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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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und Sonnenmilch.
    »In der Schule alles gut?«, erkundigte sich Ted weiter. Ich nickte wieder; in knapp zwei Wochen waren zum Glück Sommerferien, die hier viel länger dauerten als die popligen sechs Wochen in Deutschland. Durch den Umzug hierher zum Jahreswechsel hatte es nicht mehr gereicht, mich im Januar mit Empfehlungen der Jefferson High für einen Sommerkurs an einem College oder einer Uni zu bewerben, und so würde ich die gesamten dreieinhalb Monate damit verbringen, zu lesen und zu faulenzen, ein paar Lücken im Schulstoff zu schließen und zwei größere Arbeiten für Literatur zu verfassen. Und mit Nathaniel; ein Gedanke, bei dem ich in mich hineinlächelte.
    »Wie läuft’s bei Dr. Katz?«
    »Ganz okay so weit.«
    Ted schwieg einige Herzschläge lang. »Wie geht es dir inzwischen in San Francisco?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Mal so, mal so.«
    »Möchtest du wieder zurück nach Deutschland?«
    Abrupt blieb ich stehen und starrte ihn an. »Was?!« Der Sand unter meinen Füßen fühlte sich an, als würde er ins Rutschen kommen, und ich schluckte. »Willst … willst du mich nicht mehr hierhaben?«
    Ted blieb ebenfalls stehen und ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Natürlich will ich das! Ich bin froh, dass du hier bist. Es ist nur …« Er atmete tief durch und kniff die Brauen zusammen. »Mittlerweile habe ich Zweifel daran, ob Karen und ich wirklich die richtigen Entscheidungen für dich getroffen haben. Obwohl wir damals davon überzeugt waren, es wäre das Beste für dich. Sowohl diese Sorgerechtserklärung als auch, dass du bis … bis zum Schluss bei Karen alles mitbekommst. Und dass du danach zu mir ziehst.« Um Teds Mund zuckte es. »Inzwischen frage ich mich, ob wir dir nicht zu viel zugemutet haben.«
    Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Keine Ahnung.«
    »Ich weiß, ich bin alles andere als ein perfekter Vater. Ich hab mir zwar immer Mühe gegeben, dich merken zu lassen, dass ich Anteil an deinem Leben nehme, aber ich war eben einfach nicht da. Und jetzt wo du hier bist, arbeite ich zu viel. Diese ganzen Vorlesungen und Seminare und Sprechstunden, die Kolloquien und Konferenzen …« Ein zerknirschtes Lächeln flackerte auf seinem Gesicht auf. »Ich kann dieses Jahr nicht mal mit dir in die Ferien fahren wegen der Sommerkurse an der Uni.« Mit einem nachdenklichen Ausdruck blickte er über den Strand, bevor er mich wieder ansah. »Ich möchte dich gern bei mir behalten, Amber. Aber wenn du nicht hier leben willst, hat das einfach keinen Sinn. Oder was meinst du?«
    Angespannt kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Die ganzen vergangenen Monate hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als nicht hier sein zu müssen, als so schnell wie möglich wieder nach Deutschland zurückfliegen zu können. Aber jetzt gab es auch Nathaniel und Matt, während die Mails von Julia und Sandra spärlicher in den Posteingang meines Accounts tröpfelten. Nur mit Gabi telefonierte ich noch regelmäßig sonntags. Nathaniel nie wieder zu sehen, war für mich in diesem Moment genauso unvorstellbar, wie San Francisco jemals wirklich als neues Zuhause zu empfinden; es fühlte sich an, als würde ich mit je einem Bein auf zwei verschiedenen Kontinenten stehen, die langsam, aber unaufhaltsam auseinanderdrifteten. »Ich weiß es nicht«, flüsterte ich, und es war ehrlich gemeint.
    »Kannst du mir noch ein bisschen Zeit geben? Ein halbes Jahr vielleicht? Wenn du dich bis Weihnachten hier immer noch nicht wohlfühlst, versuche ich, mit den Seemanns eine Vereinbarung zu treffen, und du ziehst zu ihnen. Wäre das in Ordnung für dich – hältst du es so lange noch hier aus?«
    Ich starrte vor mich hin und kam mir total schlecht vor, weil ich oft so ekelhaft zu ihm war und er immer noch Verständnis hatte für meine Probleme. »Okay«, piepste ich.
    »Okay«, wiederholte er mit einem erleichterten Ausatmen.
    Ich hob die Augen zu ihm an. »Warum … warum habt ihr diese Sorgerechtserklärung überhaupt gemacht, Mam und du?«
    Verblüfft sah er mich an. »Na – weil wir deine Eltern sind.« Ein kleines Lächeln zuckte um seinen Mund und er deutete auf den Sand zu seinen Füßen. »Wollen wir uns hinsetzen?«
    Ich nickte und hockte mich neben ihn. Verstohlen sah ich ihn von der Seite her an, wie er die Unterarme auf die angezogenen Knie legte und aufs Meer hinaussah.
    »Als diese neue gesetzliche Regelung bei euch in Deutschland eingeführt wurde, kam Karen sofort damit an«,

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