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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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wird sich erinnern, daß wir in dieser Beziehung mit Karaiti Schwierigkeiten hatten, und es klang kindisch und störend, wenn Tembinok' plötzlich sagte: »Ich wollen jetzt nach Hause gehen«, beim Aufstehen sich etwas verneigte und dann ohne jede Formalität den Rückzug antrat. Es war der einzige Makel in seinem Benehmen, das im übrigen einfach, vornehm, klug und würdig war. Er blieb niemals lange, trank nicht viel und ahmte unser Benehmen nach, wenn er es von dem seinigen verschieden fand. Schon früh hörte er zum Beispiel auf, mit dem Messer zu essen. Es war klar, daß er entschlossen war, in jeder Beziehung Vorteile aus unserem Besuch zu ziehen, besonders was Umgangsformen anging. Die soziale Stellung seiner weißen Besucher gab ihm viele Rätsel auf und beschäftigte ihn stark. Er nannte Namen nach Namen und fragte, ob der Träger ein großer Häuptling oder überhaupt ein Häuptling sei, was uns manchmal in Verlegenheit setzte, denn einige gehörten zu meinen allerbesten Freunden, von denen gerade keiner mit dem Purpurmantel geboren worden war. Er erfuhr zu seinem Erstaunen, daß bei uns die Klassen sich durch ihre Ausdrucksweise unterscheiden, und daß zum Beispiel gewisse Worte tabu seien in der Offiziersmesseeines Kriegsschiffes. Und er bat uns infolgedessen, wir möchten auf ihn in diesem Punkte achthaben und ihn korrigieren. Wir waren in der Lage, ihm die Versicherung zu geben, daß er keiner Korrektur bedürfe. Sein Wortschatz reicht sehr weit und ist außerordentlich umfassend. Gott weiß, woher er ihn genommen hat, aber zufällig ist er allen profanen oder groben Redensarten aus dem Wege gegangen. » Obliged «, » slabbed «, » gnaw «, » lodge «, » power «, » company «, » slender «, » wonderful « sind einige der Worte, die man von ihm nicht erwartet hätte, und die seine Rede schmückten. Am meisten freute er sich zu hören, wie die Offiziere eines Kriegsschiffes gegrüßt würden. In seiner Dankbarkeit für diesen Wink wurde er ganz gerührt. »Schonerkapitän mir nicht erzählen,« rief er aus, »ich glauben, er nicht wissen. Ihr wissen zuviel, Ihr wissen von Dampfer, Ihr wissen von Kriegsschiff. Ich glaube, Ihr wissen alles.« Aber er quälte mich oft genug mit seinen ewigen Fragen, und der höfliche Barbar stand häufig verlegen vor dem königlichen Sandford. Ich erinnere besonders an einen Vorfall. Wir führten die Laterna magica vor, ein Bild vom Schloß zu Windsor wurde gezeigt, und ich sagte ihm, das sei das Haus Viktorias. »Wieviel Faden es hoch?« fragte er, und ich wurde stumm vor ihm. Es war der Baumeister, der unermüdliche Palastarchitekt, der zu mir sprach, und obgleich er ein Sammler war, sammelte er niemals unnütze Informationen, sondern alle seine Fragen hatten einen Zweck. Besonders interessierten ihn Etikette, Regierungsapparat, Gesetz, Polizei, Geld und Medizin, alles Dinge, die für ihn als König und Vater seines Volkes von großer Bedeutung waren. Es war nicht nur meineAufgabe, ihm neue Informationen zu geben, sondern ich mußte auch die früheren korrigieren. »Mein Vater, er erzählen mir«, oder »Weißer Mann, er erzählen mir«, so begann er stets. »Ich denken, er lügen?« Manchmal dachte ich, es sei so. Tembinok' trug mir einmal eine Schwierigkeit vor, die ich lange Zeit nicht begriff. Ein Schonerkapitän hatte ihm von Kapitän Cook erzählt, der König interessierte sich sehr für diese Geschichte und schlug, um mehr darüber zu erfahren, nicht etwa ein Konversationslexikon oder die Encyclopedia Britannica auf, sondern die Bibel in der Gilbertinselübersetzung, die hauptsächlich aus dem Neuen Testament und den Psalmen besteht. Hier suchte er nun lange und ernsthaft, Paulus fand er und Alexander, den Kupferschmied: kein Wort von Cook. Die Schlußfolgerung war selbstverständlich, daß der Forscher eine Erfindung sei. So schwer ist es selbst für einen Menschen von großer natürlicher Begabung wie Tembinok', in den Vorstellungskreis einer neuen Gesellschaftsordnung und Kultur einzudringen.
Fünftes Kapitel
Der König und sein Volk
    Wir sahen sehr wenig von dem gemeinen Volk auf der Insel. Und zuerst trafen wir es am Brunnen, wo die Leute ihre Wäsche wuschen und wir unser Wasser für die Küche schöpften. Diese Verbindung war nicht gerade angenehm, und da wir einen Tyrannen in der Herrschaft wußten, wandten wir unsan den König und ließen den Platz in unseren Tabubezirk einbeziehen, was Tembinok' sichtbar zögernd gewährte, und man kann verstehen,

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