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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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über beide Ohren rot. »Ich hab nicht mit ihm geflirtet!«
    »Du hast nicht nur mit ihm geflirtet, du hast ihn auch noch angefasst! Oder durch ihn hindurchgefasst, wie man’s eben nimmt. Und jetzt hast du Schiss, nach Alcatraz zu fahren?! Einen Ausflug, den jährlich eine Million anderer Menschen machen, ohne dass etwas passiert? Erklär mir das doch bitte, ich kapier’s nämlich nicht!«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und fixierte die Kappen meiner Sneakers.
    »Mach dir nicht ins Hemd, Amber! Uns kann nichts passieren, ich hab das im Griff!«

40
    »Wenn wir da hinfahren, dann wie echte Touristen«, hatte Matt mit breitem Grinsen gesagt, als er mich vormittags in der Sacramento Street abholte und mit mir drei Häuserblocks weiter auf einen Cable Car der Powell-Hyde-Linie aufsprang.
    Ted hatte mich zwar verwundert angeschaut, als ich ihm Donnerstag beim Abendessen gesagt hatte, dass ich Samstag mit Matt nach Alcatraz wollte, schien aber auch nichts dagegen zu haben; mir kam es sogar so vor, als ob es ihm gar nicht unrecht war, dass unsere übliche Samstagsroutine ausfiel.
    Nach zwei Querstraßen bog der Cable Car scharf rechts ab, was ihn gefährlich ruckeln und kippeln ließ, und rollte dann eine lange Straße entlang, die extrem steil bergab führte, bevor das Gefährt gemächlichere Hänge hinauf- und hinabratterte. Fast an jeder Straßenecke hielt der Gripman, um Passagiere ein- oder aussteigen zu lassen, was mir die Zeit gab, mich in aller Ruhe umzugucken. Links und rechts standen neben den parkenden Autokolonnen zu fast perfekten Halbkugeln gestutzte Laubbäume, und dahinter reihten sich putzige Häuschen mit Erkern und Fassaden aus Klinkerstein oder den typischen Anstrichen in Pastellfarben aneinander. Manchmal war im Erdgeschoss ein hübsches Lädchen untergebracht oder ein schnuckeliges Café; auf unaufdringliche Weise schick sah hier alles aus. Nicht gediegen, sondern ganz lässig und wie selbstverständlich.
    »Schau mal.« Matt, der sich hinter mir an die Haltestange festklammerte, tippte mir auf die Schulter und deutete an mir vorbei nach vorne. Jenseits des Häusermeeres, das sich vor uns teilte, sah ich ein Stück unglaublich blaues Wasser, dahinter einen flachen grünen Hügel – und mittendrin eine Insel, auf der ich weiße und graue Gebäude erkennen konnte. »Das ist Alcatraz.«
    Ich nickte, Beklommenheit im Bauch, aber trotzdem war es ein faszinierender Anblick. Ein durch und durch ungruseliger vor allem. Besonders aus der Entfernung.
    Als der Cable Car das nächste Mal anhielt, stupste Matt mich an und zeigte nach rechts, auf eine Straße, die sich um Mäuerchen, niedrige Buchsbaumhecken und blühende Sträucher hindurch in engem Zickzack den steilen Hügel hinabzog; zwei Autos schlängelten sich gerade in Zeitlupentempo darauf hinunter. Auf den mit Geländern von der Fahrbahn abgeteilten Stufen, die vor den Häusern auf beiden Seiten hinunterführten, drängten sich Horden von Menschen mit Kameras.
    »Das ist die Lombard Street. Mit die teuerste Adresse der Stadt. Weil jeder in der berühmtesten Straße wohnen will – der kurvigsten Straße der Welt! Meine Mom ahnt bis heute nicht, dass ich die früher mit dem Skateboard hinabgejagt bin.« Ich warf ihm einen irritierten Blick zu, worauf er mit den Schultern zuckte und eine Unschuldsmiene aufsetzte. »Hey, sie hat immer nur gesagt, ich soll mich nicht anstrengen. Davon, mich einfach aufs Board zu stellen und runterrollen zu lassen, hat sie nie etwas erwähnt.«
    Der Cable Car ruckelte an, eine Böschung hinunter, und die Aussicht öffnete sich auf eine weite blaue Fläche und Hügelketten; ganz am Ende der Straße konnte ich eine Hafenmole und einen alten Dreimaster erkennen. Dann rollten wir über eine Kuppe, hinter der es so steil bergab ging, dass es von den Trittbrettern des Wagens aussah, als würden wir fast senkrecht hinuntersausen, und mir stockte der Atem
    »Wu-huuu«, heulte Matt hinter mir auf, als der Cable Car in einer irrwitzigen Schussfahrt hinabratterte, während ich mich mit beiden Händen an der Stange vor mir festklammerte. Matts Rechte packte mich an der Schulter, und obwohl ich bezweifelte, dass ein halbes Hemd wie er mich im Ernstfall halten könnte, fühlte ich mich sicherer, und der erschrockene Laut, der mir aus der Kehle rutschte, ging in ein vergnügtes Quietschen über.
    Über zwei lang gezogene Bodenwellen bollerte der Cable Car hinweg und brachte an der nächsten Kreuzung mit Glockengebimmel einen von

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