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In der Südsee. Zweiter Band

Titel: In der Südsee. Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Uhren, Spieldosen, blauen Brillen, Regenschirmen, Strickwesten, Stoffballen,Werkzeugen, Gewehren, Jagdbüchsen, Medizinen, europäischen Nahrungsmitteln, Nähmaschinen und – was das Allermerkwürdigste ist – Öfen vollgepfropft. Alles, was je sein Auge fesselte, seinen Appetit reizte, ihm im Gebrauch gefiel oder ihm durch seine scheinbare Unbrauchbarkeit Kopfzerbrechen verursachte, wurde und wird von ihm gekauft. Und noch immer ist seine Gier unersättlich. Er ist besessen von den sieben Teufeln der Sammelwut. Er hört, daß von irgendeiner Sache gesprochen wird, und ein Schatten fällt auf sein Gesicht. »Ie glauben, ie ihn niß haben«, lautet seine Redensart, und alle seine Schätze scheinen ihm im Vergleich mit dem Fehlenden wertlos. Wenn ein Schiff nach Apemama fahrt, so zerbricht sich der Kapitän den Kopf nach etwas Neuartigem. »Wieviel du wollen?« fragt Tembinok' und deutet im Vorübergehen mit dem Finger darauf. »Nein, König; das zu teuer«, erwidert der Händler. »Ie glauben, ie ihn mögen«, entgegnet der König. Diesmal war es ein Glas Goldfische. Bei einer anderen Gelegenheit handelte es sich um parfümierte Seife. »Nein, König; das kostet zu viel«, sagte der Händler; »das zu gut für Kanaken.« »Wieviel du haben? Ie nehmen alle«, lautete die Antwort seiner Majestät, und er wurde Besitzer von siebzehn Kisten Seife zu zwei Dollar das Stückchen. Oder der Händler tut, als wäre der Artikel unverkäuflich, Privateigentum: ein Erbstuck oder ein Geschenk. Der Trick verfängt jedesmal. Man stelle dem König Hindernisse in den Weg und man hat ihn ganz sicher. Seine autokratische Natur empört sich gegen jeden Widerstand. Er empfindet ihn als Herausforderung, beißt wie einHunter, der über einen Zaun setzt, aufs Gebiß und zahlt, ohne mit der Wimper zu zucken, ja selbst ohne jedes Interesse zu zeigen, den verlangten Preis. Auch uns strafte Gott für unsere Sünden, indem er dem König eine Vorliebe für meiner Frau Toilettekoffer einflößte, der für einen Mann vollkommen unbrauchbar und zudem durch jahrelangen Gebrauch stark strapaziert war. Eines schönen Vormittags kam er in unser Haus und erbot sich ohne lange Vorrede, ihn uns abzukaufen. Ich sagte ihm, daß ich nichts zu verkaufen hätte; der Koffer wäre tatsächlich das Geschenk eines alten Freundes. Derartige Ausreden waren ihm ja nicht neu, er wußte, was sie im allgemeinen wert waren, und wie man ihnen entgegentreten mußte. Er griff daher stillschweigend zu einem realen Gegenargument, zog einen Sack englischen Goldes heraus und begann, ohne ein Wort zu verlieren, einen halben und einen ganzen Sovereign nach dem anderen auf den Tisch des Hauses zu legen. Dabei beobachtete er nach jedem neuen Goldstück unsere Gesichter. Vergeblich versicherte ich ihm, ich sei kein Händler; er würdigte mich keiner Antwort. Mindestens zwanzig Pfund müssen auf dem Tisch gelegen haben, aber immer noch holte er neue Goldstücke hervor, und in unsere Verlegenheit mischte sich bereits Ärger, als uns ein glücklicher Einfall kam. Da Seine Majestät so viel Wert auf den Koffer legten, baten wir ihn, denselben von uns als Geschenk anzunehmen. Noch nie in seinem Leben hat Tembinok' eine derartige Überraschung erlebt. Zu spät erkannte er, daß seine Hartnäckigkeit unhöflich gewesen war; eine Weile ließ er wortlos den Kopf hängen, dann blickte er uns mit blödverlegenemAusdruck an. »Ie mi' schämen«, sagte der Tyrann. Es war das erste und letztemal, daß wir ihn an seinem eigenen Benehmen Kritik üben sahen. Eine halbe Stunde später schickte er uns eine Kiste aus Kampferholz im Werte von wenigen Dollar – aber der Himmel allein weiß, was Tembinok' dafür bezahlt hatte.
    Von Haus aus schlau und gewitzigt durch eine vierzigjährige Menschenkenntnis, ließ er sich weder blindlings betrügen, noch hatte er sich stillschweigend darein geschickt, von sämtlichen vorüberfahrenden Händlern als Milchkuh behandelt zu werden. Im Gegenteil, er unternahm direkt heroische Anstrengungen, um gegen den weißen Mann aufzukommen. Wie Nakaeia von Makiu besaß er eigene Schoner. Doch glücklicher als Nakaeia hatte er auch Kapitäne gefunden, seine Schiffe zu führen. Seine Fahrzeuge sind bis zu den englischen Kolonien gekommen, und er hat auf seinen eigenen Seglern mit Neuseeland Handel getrieben. Aber trotzdem erwies sich die weltumspannende Unehrlichkeit des weißen Mannes als zu stark für ihn. Seine Gewinne schmolzen zusammen, die Schiffe kehrten verschuldet

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