In der Südsee
Einbuße an Autorität diese übereilte Absetzung überstand.
Seine Behandlung der Eingeborenen war außerordentlich milde. Mitten unter diesen Kindern der Wildnis spielte er die Rolle des lächelnden Vaters und beobachtete in allen Dingen sorgfältig die Etikette der Marquesaner. So war der Bischof nach dem sonderbarenSystem künstlicher Versippung von Vaekehu als Enkel und ein Fräulein Fisher in Hatiheu als Tochter adoptiert worden. Von diesem Tage an redete der Monseigneur die junge Dame nur noch als seine Mutter an und schloß seine Briefe mit den Redewendungen eines pflichtgetreuen Sohnes. Europäern gegenüber konnte er streng bis zur Schärfe werden. Er behandelte Ketzer nicht schlecht und verkehrte freundschaftlich mit ihnen, aber die Vorschriften seiner eigenen Kirche wollte er beachtet sehen, und einmal wenigstens ließ er einen Weißen einsperren, der ein Heiligenfest entweiht hatte. Jedoch selbst diese Strenge, die den Laien unerträglich und den Protestanten lästig war, konnte seine Popularität nicht erschüttern. Wir können ihn durch Heranziehung von Vergleichen aus der Heimat am besten würdigen; wir haben wohl alle irgendeinen Geistlichen der alten Schule in Schottland gekannt, einen wortgläubigen Sabbatehrer, der am Buchstaben des Gesetzes klebte und doch im Privatleben bescheiden, unschuldig, liebenswürdig und heiter war. Einem solchen Mann glich Pater Dordillon anscheinend. Und seine Popularität hielt eine noch härtere Probe aus. Man sagte von ihm, und wahrscheinlich mit Recht, daß er ein gewitzter Geschäftsmann war, der achtgab, daß die Mission sich bezahlt machte. Nichts erregt die Gemüter sosehr wie die Einmischung religiöser Körperschaften in Handelsgeschäfte, aber selbst Kaufleute, die seine Konkurrenten waren, sprachen von dem Monseigneur gut.
Seinen Charakter zeichnet am treffendsten die Geschichte der Tage seines Alters. Es kam die Zeit, wo er aus Mangel an Sehkraft seine literarischen Arbeitenbeiseitelegen mußte, seine marquesanischen Hymnen, Grammatiken und Wörterbücher, seine wissenschaftlichen Abhandlungen, Heiligenlegenden und religiösen Gedichte. Er blickte sich nach einem neuen Interessengebiet um, verfiel auf Gartenarbeiten, und nun sah man ihn den ganzen Tag mit Spaten und Gießkanne in kindlichem Eifer zwischen den Beeten tatsächlich hin und her rennen. Als der körperliche Verfall zunahm, mußte er auch seinen Garten verlassen. Sofort wurde eine andere Beschäftigung ersonnen, und er saß in der Mission und schnitt Papierblumen und -kränze. Seine Diözese war für seinen Arbeitseifer nicht groß genug, alle Kirchen der Marquesaner wurden mit seinem Papierschmuck versehen, und immer noch mußte er weiterschaffen. »Ach,« sagte er lächelnd, »wenn ich tot bin, wird es euch Spaß machen, meinen Plunder auszukehren!« Er war nun ungefähr sechs Monate tot, aber es freute mich, manche seiner Trophäen noch ausgestellt zu sehen, und ich betrachtete sie lächelnd: einen Tribut, den er, wenn ich seinen heiteren Charakter richtig verstanden habe, nutzlosen Tränen vorgezogen hätte. Krankheit machte ihn immer schwächer; er, der so kühn über die rauhen Felsen der Marquesas geklettert war, um kriegführenden Stämmen den Frieden zu bringen, wurde eine Zeitlang in einem Stuhl zwischen Mission und Kirche hin und her getragen, bis er schließlich durch Wassersucht ohnmächtig ans Bett gefesselt wurde, geplagt von Ischias und Wunden. So lag er ohne Klagen zwei Monate, und am 11. Januar 1888 entschlief er im neunundsiebzigsten Jahre seines Lebens und vierunddreißigsten seiner Arbeit auf den Marquesas.
Wer gern über protestantische und katholische Missionenschelten hört, muß sein Vergnügen anderswo, aber nicht auf diesen Seiten suchen. Seien sie Katholiken oder Protestanten: trotz schwerer Mißgriffe und trotz des Mangels an Frohsinn, Humor und allgemeinem Menschenverstand sind die Missionare die besten und nützlichsten Weißen im Pazifischen Ozean. Wir werden dies Problem immer wieder streifen, aber ein Teil mag an dieser Stelle behandelt werden. Der verheiratete und der im Zölibat lebende Missionar, beide haben ihre besonderen Vorzüge und Mängel. Der verheiratete Missionar kann, wenn wir den günstigsten Fall annehmen, dem Eingeborenen etwas sehr Notwendiges bieten: ein vollendetes Vorbild häuslichen Lebens. Aber die Frau an seiner Seite hat die Neigung, ihn mit Europa in Verbindung zu halten und die innige Verquickung mit Polynesien zu verhindern, und so
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