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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Straßenrand mit meiner Adresse programmiert hatte, erzählte er mir, dass er über das Football-Team der Eagles locker mit Sharons Bruder Jeff befreundet war. Von ihr wusste er, wie ich hieß und dass ich aus Deutschland hierhergezogen war, und er wollte wissen, wie es mir hier so gefiel. Shane wohnte in Haight-Ashbury ( Klingt jetzt sicher mehr nach Hippies und Beatniks , als es tatsächlich ist , fügte er mit einem kleinen Grinsen hinzu, obwohl es bei uns zu Hause wirklich bunt und ein bisschen chaotisch zugeht ), besuchte AP -Kurse in Bio, Chemie und Psychologie und hoffte auf ein Sportstipendium fürs College und das Medizinstudium. Zwar verdiente sein Vater als Unfallchirurg im General Hospital am Potrero Hill ganz gut und auch seine Mutter war immerhin Anwältin. Aber offenbar vertrat sie meist hoffnungslose Fälle, und schließlich waren noch zwei jüngere Schwestern da, die auch einmal aufs College und an die Uni wollten.
    Irgendwie wäre es mir lieber gewesen, er hätte dem Klischee des gut aussehenden Sportlers mit weicher Birne oder wenigstens arrogantem Gehabe entsprochen. Immer wieder wanderte mein Blick zwischen seinen großen, biegsamen Händen am Lenkrad und seinem kräftigen Gesicht unter den extrem kurz geschorenen Haaren hin und her und blieb dabei öfter mal an seinem Oberarm kleben, wo der trainierte Bizeps auf gut zwei Zentimetern Länge die Ärmelnaht gesprengt hatte. Dass Shane zu all dem auch noch intelligent war, Gutmenschentum quasi in seinen Genen hatte und durch und durch sympathisch wirkte, schien mir eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Kein Wunder, dass fast die gesamte weibliche Hälfte der Jefferson High und sicher auch der schwule Prozentsatz der anderen Hälfte hinter ihm her waren.
    »Da wären wir«, brummte Shane in meine Gedanken hinein, während er den Wagen an Leroy’s auf der anderen Straßenseite vorbei die Sacramento Street bergab ausrollen ließ und dann mit laufendem Motor in zweiter Reihe vor dem vanillegelben Haus mit der Nummer 1474 anhielt.
    »Sie haben. Ihr Ziel. Erreicht« , bestätigte die Navi-Lady.
    »Danke fürs Mitnehmen.« Ich öffnete den Gurt und griff zu meinem Rucksack. Ohne mich anzusehen, nickte Shane nur und umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad. »Worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?«, fragte ich dann behutsam.
    Shane blies die Wangen auf und stieß laut den Atem aus. »Ist gar nicht so einfach … Ich … Ach, vergiss es.« Er löste eine Hand vom Lenkrad und fuhr sich damit über den rasierten Schädel; als er sie wieder auf das Lenkrad legte, sah ich, wie sie dabei zitterte.
    Zwischen den parkenden Autos auf der rechten Seite trat eine Frau in kurzem Rock und Seidenbluse auf die Straße und stöckelte auf einen cremefarbenen SUV weiter vorne zu; ich schaute ihr zu, wie sie einstieg und in Millimeterarbeit auszuparken begann.
    »Magst … magst du vielleicht dein Auto dort abstellen und mit hochkommen?«
    »Kaffee wäre prima, danke.« Unaufhörlich wanderten Shanes Augen durch die Küche. »Nett habt ihr’s hier. Vor allem so ordentlich. Meine Mom wäre neidisch! Mit Dads Schichtdiensten, ihrer eigenen Arbeit und uns drei Kids kommt sie nämlich kaum mit Aufräumen hinterher.«
    »Wie alt sind deine Schwestern?« Ich reckte mich nach den Kaffeebechern im Oberschrank.
    »Tamika ist dreizehn, Kayla acht. Jede für sich kann schon ganz schön anstrengend sein …« Shane unterbrach sich und wartete, bis das Mahlwerk ausgerattert hatte. »Aber zusammen sind sie die Pest.« Ich schmunzelte, ließ den zweiten Kaffee aus der Maschine und holte solange schon mal die Milch aus dem Kühlschrank.
    »Was macht dein Dad beruflich?«, wollte Shane wissen, als ich ihm einen Becher Kaffee hinstellte und er sich auf meinem Platz in der Küche niederließ.
    »Er ist Professor für Anthropologie an der State University.« Ich pflanzte mich mit meinem Becher Milchkaffee au f T eds Stuhl und zog ein Knie herauf.
    »Wow. Abgefahren.« Vorsichtig nippte Shane an seinem Kaffee und seine Brauen schnellten hoch. »Mann, ist der stark!«
    »Das ist eine europäische Maschine«, erklärte ich nicht ohne Stolz und schob den Milchkanister näher zu Shane, aber er winkte ab und nippte noch einmal an seinem Becher. »Ted hat mir mal erzählt, dass ihn die erste Tasse Kaffee damals in Deutschland fast umgehauen hat. Aber dann ist er auf den Geschmack gekommen und seither trinkt er ihn immer so wie bei uns in Europa.«
    Ein winziges Lächeln blitzte auf Shanes

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