In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
denke, ich hätte weit verdächtiger gewirkt, wenn ich die Bitte von diesem Superintendent abgelehnt hätte, als wenn ich ihr zustimme.« Sein Blick kehrte zu den Bücherregalen zurück.
»Natürlich hab ich nicht so einen Hirnkasten wie du.«
»Es geht nicht darum, ob man einen Hirnkasten hat oder nicht, wie du es nennst …« Simon brach ab und stieß ein verzweifeltes Seufzen aus.
»Außerdem«, sagte Hugh,»außerdem bin ich eigentlich nur vorbeigekommen, um dir von Derry Hayward zu erzählen, für den Fall, dass du es noch nicht gehört hast.«
»Was noch nicht gehört habe?«, schnappte Simon.
»Irgendein Witzbold hat ihm gestern Nacht den Schädel eingeschlagen. Scheint, als wäre er nach draußen gegangen, um in seinem Stall nach einem Eindringling zu sehen.« Simon wurde blass.
»Ist er tot?«
»Nein, der arme Kerl ist nicht tot, aber es geht ihm auch nicht besonders gut. Sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht und operiert. Steht auf der Kippe, ob er durchkommt oder nicht, hab ich jedenfalls gehört. Sie waren immer noch am Operieren, als ich das letzte Mal mit Belinda gesprochen habe. Es ist eine schlimme Geschichte.«
»Wer zur Hölle …?«, murmelte Simon. Er sah erschüttert aus.
»Hayward? Wieso ausgerechnet Hayward?« Er schüttelte den Kopf.
»Hör zu, ich bin deiner Meinung, es ist eine schlimme Geschichte, aber es könnte uns helfen. Es beweist, was ich der Polizei schon die ganze Zeit sage. Ich habe es diesem Markby persönlich gesagt, von Angesicht zu Angesicht! Heutzutage zieht aller möglicher Abschaum durch das Land! Vielleicht glauben sie mir jetzt!«
»Belinda meint, es wären Viehdiebe gewesen.«
»Belinda Hayward denkt an nichts anderes als ihre verdammten Gäule«, entgegnete Simon.
»Aber vielleicht hat sie diesmal nicht ganz Unrecht. Du passt besser ebenfalls auf, hörst du? Vielleicht kommen diese Kerle auch noch auf die Hazelwood Farm. Denk an die Sicherheit deiner Tochter, wenn du schon nicht an deine eigene denken willst. Schließ die Türen ab. Nimm eine Waffe mit, wenn du deinen letzten Rundgang vor dem Schlafengehen machst.«
»Und was soll ich tun, wenn ich jemandem begegne?«, fragte Hugh sarkastisch.
»Ihm den Schädel einschlagen, wie es mit Derry geschehen ist? Die Polizei hat mich bereits auf ihrer Liste wegen Sonias Tod. Es würde richtig gut aussehen, nicht wahr, wenn ich ihnen eine weitere Leiche vor die Füße lege, oder? Wahrscheinlich fragen sie sich inzwischen schon, ob ich drüben auf der Cherry Tree Farm war und auf Hayward losgegangen bin, obwohl ich diesem Markby gesagt habe, dass ich es nicht war.«
»Warum?« Simon starrte ihn entsetzt an.
»Wieso kommt er auf den Gedanken, dass du etwas damit zu tun haben könntest?«
»Markby glaubt, dass Sonia eine Affäre gehabt hat.«
»Hör mal«, Simons Gesicht war rot vor mühsam unterdrücktem Ärger.
»Was hat dieser verdammte Bulle sonst noch zu dir gesagt? Siehst du nicht, was für ein Spiel sie spielen? Sie ermuntern dich, ein Loch zu graben, in das du am Ende selbst fallen wirst. Aber wenn du still sitzt und nichts unternimmst, dann können sie dir nichts anhaben, überhaupt nichts. Vergiss das nicht, Hugh! Und vergiss nicht, was ich dir die ganze Zeit zu sagen versuche! Sag der Polizei nur das, was du unbedingt sagen musst! Gib ihnen keine Chance, dir etwas anzuhängen! Du hast Sonia nicht ermordet!«
»Das ist richtig, das habe ich nicht«, sagte Hugh.
»Und ein Unschuldiger kommt nicht ins Gefängnis, oder?« Hugh erhob sich.
»Mach dir keine Sorgen wegen mir oder Tam. Du solltest dir viel mehr Gedanken um deine eigene Sicherheit machen, ganz allein hier draußen, nachdem Bethan nicht mehr hier wohnt.« Er zögerte, dann fragte er neugierig:
»Vermisst du sie eigentlich, Simon?« Sein Bruder schürzte die Lippen und dachte nach.
»Manchmal, natürlich. Aber im Augenblick habe ich eine Menge Arbeit und deswegen überhaupt keine Zeit, mich einsam zu fühlen. Im Gegenteil, ich bin sogar froh, dass ich ohne Unterbrechungen vorankomme.«
»Oh, das neue Buch.« Hugh wanderte zu Simons Schreibtisch und schielte hinunter auf den Computer und den Stapel Blätter daneben.
»Was ist denn das?« Er nahm einen kleinen Gegenstand auf und drehte sich zu Simon um.
»Das sieht ziemlich alt und abgenutzt aus. Warum wirfst du es nicht weg?«
»Das«, sagte Simon, und zum ersten Mal stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht,»das ist eine Schuhschnalle aus dem späten sechzehnten
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