In der Südsee
dachten; sie sind die einzigen, die ich nicht befragte, aber ich habe den Verdacht, daß der Prälat sie wegen ihres Übereifers etwas von oben herab betrachtete, denn er war außerordentlich human. Während meines Aufenthalts zu Tai-o-hae kam die Zeit der jährlichen Ferien für die Mädchenschule, und eine ganze Flotte von Walfischfängerbooten von Ua-pu brachte die Töchter in die Heimat. An Bord befand sich auch Kauwealoha, einer der Pastoren, ein feiner, gepflegter, alter Herr jenes löwenartigen Typs, der auf Hawaii oft vorkommt. Er besuchte mich auf der »Casco« und erzählte mir eine Geschichte von seinem Kollegen Kekela, einem Missionar auf der großen Menschenfresserinsel Hiva-oa. Es scheint, daß kurz nach dem räuberischen Besuch eines peruanischen Sklavenhändlers die Boote eines amerikanischen Walfischfängers in eine Bucht dieser Insel einliefen, daß die Leute angegriffen wurden und mit knapper Not entkamen, aber ihren Steuermann, einen Mr. Whalon, in den Händen der Eingeborenen zurückließen. Der Gefangene wurde mit auf dem Rücken gefesselten Händen in ein Haus geworfen, und der Häuptling meldete Kekela die Gefangennahme. Jetzt folge ich der Darstellung Kauwealohas im besten Kanakenenglisch, und der Leser muß sich vorstellen, daß die Erzählung mit heftiger Erregung und sprechenden Gesten vorgetragen wurde.
»›Ich 'melikanischer Maat haben!‹ der Häuptling er sagen. – ›Was du wollen tun 'melikanischer Maat?‹ Kekela er sagen. – ›Ich gehen Feuer machen, ich gehen töten, ich gehen ihn essen‹, er sagen; ›du morgen kommen essen Stück‹. – ›Ich nicht wollen essen 'melikanischer Maat!‹ Kekela er sagen; ›warum du wollen?‹ – ›Dies böser Schiff, dies Sklavenschiff‹, der Häuptling sagen; ›einmal ein Schiff er kommen von Pelu, er nehmen weg mein Sohn. 'Melikanischer Maat er schlecht Mann. Ich gehen ihn essen, du essen Stück.‹ – ›Ich nicht wollen essen 'melikanischer Maat!‹ Kekela er sagen, und er weinen, ganzer Nacht er weinen! Morgen Kekela er stehen auf, er ziehen an schwarzer Rock, er gehen zu Häuptling, er sehen Missa Whela, ihn Hand gebunden so! (Zeichen.) Kekela er schreien. Er sagen Häuptling: ›Häuptling, du wollen Sachen von meine? du wollen Walfischfängerboot?‹ – ›Ja‹, er sagen. – ›Du wollen Gewehr?‹ – ›Ja‹, er sagen. – ›Du wollen schwarzer Rock?‹ – ›Ja‹, er sagen. – Kekela er nehmen Missa Whela an Schulter, er ihn nehmen sofort aus Haus, er geben Häuptling er Walfischboot, er Gewehr, er schwarzer Rock. Er nehmen Missa Whela sein Haus, machen ihn setzen nieder er Weib und Kinder, Missa Whela Gefängnis, er Weib, er Kinder in Amelika, er weinen. – O, er weinen. Kekela er traurig. Ein Tag Kekela er sehen Schiff. (Gesten.) Er sagen Missa Whela: ›Ma' Whala?‹ – Missa Whela er sagen: ›Ja!‹ Kanaka sie anfangen gehen runter zu Strand, Kekela er nehmen elf Kanaka, nehmen Ruder, nehmen alles. Er sagen Missa Whela: ›Nun du gehen rasch.‹ – Sie springen in Boot: ›Nun du rudern!‹ Kekela er sagen: ›Du rudern schnell,schnell!‹ (Heftiges Gestikulieren und dann Andeutung, daß der Erzähler das Boot verlassen hat und zum Strand zurückgekehrt ist.) Alle Kanaka sie sagen: ›Wie! 'Melikanischer Maat er gehen weg?‹ – springen in Boot, rudern nach. (Und wieder Übergang zur Andeutung des Bootes.) Kekela er sagen: ›Rudern schnell!‹«
Hier, glaube ich, verwirrte mich die pantomimische Darstellung Kauwealohas, ich erinnere mich nicht mehr seiner ipsissima verba und kann nur in meiner eigenen weniger bewegten Art hinzufügen, daß das Schiff erreicht, Mr. Whalon an Bord genommen wurde und Kekela zu seinem Amt unter den Kannibalen zurückkehrte. Aber wie ungerecht ist es, das Stammeln eines Fremden in einer nur teilweise beherrschten Sprache wiederzugeben! Ein gedankenloser Leser könnte Kauwealoha und seinen Kollegen für eine Art liebenswürdigen Affen halten. Aber ich kann den Gegenbeweis antreten. Als Belohnung für diese Tat tapferer Nächstenliebe erhielt Kekela von der amerikanischen Regierung eine Summe Geldes und von Präsident Lincoln selbst eine goldene Uhr. Aus dem Dankesbrief, den er in seiner eigenen Sprache schrieb, gebe ich den folgenden Auszug. Ich beneide niemand, der ihn ohne Bewegung lesen kann.
»Als ich sah, wie einer Ihrer Landsleute, ein Bürger Ihrer großen Nation, mißhandelt wurde und nahe daran war, gebraten und gegessen zu werden, wie man ein Schwein ißt, eilte
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