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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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erklommen, Ile Masse gehörte ihm, von den Franzosen als Entschädigung für die Plünderungen von Taahauku gewährt. Aber Ile Masse eignete sich nur für Viehzucht, und seine zwei Hauptstationen waren Anaho auf Nuka-hiva, nach Nordosten gelegen, und Taahauku auf Hiva-oa, einige hundert Meilen südwärts nach Südwest gelegen. Beide Stationen wurden am selben Tage von einer Flutwelle fortgeschwemmt, die man in keiner anderen Bucht oder Insel der Gruppe wahrnahm. Die Südküste von Hiva-oa war mit Bauholz und Kisten aus Kampferholz, die Waren enthielten, übersät. Die Eingeborenen brachten alles, nachdem man angemessene Bergegelder ausgesetzt hatte, ehrlich zurück, die Kisten waren offenbar nicht geöffnet, einiges Holz hatten sie vorher schon in ihre Häuser eingebaut. Aber die Rettung dieses Strandgutes konnte an dem Ausgang nichts ändern. Der Kapitän konnte dieser Parteilichkeit des Schicksals unmöglichWiderstand leisten, und mit seinem Fall endete der Wohlstand auf den Marquesas. Anaho ist vollkommen tot, Taahauku nur noch sein eigener Schatten; keine andere Pflanzung ist statt ihrer entstanden.
Dreizehntes Kapitel
Charaktere
    Es herrschte ein gewisser Handelsverkehr auf unserem Ankerplatz bei Atuona, zum Unterschied von der toten Trägheit und Geruhsamkeit der Schwesterinsel Nuka-hiva. Man sah Segel durch die Einfahrt ziehen, bald war es ein Walfischfängerboot, bemannt mit eingeborenen Rowdies und hoch beladen mit Kopra, die verkauft werden sollte, bald ein einzelnes Kanu, das Lebensmittel eingehandelt hatte. Der Ankerplatz wurde auch von Fischern aufgesucht; nicht nur die einsamen Frauen hockten in den Nischen der Klippen, sondern ganze Gruppen, die sich manchmal häuslich niederließen, Feuerplätze am Strande bauten und bisweilen mitten im Hafen im Kanu lagerten und abwechselnd ins Wasser sprangen, das sie acht oder neun Fuß hoch aufspritzen ließen, um die Fische in ihre Netze zu treiben, wie wir vermuteten. Die Waren, die sie kauften, waren manchmal sonderbar. Ich beobachtete ein großes Ruderboot, das mit einem einzigen Schinken zurückkehrte, der an einer Stange am Stern schaukelte. Und eines Tages kam in Mr. Keanes Laden ein prachtvoller Junge mit ausgezeichneten Manieren, der korrekt Französisch sprach, wenn auch mit einem kindlichen Akzent; er war sehrhübsch und ein richtiger Dandy, wie nicht nur sein blitzsauberer Anzug, sondern auch die Natur seiner Einkäufe bewies. Es waren fünf Stück Schiffszwieback, eine Flasche Parfüm und zwei Beutel Waschblau. Er kam von Tauata, wohin er noch am selben Abend in seinem Boot zurückkehrte, der Meerestiefe trotzend mit seinen jungmädchenhaften Schätzen. Die meisten der einheimischen Passagiere waren vom Schicksal weniger begünstigt, es waren große gewaltige Burschen, gut tätowiert, mit beängstigenden Sitten. Irgend etwas Rauhes und Hohnvolles zeichnete sie aus, und ich wurde oft an die Scheunenviertel großer Städte erinnert. Eines Nachts, als die Dunkelheit hereinbrach, legte ein Walfischboot an einer Stelle der Bucht an, wo ich mich zufällig allein befand. Sechs oder sieben rauhbeinige Gesellen krochen heraus, alle konnten genug Englisch, um mir »good bye« zuzurufen, was der gebräuchlichste Gruß war, oder »good morning«, was sie als Steigerung zu betrachten schienen. Witze folgten, sie umschwärmten mich mit grobem Gelächter und frechen Blicken, und ich war froh loszukommen. Ich hatte Mr. Stewart noch nicht kennengelernt, sonst hätte ich mich seiner ersten Landung bei Atuona erinnert und des Witzboldes, der an der Menschenferse knabberte. Aber ihre Nähe bedrückte mich, und ich empfand, daß ich als Ausgestoßener und Hilfloser Grund gehabt hätte, mein Herz zu betrüben.
    Der Verkehr im Hafen umfaßte nicht nur Eingeborene. Als wir vor Anker lagen, erfolgte ein merkwürdiges Zusammentreffen. Ein Schoner wurde auf See gesichtet, der hereinkommen wollte. Wir kannten alle Schoner der Gruppe, aber dieser schien größer alssie, er war auf englische Art getakelt, und als er in der Nähe der »Casco« Anker geworfen hatte, hißte er schließlich die blaue Flagge. In jener Zeit waren laut Gerüchten nicht weniger als vier Jachten im Pazifischen Ozean, aber es war sonderbar, daß zwei von ihnen gerade in diesem weltvergessenen Hafen Seite an Seite lagen, noch sonderbarer aber, daß ich im Besitzer der »Nyanza«, Kapitän Dewar, einen Landsmann aus meiner engeren Heimat wiedererkannte, den ich als Knabe an den Küsten der Meeralpen hatte

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