In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
Wellen, die rauschend und murmelnd über den Strand glitten, und ich konnte mich nicht sattsehen daran, wie der Wind sein Hemd mal aufbauschte, mal eng an seine Schultern, seinen breiten Rücken und seine Brust schmiegte und seine Locken zerwühlte. Gerade in Momenten wie diesen, in denen er sich unbeobachtet glaubte und selbstvergessen über etwas nachdachte. Er brauchte diese Momente allein; manchmal merkte ich es ihm deutlich an, wie anstrengend es für ihn war, plötzlich von so vielen durcheinanderredenden Menschen umgeben zu sein und unseren Gesprächen zu folgen, die so vieles enthielten, was ihm neu und fremd war.
»Ich vermute mal«, sagte Shane neben mir, »es ist nicht immer ganz einfach, mit einem Geist zusammen zu sein.«
Ich lachte leise und sah ihn an. »Das stimmt. Aber so ist es nun mal.« Schnell schaute ich wieder aufs Meer hinaus. Es machte mich irgendwie verlegen, wie Shane so dicht neben mir saß, nur in knielangen, noch ziemlich nassen Badeshorts, während das Wasser von seiner dunklen Haut und den ausgeprägten Muskelpaketen abperlte.
»Versteh mich bitte nicht falsch«, fuhr er leise fort. »Ich nehme an, ihr beide würdet es euch auch anders wünschen. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass Lauren jetzt auf der anderen Seite ist und es ihr gut geht. Aber manchmal … manchmal, wenn ich euch zwei so sehe …« Seine Stimme geriet ins Wackeln. »Da sehne ich mich nach dem, was ihr beide habt. Und sei es nur für einen einzigen Tag.«
Ich nickte vor mich hin. »Ja. Das kann ich gut verstehen. Würde mir nicht anders gehen.« Ich holte tief Luft und blies den Atem in einem zittrigen Strom wieder aus. »So geht es mir mit meiner Mam. Der Gedanke, sie könnte es aus irgendeinem Grund nicht auf die andere Seite geschafft haben, ist so schrecklich, dass ich mir das lieber nicht vorstellen will. Und trotzdem würde ich eine Menge dafür geben, sie noch einmal zu sehen. Und sei es … sei es nur … so.« Ich grub meine Finger tief in den Sand zwischen Shane und mir; als ich seine Augen auf mir spürte, blickte ich auf und wir lächelten uns an.
»Juch-huuuu«, zwitscherte es hinter uns, und wir drehten uns um. In einem sehr kurzen, oben rum sehr knappen tomatenroten Kleidchen mit weißen Talertupfen im Fifties-Style, das sich extrem mit ihrer neuen Haarfarbe, einem knalligen Hyazinthlila biss, stapfte Holly barfuß durch den Sand. In der einen Hand hielt sie ihre hochhackigen Sandaletten, mit denen sie Shane und mir zuwinkte, während sie mit der anderen eine vollgestopfte Strandtasche vorwärts schleppte.
»Danke, Honey, du bist ein Engel!«, schnaufte sie, als Matt in karierten Badeshorts, Longsleeve und Halstuch aufsprang und ihr die Tasche abnahm. »Hallo, meine Süße!«, begrüßte sie Abby, die sich über ihren schwarzen Einteiler ein zeltartiges schwarzes Strandkleid gezogen hatte, und küsste sie herzhaft auf beide Wangen.
»Aaahhhh«, entfuhr es Matt begeistert, als er in die Strandtasche spähte, und er setzte sie ab, packte stattdessen Holly um die Taille und wirbelte sie ansatzweise herum, bevor er mit ausgebreiteten Armen vor ihr auf die Knie fiel. »Ich verehre und bete dich an, du Göttin aller leiblichen Sünden!«
Holly lachte und ließ sich in den Sand plumpsen, wo sie sich erst mal eine Zigarette anzündete, während Matt in die Tasche langte und eine Flasche in unsere Richtung hochhielt. »Will jemand eins?!«
»Ist das Bier?«, fragte ich leise, während ich blinzelnd das Etikett genauer zu erkennen versuchte.
»Yapp«, bestätigte Shane.
»Das dürfen wir doch gar nicht hier in Kalifornien, oder?«, flüsterte ich. »Erst ab einundzwanzig, dachte ich.«
Er grinste. »Deshalb hat es ja auch Holly besorgt. Magst du eins?«
Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht später einen Schluck oder so.«
»Okay.« Shane stand auf und legte mir dabei kurz die Hand auf die Schulter. »Bis später.«
»Bis später.« Shanes Worte vorhin hatten mir zu denken gegeben, und während ich darüber und über die Sitzung heute bei Dr. Katz nachgrübelte, rieselte mir ein kühler Schauder über den Rücken. Als sich die Bänder meines Bikinioberteils spannten und es am Knoten in meinem Nacken ruckte, wandte ich schmunzelnd den Kopf und sah Nathaniel an, der hinter mir im Sand saß.
»Was wird wohl passieren, wenn ich jetzt daran ziehe?«, flüsterte er mir ins Ohr und zupfte kräftiger am Ende des Bändchens.
»Du müsstest erst den Knoten aufknibbeln«, flüsterte ich zurück.
»Darf
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