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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Pause, in der Baedecker vage elektronische Hintergrundgeräusche hören konnte. »Nicht schlecht«, sagte sie schließlich. »Scotts Freund Bruce hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte.«
    Baedecker spürte, wie ihm die Luft weg blieb, so wie vor vier Tagen, als er das Telegramm von Di bekommen hatte. »Wirst du es tun?« sagte er nach einer Weile.
    »Ich glaube nicht, daß ich etwas Überstürztes tun werde, bis ich im Mai meinen Abschluß gemacht habe«, sagte sie. »He, ich sollte jetzt Schluß machen. Bitte gib auf dich acht, Richard.«
    »Ja«, hatte Baedecker gesagt. »Mach ich.«
     
    Die Trümmer von Daves T-38 beanspruchen einen stattlichen Teil vom Boden des Hangars. Kleinere und wichtigere Teile liegen mit Etiketten versehen auf einer langen Tischreihe.
    »Wie wird der Befund der Untersuchungskommission aussehen?« wendet sich Baedecker an Bob Munsen.
    Der Major der Luftwaffe runzelt die Stirn und steckt die Hände in die Taschen der grünen Fliegerjacke. »Wie es im Augenblick aussieht, Dick, kam es beim Start zu einem leichten strukturellen Versagen, das das Hydraulikleck verursachte. Dave bekam das Rotlicht etwa vierzehn Minuten vom Portland International entfernt und drehte sofort um.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum er von Portland aus geflogen ist«, sagt Baedecker.
    »Weil ich das verdammte Ding vor Weihnachten dort geparkt hatte«, sagt Munsen. »Ich sollte es am siebenundzwanzigsten nach Odgen bringen, und Dave wollte fliegen. Er wollte in Salt Lake einen zivilen Flug nehmen.«
    »Aber Sie sind achtundvierzig Stunden aufgehalten worden«, sagt Baedecker. »Auf dem McChord?«
    »Ja«, sagt Munsen, und es klingen Bedauern und Ekel in der Silbe mit, als hätte er in der Maschine sitzen sollen, als sie abstürzte.
    »Und warum hat Dave nicht seinen Prioritätsstatus benutzt, um jemanden aus einem Linienflug zu werfen, wenn er so schnell zurück mußte?« fragt Baedecker, der weiß, daß niemand hier die Antwort darauf kennt.
    Munsen zuckt die Achseln. »Ryan wollte die T-38 am achtundzwanzigsten auf dem Hill Air Force-Stützpunkt in Odgen haben. Dave hatte meine Erlaubnis und wollte fliegen. Als er mich anrief, sagte ich ihm, er solle sie getrost nehmen, ich würde mit dem Wagen nach Hill zurückfahren.«
    Baedecker geht zum Tisch und betrachtet das rußige Metall darauf. »Okay«, sagt er, »Strukturversagen, Hydraulikleck. Wie ernst?«
    »Wir vermuten, daß er rund sechzig Prozent Schub verloren hatte, als er runterkam«, sagt Munsen. »Haben Sie das Band gehört?«
    »Noch nicht«, sagt Baedecker. »Was ist mit dem Steuerbordtriebwerk?«
    »Er bekam etwa eine Minute nach dem Hydraulikproblem eine Feuermeldung. Etwa acht Minuten vor dem Aufprall hat er es abgeschaltet.«
    »Himmel Herrgott nochmal!« brüllt Baedecker und schlägt so fest mit der Faust auf den Tisch, daß die Metallteile hüpfen. »Wer hat denn das Scheißding gecheckt?«
    »Sergeant Kitt Toliver vom McChord«, sagt Munsen mit dünner Stimme. »Der beste Staffelchef der besten Staffel, die wir haben. Kitt ist mit mir über Weihnachten zu diesem Seminar in Portland geflogen. Das Wetter kam dazwischen, und ich fuhr am sechsundzwanzigsten nach McChord zurück, aber Kitt blieb in der Stadt. Er hat an dem Tag, als Dave flog, zwei Inspektionen durchgeführt. Sie wissen doch, wie so was ist, Dick.«
    »Ja«, sagt Baedecker, aber der Zorn verschwindet nicht aus seiner Stimme. »Ich weiß, wie so was ist. Hat Dave einen vollständigen Startcheck durchgeführt?«
    »Er hatte es eilig«, sagt der Major, »aber Toliver behauptet, daß er es getan hat.«
    »Bob, ich würde gerne mit Fields und den anderen sprechen«, sagte Baedecker. »Könntest du sie für mich zusammentrommeln?«
    »Heute nicht«, sagt Munsen. »Sie sind überall verstreut. Ich könnte es bis morgen früh schaffen, aber sie wären nicht sehr glücklich darüber.«
    »Bitte tun Sie es«, sagt Baedecker.
    »Kitt Toliver ist gerade hier«, sagt Munsen. »Droben in der Unteroffiziersmesse. Möchten Sie mit ihm reden?«
    »Nein«, sagt Baedecker, »später. Zuerst muß ich mir das Band anhören. Danke, Bill, wir sehen uns morgen früh.« Baedecker schüttelt ihm die Hand und geht, die Stimme seines Freundes ein letztes Mal anzuhören.
     
    »Betrinken wir uns und stecken uns Bohnen in die Nasen!« rief Dave. Seine Stimme hallte durch die dunklen Straßen von Lonerock. »Grundgütiger Himmel, was für eine wunderbare Nacht!«
    Baedecker zog den Reißverschluß der

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