Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
Vom Netzwerk:
entdecken konnte, wenn ich zwischendurch von den Seiten aufblickte.
    Mit einem Nicken nahm ich das Buch und legte mich auf der Decke zurecht. Ich hatte es gerade aufgeschlagen, als in meinem Rucksack harte Elektrobeats losschepperten, die in das schmissige Intro von Navy CIS : L. A. übergingen; ich erstarrte und rührte mich nicht.
    »Dein Handy«, wies mich Nathaniel überflüssigerweise darauf hin, und unter seinem irritierten Blick zog ich es dann doch aus der Seitentasche. Ich musste gar nicht erst auf das Display schauen; Navy CIS : L. A. war der Klingelton für Shane, den wir immer damit aufzogen, dass er uns ein bisschen an L. L. Cool J erinnerte.
    »Hey«, sagte ich gedehnt in das Smartphone hinein. Lässig hatte ich klingen wollen, aber es kam angestrengt heraus.
    »Hey, Amber!«, hörte ich Shane mit einem Auflachen sagen, bevor er mit einem besorgten Unterton fragte: »Ist alles okay bei dir? Du klingst so komisch.«
    »Yupp, alles okay.« Ich wich Nathaniels Blick aus und rubbelte über einen Mückenstich auf meinem gebräunten Unterschenkel, obwohl er im Augenblick gar nicht juckte.
    »Ich wollt mich nur kurz melden und sagen, dass ich seit heute Morgen wieder im Lande bin.«
    »Wie war’s in Stanford?«, erkundigte ich mich, als ob er mir nicht die ganze Zeit über per Mail oder am Telefon schon immer mal wieder ein bisschen was erzählt hätte.
    »Ganz okay. Ich hab sogar einiges gelernt – war also nicht nur für den Lebenslauf gut. Bist du in der Franklin Street?«
    »Yupp.« Ich streckte die Hand aus und rupfte einzelne Grashalme aus dem Boden.
    »Magst du nachher noch bei mir zu Hause vorbeischauen? Auf eine Cola oder so? Dann erzähl ich dir genauer, wie’s war.«
    Ich kaute auf der Unterlippe herum. Während ich noch überlegte, hörte ich am anderen Ende der Verbindung im Hintergrund zwei aufgeregt kieksende Mädchenstimmen; es klang, als ob sie stritten, und prompt kreischte die eine schrill auf: Mom! Mom! Moooom!
    »Sorry, Amber – hattest du was gesagt? Die beiden Nervensägen liefern sich hier wieder einen Krieg durchs ganze Haus.«
    Um meinen Mund zuckte es, während irgendwo hinter Shane eine dunkle Frauenstimme liebevoll, aber sehr entschieden zwischen den beiden zankenden Mädchen vermittelte. Vielleicht konnte ich mit Shane darüber reden, was mich beschäftigte; wenn mich jemand verstehen konnte, dann bestimmt er, dem der Tod seine große Liebe entrissen hatte. »Ja, okay. Gern.«
    »Super! Komm einfach vorbei, wann du magst. Ich werd sicher mit den Jungs den ganzen Nachmittag draußen sein, das hab ich über der ganzen Hockerei in Stanford ordentlich vermisst. Und hier ist’s gerade echt nicht zum Aushal … Ey, Kayla!« Ich zuckte zusammen, als er mir aus Versehen ins Ohr brüllte. »Leg das sofort wieder hin! Dir gehört nicht automatisch alles, was du in die Finger kriegst! – Sorry«, wandte sich Shane lachend wieder an mich. »Ich musste meine kleine Schwester gerade davon abhalten, aus meinen Stanford-Unterlagen Origami zu falten, das ist gerade ihre Lieblingsbeschäftigung. Also, komm einfach vorbei. Linie 6, Waller Street eins-drei-drei-vier. Das blaue Haus – Blaulila – oder so ähnlich.«
    Ich schmunzelte in mich hinein. »Okay. Bis später.«
    »Bis später, Amber.« Er machte eine kurze Pause und fügte leiser hinzu: »Ich freu mich auf dich.« Dann legte er auf.
    Bemüht sorgfältig verstaute ich das Smartphone wieder in der Seitentasche; die ganze Zeit über hatte ich Nathaniels Augen auf mir gespürt, und es kostete mich ein bisschen Überwindung, ihn anzuschauen. »Ich geh später noch bei Shane vorbei. Magst du mitkommen?«
    Nathaniel schüttelte den Kopf. Kam es mir nur so vor oder zog er sich wirklich mehr und mehr von uns allen zurück? Vielleicht lag es daran, dass Matt und Shane die letzten Wochen nicht da gewesen waren, nur Abby, die Nathaniel zwar mochte, aber zugegeben hatte, dass sie noch immer höllische Angst vor ihm hatte. Ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.
    »Ist … ist zwischen uns noch alles gut?«, fragte ich zögerlich.
    Ein kleines Lächeln schien auf Nathaniels Gesicht auf und er strich mir über die Wange. »Natürlich.« Er hob das Buch von der Decke auf und hielt es mir hin. »Hast du noch ein bisschen Zeit?«
    »Natürlich«, wiederholte ich automatisch, nahm ihm das Buch ab und kuschelte mich eng an ihn.
    Und während ich ihm vorlas und er über meinen Arm strich, die Augen geschlossen und seine Miene

Weitere Kostenlose Bücher