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In die Wildnis

In die Wildnis

Titel: In die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Krakauer
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nicht mehr hergestellt wird, besonders unter Trappern beliebt. Er schloß den Handel auf einem Parkplatz ab und wird für das Gewehr wohl an die einhundertfünfundzwanzig Dollar gezahlt haben. In einem Waffengeschäft in der Nähe kaufte er sich noch vier mal einhundert Schuß Hohlspitzgeschoß - Munition für Langwaffen.
    Als er alles erledigt hatte, packte er seine Sachen und brach von der Universität aus in Richtung Westen auf. Als er das Uni - Gelände verließ, kam er am Geophysikalischen Institut vorbei, einem hohen Glas und Betonbau, der von einer großen Satellitenschüssel gekrönt wird. Die Schüssel ragt über die Skyline von Fairbanks hinaus und ist zu einem der augenfälligsten Wahrzeichen der Stadt geworden. Sie dient dazu, Daten von Satelliten zu sammeln, die mit einem synthetischen Blendenradar, den Walt McCandless entworfen hatte, ausgerüstet sind. Walt war in Fairbanks gewesen, als die Empfängerstation in Betrieb genommen wurde, und hatte einen Teil der Software erstellt. Falls das Geophysikalische Institut Chris an seinen Vater erinnert haben sollte, so erwähnte er in seinen Notizen nichts davon.
    Vier Meilen westlich der Stadt schlug McCandless sein Zelt auf. In der Abenddämmerung war es merklich kühler geworden, und der Boden war hartgefroren. Sein Lagerplatz war von Birken umgeben und lag etwas unterhalb eines Hügelkamms, von dem aus man auf Gold Hill Gas&Liquor sah. Zur anderen Seite hin, etwa fünfzig Meter entfernt, verlief eine riesige, in die Wildnis geschlagene Schneise: der George Parks Highway, die Straße, die ihn zum Stampede Trail bringen würde. Am Morgen des 20. April wachte er früh auf und stieg im Zwielicht der Dämmerung zum Highway hinab. Zu seiner angenehmen Überraschung hielt gleich der erste Wagen an und nahm ihn mit. Es war ein grauer Ford Pick - up mit einem Aufkleber auf der hinteren Stoßstange. Ich fische, also bin ich. Petersburg, Alaska, stand dort geschrieben. Am Steuer saß ein Elektriker auf dem Weg nach Anchorage, der nicht viel älter war als McCandless. Er hieß Jim Gallien.
    Drei Stunden später bog Gallien vom Highway ab und fuhr, so weit er konnte, einen unbefestigten kleinen Pfad hinunter. Als er McCandless am Stampede Trail absetzte, war es ungefähr null Grad kalt - nachts würde die Temperatur auf minus zehn Grad sinken - , und der Boden war von matschigem, fünfzig Zentimeter hohem Frühlingsschnee bedeckt. Der Junge konnte seine Aufregung kaum verbergen. Endlich war er allein in der unermeßlichen Weite von Alaskas Wildnis.
    Er stapfte in seinem mit Kunstpelz gefütterten Parka den Pfad hinab, das Gewehr über die Schulter geschlungen, fiebrig gespannt. An Verpflegung hatte er nur einen Fünf - Kilo - Sack mit Langkorn - Reis dabei - und den Maiskuchen und die beiden Sandwiches, die Gallien beigesteuert hatte. Ein Jahr zuvor hatte er am Golf von Kalifornien über einen Monat lang von nur zweieinhalb Kilo Reis und ein paar Fischen gelebt, die er mit einer billigen Angel gefangen hatte; eine Erfahrung, die ihn zuversichtlich machte, daß er genügend Nahrung finden würde, um auch einen längeren Aufenthalt in der Wildnis Alaskas durchzustehen.
    Den größten Teil des Gewichts in seinem halbvollen Rucksack machten seine Bücher aus: neun oder zehn Taschenbücher, die ihm größtenteils Jan Burres in Niland geschenkt hatte. Darunter befanden sich Werke von Thoreau, Tolstoi und Gogol. McCandless war jedoch kein literarischer Snob: Er hatte einfach nur das mit, was ihm irgendwie interessant vorkam, so auch Bestsellertitel von Michael Crichton, Robert Pirsing und Louis L'Amour. Da er vergessen hatte, Papier einzupacken, schrieb er seine kurzgefaßten Tagebuchnotizen auf ein paar Leerseiten am Ende der »Tanaina - Pflanzenkunde«.
    Während der Wintermonate wird das Healy - Ende des Stampede Trail von einigen Hundeschlittenfahrern, Skilangläufern und Schneemobilfans aufgesucht, allerdings nur bis Ende März, Anfang April, wenn das Eis der Flüsse zu tauen beginnt. Als McCandless sich auf den Weg machte, waren die meisten der größeren Flüsse bereits aufgebrochen, und seit zwei, drei Wochen war niemand mehr sehr weit auf dem Trail vorgedrungen. Er fand nur noch die verwehten Furchen einer Schneemobilloipe vor.
    Am zweiten Tag erreichte er den Teklanika River. Die Ufer waren noch von herangespülten Eistrümmern gesäumt, ansonsten hatte das Wasser sich jedoch freigebrochen, und er mußte den Fluß durchwaten. Anfang April hatte kurze Zeit Tauwetter

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