In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
zugegen ist, der seine Interessen wahrt. Falls Tammy etwas Neues erzählen würde, das für unsere Ermittlungen von Interesse ist, würde Miss Holding die Befragung sofort unterbrechen und einen Erwachsenen hinzuziehen. Oder Sie könnten Ihren Anwalt bitten, zugegen zu sein.« Markby grinste schief.
»Wir werden sehr vorsichtig sein, was die Beweiserhebung angeht. Es steht völlig außer Diskussion, Tammy zu zwingen, einer Befragung unter vier Augen zuzustimmen, und wir werden ganz sicher nicht verlangen, dass sie eine schriftliche Aussage unterschreibt.«
»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Franklin.
»Ich wüsste nicht, was es schaden könnte. Mein Einverständnis haben Sie.«
»Danke sehr«, sagte Markby, ohne seine Erleichterung zu verbergen.
»Ich werde alles Nötige veranlassen.«
»Du hast was?« Simon Franklins Stimme überschlug sich vor Bestürzung.
»Habe ich das richtig gehört? Du hast dich einverstanden erklärt, dass diese Polizistin noch einmal kommt und Tammy ohne einen anwesenden Erwachsenen durch die Mangel dreht?«
Sie saßen in Simon Franklins Arbeitszimmer. Hughs Blicke wanderten über die Regale mit den Büchern darin, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Jetzt riss er sich davon los.
»Ich habe nichts zu verbergen«, sagte er einfach. Er klang eher erschrocken als trotzig, als hätte die Reaktion seines Bruders ihn überrascht.
»Das ist nicht der Punkt! Um Himmels willen, dieser Markby hat sein Glück auf die Probe gestellt, und du hast es ihm durchgehen lassen! Ich muss schon sagen, es tut mir Leid zu hören, dass es Markby persönlich war. Ich bin ihm begegnet und habe mit ihm geredet, und ich hätte eigentlich gedacht, dass er weiß, wie man sich benimmt. Das zeigt nur wieder mal, dass man Polizisten einfach nicht über den Weg trauen darf, nicht einmal einem so hochrangigen Kerl wie Markby. Er hatte kein Recht, dich um so etwas zu bitten! Vermutlich hat er geglaubt, er könnte dich mit seinem hohen Rang blenden. Das ist genau die Sorte von Verhalten, die man eigentlich dem Chief Constable melden sollte!« Simon redete sich immer mehr in Rage.
»Langsam, langsam«, sagte Hugh beschwichtigend.
»Er hat nicht darauf bestanden. Er hat lediglich gesagt, dass er glaubt, es könnte Tammy leichter fallen. Und er hat gesagt, dass sie Tammy zuerst fragen würden, ob sie einverstanden ist. Falls ich Einwände hätte oder einen Anwalt hinzuziehen wollte, wäre das in Ordnung. Alle Bestimmungen würden selbstverständlich eingehalten, das hat er mir versichert. Was auch immer für Bestimmungen das sein mögen«, schloss Hugh ironisch.
Simon stürzte sich auf seine letzten Worte.
»Siehst du? Du weißt nicht mal, welche Rechte du in dieser Angelegenheit hast. Du hättest deine Zustimmung nicht geben dürfen, Hugh!«
»Nun, ich habe sie gegeben«, sagte der ältere Franklin störrisch.
»Und Tammy sagt auch, dass sie nichts dagegen hat.«
»Meine Nichte ist ein zwölfjähriges Mädchen, das überhaupt noch nicht in der Lage ist, so eine Entscheidung zu treffen!«, schäumte Simon.
»Sie mag vielleicht erst zwölf sein«, entgegnete Tammys Vater,»aber sie ist sehr wohl in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.« Simon stieß einen unartikulierten Laut aus und erhob sich von seinem Stuhl. Hugh beobachtete ihn einige Augenblicke, wie er im Raum auf und ab ging, dann fragte er:
»Was soll sie denn sagen, Sim? Ich habe dir bereits gesagt, ich habe nichts zu verbergen. Manchmal denke ich, dass du mir nicht glaubst.« Simon war in diesem Augenblick mit seinen Wanderungen am anderen Ende des Zimmers angelangt. Er wirbelte zu seinem Bruder herum.
»Was soll das denn heißen? Selbstverständlich glaube ich dir!«
»Und warum dann all dieses Aufhebens?« Hughs gerunzelte Stirn verriet seine Befremdung über das Verhalten seines Bruders. Simon setzte seine Brille ab und hielt sie an der reparierten Stelle des Gestells.
»Du bist wie ein Baby im Wald, mein lieber Bruder! Du warst immer so. Du glaubst allen Ernstes, du musst nur ehrlich sein, dann sind die Menschen auch ehrlich zu dir! Du glaubst, weil du ein reines Gewissen hast, ist die Polizei nicht in der Lage, aus Tammys Worten etwas gegen dich zu konstruieren!«
»Niemand wird von ihr verlangen, etwas zu unterschreiben, Sim. Er hat es mir versprochen. Hör mal, ich bin nicht dumm!«, fügte Hugh ein wenig ärgerlich hinzu, weil seinem Urteilsvermögen so wenig Vertrauen entgegengebracht wurde.
»Und ich
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