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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Bärte alter Männer! Plunder!« Und derselbe Herr sprach eine halbe Stunde später, als seine Gedankenin andere Richtung gingen, ausführlich von der Wertschätzung, die solchen Besitztümern bei den Kanaken entgegengebracht wird, wie sie sie allen anderen außer Grund und Boden vorziehen, und von den hohen Preisen, die man dafür erzielt. Unter Zugrundelegung seiner eigenen Zahlen berechnete ich, daß die Geschenke Vaekehus und Stanislaos dieser Art allein einen Wert von zwei- bis dreihundert Dollars hatten, während das amtliche Gehalt der Königin nur zweihundertvierzig Dollars jährlich beträgt.
    Aber Freigebigkeit einerseits und offenbarer Geiz anderseits sind in der Südsee wie in der Heimat Ausnahmen. Der gewöhnliche Polynesier wählt und überreicht seine Geschenke weder in der Hoffnung auf Gewinn noch mit dem lebhaften Wunsch zu gefallen. Einer klaren, sozialen Pflicht sieht er sich gegenüber, und er erfüllt sie korrekt, aber ohne die geringste Begeisterung. Wir können seine Auffassung am besten verstehen, wenn wir unsere eigene den anerkannt absurden Hochzeitsgeschenken gegenüber prüfen. Wir schenken ohne besonderen Gedanken an eine Gegengabe, aber ergibt sich die Gelegenheit, und das Gegengeschenk bleibt aus, so halten wir uns für beleidigt. Wir geben gewöhnlich ohne Liebe und fast nie mit echter Begierde zu gefallen, und unser Geschenk ist eher ein Beweis unserer Zahlungsfähigkeit als unserer Liebe zu den Empfängern. So geht es im allgemeinen auch den Polynesiern; ihre Geschenke sind Formsache, sie sollen die gesellschaftliche Anerkennung ausdrücken, und sie werden gegeben und erwidert, wie wir unsere Morgenvisiten machen und erhalten. Der Brauch, Ereignisse und Gefühle nach den Geschenken einzuteilen und zubewerten, ist in der Inselwelt allgemein. Ein Geschenk gilt ihnen soviel wie Brief und Siegel, und die Erinnerung daran steckt tief im Herzen des Insulaners. Frieden und Krieg, Hochzeit, Adoption und Naturalisation werden durch Annahme oder Zurückweisung von Geschenken gefeiert oder angekündigt, und für den Inselbewohner ist es ebenso natürlich, ein Geschenk zu überreichen, wie für uns, eine Visitenkarte bei uns zu tragen.
Zehntes Kapitel
Ein Charakterbild und eine Geschichte
    Ich hatte verschiedene Male Veranlassung, den verstorbenen Bischof, Pater Dordillon, zu erwähnen, »Monseigneur«, wie er noch jetzt fast allgemein genannt wird, Apostolischer Vikar der Marquesas und Titularbischof von Cambysopolis. Überall auf den Inseln, bei allen Klassen und Stämmen, erinnert man sich des feinen, alten, liebenswürdigen und heiteren Mannes mit Liebe und Hochachtung. Sein Einfluß auf die Eingeborenen war unbeschränkt. Sie hielten ihn für den Höchsten auf Erden und für größer als einen Admiral, sie brachten ihm ihr Geld zur Aufbewahrung, holten seinen Rat ein bei Käufen und pflanzten keinen Baum auf ihrem eigenen Lande ohne Zustimmung des Vaters der Inseln. Als die Franzosen abzogen, repräsentierte er allein Europa, lebte in der Residentschaft und regierte durch die Vermittlung Tamoanas. Die ersten Wege wurden unter seiner Leitung und auf sein Anraten angelegt. Der alte Weg zwischen Hatiheuund Anaho wurde auf beiden Seiten gleichzeitig begonnen unter dem Vorwand, er werde sich gut eignen für einen Abendspaziergang, und unter Anstachelung des Wetteifers der beiden Dörfer vollendet. Der Priester erzählte in Hatiheu rühmend von dem Fortschritt in Anaho und pflegte den Leuten von Anaho zu erklären: »Wenn ihr euch keine Mühe gebt, werden eure Nachbarn über dem Hügel sein, bevor ihr oben seid.« Heute könnte man nicht mehr so arbeiten, aber damals war es möglich; Tod, Opiumsucht und Entvölkerung waren noch nicht so weit fortgeschritten, und die Leute von Hatiheu wetteiferten noch miteinander in ihrer Kleidung, wie man mir erzählte, sie pflegten familienweise in der Kühle des Abends auf der Bucht zu segeln und Bootrennen zu veranstalten. Etwas Wahres scheint mindestens in der allgemeinen Ansicht zu stecken, daß die gemeinsame Regierung von Tamoana und dem Bischof das letzte, kurze, goldene Zeitalter der Marquesaner war. Aber die Zivilgewalt kehrte zurück, die Mission wurde innerhalb einer Frist von vierundzwanzig Stunden aus der Residentschaft vertrieben, neue Methoden gewannen die Oberhand, und mit dem goldenen Zeitalter – wie es immer gewesen sein mochte – war es zu Ende. Es ist der stärkste Beweis für das hohe Ansehen von Pater Dordillon, daß er offenbar ohne

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