ihres Flugs zu den Sternen erlebten ... ich habe gehört, wie Sie jungen Menschen davon erzählt haben ... das alles war Zeugnis für die Wahrheit von Gottes Wort, wie es in der Bibel offenbart wurde ... alles kündete vom Ruhm Jesu Christi, oder nicht, Tom?«
    »Unbedingt, Paul«, sagte Gavin. Er schaute direkt in die Kamera, und Baedecker sah dieselbe Willenskraft und wütende Entschlossenheit, an die er sich noch von den Handballturnieren der Apollo-Besatzungen erinnerte. »Und, Paul, so aufregend und erhebend und lohnend es war, zum Mond zu fliegen ... es ist nicht mit der Belohnung vergleichbar, die ich an dem Tag erfuhr, als ich Jesus Christus schließlich als meinen Herrn und Erlöser akzeptierte.«
    Der Gastgeber wandte sich der Kamera zu und nickte, als wäre er überwältigt. Das Publikum applaudierte. Die Frau des Gastgebers brach in Tränen aus.
    »Und, Tom, Sie hatten viele Gelegenheiten, davon zu künden und anderen Christus nahe zu bringen, oder nicht?« fragte der Gastgeber.
    »Unbedingt, Paul. Erst letzten Monat wurde mir das Privileg zuteil, die Volksrepublik China zu besuchen und dort eines der wenigen

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