In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
zurück, bereit, jeden Augenblick wieder zu verschwinden. Dann entspannten sich ihre Züge erneut. Sie musste völlig erschöpft sein, so fest wie sie schlief.
Das Zimmer war durchdrungen von ihrem Wesen, aber nicht sonderlich stark; es war zu spüren, dass sie noch nicht lange hier lebte. Aus dem Raum daneben schwappte etwas Dunkles, Schweres zu mir, wie von machtvollen Objekten. Nicht so gewaltig, dass ich mich davor hätte fürchten müssen, zumindest solange ich hierblieb, und trotzdem beruhigte es mich ein wenig, dass ich sie nachts in ihrer Nähe wusste. Dahinter nahm ich den nur leichten Schlaf eines Mannes wahr, ihres Vaters vermutlich.
Ihr Schreibtisch war von aufgeschlagenen Büchern und bedruckten Seiten übersät; es gefiel mir, dass sie ein so kluges Mädchen war. Meine Brauen hoben sich, als ich die Rücken des Bücherstoßes in der Mitte des Tischs entzifferte. Bücher über Erscheinungen wie mich waren es und ein Lächeln zuckte über mein Gesicht. Sie dachte tatsächlich an mich, sie wollte mehr über meinesgleichen wissen!
Ich betrachtete sie, wie sie dalag, die Decke bis zur Brust hochgezogen und in einem Oberteil mit kurzen Ärmeln aus blau glänzendem Stoff. Mein Blick fiel auf das Bild neben ihrem Bett. Sie und eine sehr schöne Frau, die ihre Mutter sein musste; die Ähnlichkeit in den Zügen war unverkennbar. Ihre Mam, wie sie sie immer nannte. Ob sie den Weg auf die andere Seite gefunden hatte oder wie ich als ein Schatten umherirrte? Ich hoffte nicht.
Im Schlaf bewegten sich sacht ihre Lippen, in weniger als einem Murmeln. Nathaniel.
Eigentlich hatte ich nur hier sein wollen, hier bei ihr, sie ansehen. Und dann war es mir doch nicht genug. Ich kam näher, noch näher, und als sie still liegen blieb, setzte ich mich zu ihr, streckte mich schließlich behutsam neben ihr aus.
Nathaniel?
»Ich bin hier, Amber«, raunte ich so leise ich konnte. Vielleicht hatte ich es auch nur gedacht. »Hier bei dir.« Ihr Mund verzog sich zu der Andeutung eines Lächelns.
Ich hob eine Hand und strich über den Rücken ihrer Faust. Die Haut auf ihrem Unterarm kräuselte sich und legte sich dann wieder glatt. Ich hielt inne und strich dann noch einmal über ihre Hand. Noch einmal rann Gänsehaut über ihren Arm, und ich musste mich beherrschen, nicht zu lachen.
Ihre Faust öffnete sich, ihre Finger reckten sich nach mir, und ich erstarrte. Schloss dann mit einem wohligen Schauder die Augen, als sich ihr Arm quer auf meinen Bauch legte und darin eintauchte, als sie noch ein Stückchen näher zu mir rückte. Wie ein Hund, der sich in der Sonne aalt, so kam ich mir vor unter der Wärme, die sie durch mich hindurchschickte. Ich öffnete die Augen und rutschte tiefer hinab, dass ihr Gesicht an meinem war und ihr Arm in meiner Brust.
Lange ließ ich einfach nur meine Augen über ihr Gesicht wandern. So sanft sah sie aus und dabei konnten ihre Augen solche Funken sprühen. Vor allem wenn sie wütend war. Das machte sie so besonders. Diese Zähigkeit, fast schon Härte an ihr, hinter der etwas Zerbrechliches schlummerte, eine Zärtlichkeit und Leidenschaftlichkeit. Die sie wie ihre anderen heftigen Gefühle die meiste Zeit tief in sich vergrub und die nur dann aufschien, wenn sie nicht mehr anders konnte, als sie hervorbrechen zu lassen.
Wie von selbst senkten sich meine Finger auf ihr Haar, das unter meiner Berührung sacht aufflatterte; unglaublich seidig war es. Meine Fingerspitzen wanderten tiefer, auf ihre Wange hinab, und ihre Nase zuckte, als hätte ich sie gekitzelt. Ich hielt mein Gesicht näher an ihres, bis ich ihren tiefen, ruhigen Atem spüren konnte. Mich verlangte es so sehr danach, meinen Mund auf den ihren zu drücken, ihre Lippen zu fühlen. Aber noch mehr wollte ich, dass sie mich vorher ansah, mir in die Augen sah, vor unserem ersten Kuss. Ein dummer Gedanke, das wusste ich wohl. Wie sollte sie mich jemals küssen können – wie könnte sie das auch nur wollen! Und trotzdem kam mir dieser Gedanke, und das nicht zum ersten Mal.
Vorsichtig legte ich meinen Mund gegen ihre Stirn, dann auf ihre Wange, und als sie sich in mich hineinschmiegte, wollte ich so sehr diese viel zu dicke Decke beiseiteschieben und mich zu ihr legen, ihren ganzen Körper spüren. Eine Vorstellung, die mich unruhig machte, für die ich mich beinahe schämte. Und dennoch breitete sich ein tiefes Gefühl des Friedens in mir aus, weil sie mir so nahe war.
Ich ließ meine Hand auf ihrem Haar ruhen, das sich wie unter
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