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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Jahrhundert.«
    »Ehrlich?« Simon drehte den Gegenstand in der Hand.
    »Meine Güte! Sie sieht wirklich aus, als hätte sie bessere Tage gesehen.« Er legte die Schuhschnalle vorsichtig wieder zurück.
    »Du hast es weit gebracht, Simon. Viel weiter als ich. In jeder Hinsicht.«
    »Ich komme zurecht«, antwortete Simon verlegen.
    »Ich verdiene jedenfalls genug zum Leben. Reich werde ich mit meiner Arbeit nicht. Steckt die Farm in Schwierigkeiten? Ich meine finanziell? Ich könnte, falls es nötig ist, ein paar Tausender lockermachen. Mehr kann ich auch nicht tun, fürchte ich.«
    »Danke für das Angebot, aber ich schwimme entweder alleine weiter, oder ich gehe alleine unter.« Hugh lächelte.
    »Im Augenblick halte ich mich so eben über Wasser. Ich wäre besser dran, wage ich zu behaupten, wenn nicht so viele andere Dinge meine Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hätten. Die arme Penny. Dann diese Geschichte mit Sonia. Ich bin sicher, die Farm könnte mehr abwerfen. Ich glaube, ich brauche einen Geschäftsplan«, sagte Hugh völlig unerwartet. Simon blinzelte, ohne seine Überraschung zu verbergen.
    »Das ist ja etwas ganz Neues aus deinem Mund, alter Schwede!«
    »Vielleicht muss ich mir ein paar neue Sachen einfallen lassen«, erwiderte Hugh.
    »Aber jetzt fahre ich besser wieder zurück. Ich lasse Tammy eine Weile bei dir, wenn du nichts dagegen hast? Sie spielt draußen im Obstgarten auf der alten Schaukel, die du für sie gebaut hast, als sie noch kleiner war.«
    »Was? O ja, kein Problem, lass sie hier. Ich bringe sie später zur Farm zurück.« Simon begleitete seinen Bruder zu dem alten Land Rover und legte ihm die Hand auf den Unterarm, als Hugh einsteigen wollte.
    »Denk noch mal über alles nach, Hugh, mehr verlange ich nicht von dir. Ganz gleich, was du diesem Markby erzählt hast, du kannst deine Meinung jederzeit ändern.«
    »Ich denke drüber nach«, antwortete Hugh.
    »Vielleicht rede ich mal mit Jane. Sie hat den Kopf richtig herum auf den Schultern.«
    »Nein, nicht mit dieser Jane Brady!«, widersprach Simon vehement.
    »Sie ist eine Lehrerin, die sich in deine Angelegenheiten mischt! Sie hat nichts mit der Familie zu schaffen, im Gegensatz zu mir! Hör auf meine Worte, Hugh, kannst du das nicht?« Er blickte dem Land Rover hinterher, dann wandte er sich ab und ging nach hinten in das, was Hugh als
    »Obstgarten« bezeichnet hatte. Früher einmal war es ein produktiver Obstgarten gewesen, doch die Bäume waren seit Jahren nicht mehr gehegt und geschnitten worden. Die knorrigen Zweige und Äste ragten weit auseinander, ein Nachbar berührte den anderen, wie in einem merkwürdigen Tanz. Im Herbst würde es Äpfel geben, doch es würden kleine Früchte sein, von Würmern befallen, von Vögeln angepickt, von allen möglichen Krankheiten angegriffen. Sie würden zu Boden fallen und dort vollends verrotten. Jetzt, um diese Jahreszeit, war von alledem noch nichts zu sehen, nur das Grün der Blätter. Simons Schritte knirschten auf den braunen, verschrumpelten und vertrockneten Resten des vergangenen Jahres, als er sich der Schaukel näherte. Tammy saß auf dem Brett und schwang vor und zurück, indem sie sich mit den Fußspitzen vom Boden abstieß. Der Sitz hing inzwischen viel zu tief für sie. Sie konnte nicht älter als vier gewesen sein, als Simon die Schaukel für seine Nichte gebaut hatte, und ihre kleinen Beinchen hatten damals so süß heruntergebaumelt. Verdammt, dachte Simon. Diese verdammte elende, lausige Geschichte. War sie denn niemals zu Ende? Gab es ein Leben nach dem Tod? Und falls ja, war Sonia jetzt irgendwo dort oben und amüsierte sich über den makabren Witz auf Kosten der Zurückgebliebenen? Simon blickte hinauf zu dem Ast, an dem die beiden Seile der Schaukel hingen. Die Jahre hatten die Seile verwittern lassen, und sie wirkten brüchig.
    »Ich weiß nicht, ob die Schaukel noch sicher ist für dich, Tammy«, sagte er zweifelnd.
    »Keine Sorge, Onkel Simon. Ich sitze ja nur darauf.« Er lehnte sich gegen den Baumstamm und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wegen dieser Polizistin, Tammy …«, begann er.
    »Das geht schon in Ordnung«, unterbrach sie ihn, bevor er ausreden konnte.
    »Du kannst verlangen, dass dein Vater oder ich dabei sind. Es wäre vielleicht besser, wenn ich dabei bin, Tammy.« Die Schaukel knarrte, als Tammy die Füße in den Boden stemmte. Die Seile gaben reibende Geräusche von sich, wo sie um den Ast geschlungen waren, und der Ast selbst

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