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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Gesicht auf, bevor er sich mit ernster Miene auf seinen Kaffee konzentrierte. »Sharon hat mir von deiner Mom erzählt. War sie krank?«
    Ich trank einen Schluck und sah Shane über den Tisch hinweg an. Er hatte eine angenehme Art, danach zu fragen, nüchtern, aber nicht gefühllos, vor allem ganz ohne Befangenheit oder gar triefendes Mitleid. Sicher würde er später mal einen ziemlich guten Doc abgeben.
    »Glioblastom«, erwiderte ich nur.
    »Verdammt«, kam es genauso kurz von ihm.
    »Yapp.« Ich fing seinen Blick auf und begann zu ahnen, wie viel Mut es Matt gekostet haben musste, damals bei Starbucks die magischen Worte zu sagen. Um ein Haar wären sie mir in der Kehle stecken geblieben, und ich rang heftig mit mir, bis ich dann doch heiser herausbrachte: »Du siehst sie auch, oder?«
    Shanes Augen saugten mich förmlich auf, bevor er schnell wegsah. Ein wackliges Lächeln zog über seine linke Gesichtshälfte. »Bis … bis vorhin …« Er schluckte. »Bis vorhin war ich überzeugt, ich wäre der Einzige. Der Einzige, der diesen unheimlichen Typen an der Schule sieht. Und nicht nur ihn.« Ein Lachen, nervös und fast so bitter wie der Kaffee in unseren Bechern, rutschte ihm heraus. »Kannst du dir vorstellen, wie das für mich die ganze Zeit gewesen ist? Jemand wie ich, der Wide Receiver des Footballteams, der fast jeden Pass des Quarterbacks fängt und zum Touchdown bringt – ein As in den Naturwissenschaften, glaubt, er kann Geister sehen. Wie peinlich ist das denn!«
    »Hey, nimm mal nicht die ganze Peinlichkeit allein für dich in Anspruch!«, gab ich barsch zurück. »Ich will auch noch was davon abhaben.«
    Shane richtete den Blick auf mich, dann breitete sich ein hell leuchtendes Grinsen auf seinem dunklen Gesicht aus. »Verzeihung, Ma’am. Wie unhöflich von mir. Selbstverständlich lasse ich Ihnen Ihren Anteil daran.«
    Wir lachten beide leise, bevor wir wieder in unsere Kaffeebecher stierten.
    »Als ich dich vorhin da gesehen hab«, sagte er nach einer Weile rau, »wie du so mutig auf ihn zugegangen bist, ihn angeblafft hast, bis er verschwand – da dachte ich zuerst, ich halluziniere. Ich dachte, die ganzen Shrinks , zu denen meine Eltern mich geschleppt haben, hätten recht, genau wie der Reverend unserer Gemeinde. Dass die Geister, die ich zu sehen glaube, eine Projektion meines Unbewussten sind. Ein Weg, um mit meinen Schuldgefühlen umzugehen, vielleicht auch, um mich selbst zu bestrafen. Und dann«, er lachte wieder, wärmer dieses Mal, »und dann sehe ich dich und mir kommt zum ersten Mal der Gedanke, dass es wirklich wahr sein könnte.«
    »Siehst du sie, seit … seit …« Shanes eindringlicher Blick brachte mich erst zum Stottern, dann zum Verstummen.
    »Das mit Lauren war vermutlich mit das Erste, was du über mich gehört hast, oder?« Ich nickte beschämt. »Schon klar.« Er atmete tief ein. »Ich finde es komplett krank, wie es die ganzen Tussen antörnt, dass meine Freundin tödlich verunglückt ist. Als ob jede davon überzeugt wäre, sie und nur sie könnte wiedergutmachen, was da bei mir kaputtgegangen ist. Um dann die allseits bewunderte und beneidete Prinzessin an meiner Seite zu spielen.« Er trank einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. »Du bist irgendwie … anders.« Ein kleines Lächeln schien auf seinem Gesicht auf. »Lauren hätte dich bestimmt auf Anhieb gemocht.« Sein Lächeln bekam etwas Trauriges, als er seinen Becher abstellte und in die Gesäßtasche seiner Jeans langte, seinen Geldbeutel hervorzog und ein Foto herausfischte, das er vor mir auf den Tisch legte.
    Neugierig lehnte ich mich vor. Das Mädchen mit den langen, silbrigblonden und ein bisschen verwuschelten Haaren, das in einem übergroßen weißen Herrenhemd auf einem Fensterbrett saß, war einfach nur schön. Ihr ebenmäßiges, ungeschminktes Gesicht wirkte sanft, und obwohl sie mit ernster Miene in die Kamera schaute, hatte sie ein schalkhaftes, fast freches Funkeln in den türkisblauen Augen mit den dichten Wimpern. Der üppig geschwungene Mund sah aus, als ob er gern lächelte oder lachte, und die beiden winzigen Leberflecke auf ihrer linken Wange waren wie das Tüpfelchen auf dem i. Und sie war viel zu jung, um schon tot zu sein.
    »Lauren …« Shanes Stimme klang kratzig, wie aufgeschürft. »Lauren war ein ganz besonderer Mensch, witzig und klug und warmherzig. Und unglaublich begabt. Malerin wollte sie werden oder Musikerin, sie hatte genauso viel Talent für Pinsel und Farbe wie am

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