In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
mir darüber erzählt, als ich ihn am Tag des Leichenfunds befragt habe, obwohl ich zugebe, dass mir zu jenem Zeitpunkt nicht bewusst war, wie kurz sie erst verheiratet waren. Es steht alles in meinem einleitenden Bericht, Sir. Ihr Mädchenname lautete Lambert.« Bevor Markby antworten konnte, klopfte es an der Tür und Ginny Holding erschien mit dem versprochenen Kaffee.
»Ich dachte, Sie mögen vielleicht eine Tasse«, sagte sie zu Markby.
»Oh, Holding. Ja, danke sehr. Dave möchte, dass Sie nach draußen zur Hazelwood Farm fahren und mit einer Zwölfjährigen reden. Glauben Sie, dass Sie das schaffen?« Markby nahm seinen Kaffee entgegen, während er die Frage stellte.
»Ich denke doch, Sir«, antwortete Ginny Holding und warf Pearce einen Blick zu, der laut und deutlich
»Judas!« sagte.
»Verfahren Sie nach Vorschrift. Ein Erwachsener muss anwesend sein, aber es wäre vielleicht besser, wenn es nicht Tammys Vater ist. Versuchen Sie, ob Sie es einrichten können.« Er grinste.
»Sobald Sie das erledigt haben, dürfen Sie zur Belohnung eine Fahrt nach London unternehmen. Finden Sie heraus, wo Sonia Franklin, geborene Lambert, vor ihrer Ehe gearbeitet hat und ob einer ihrer Ex-Kollegen bereit ist, über sie zu sprechen.« Holdings Miene hellte sich sichtlich auf, und sie ging mit federnden Schritten nach draußen. Markby erinnerte sich an den pathologischen Befund, schlug den Hefter auf und entnahm eine Skizze, die er Pearce hinschob.
»Todesursache wie vermutet, eine Stichwunde ins Herz. Die Waffe ist noch nicht identifiziert. Das heißt, wir wissen zwar, was es wahrscheinlich nicht war, nämlich ein Küchenmesser. Es handelt sich um eine lange, dünne, zweischneidige Klinge, eine Art Stilett, allerdings mit kürzerer Schneide. Ein Dolch vielleicht. Fuller meint bemerkt zu haben, dass die Klinge entweder stumpf oder beschädigt ist – hat wohl irgendwas mit der Art und Weise zu tun, wie sie das Gewebe und die Muskeln durchdrungen hat. Andererseits war sie spitz genug, um relativ mühelos einzudringen.«
»Ein Dolch, wie?«, sagte Pearce und überraschte Markby nicht wenig, indem er rezitierte:
»Ist dies ein Dolch, den ich da seh …?« Dann errötete er zutiefst und fügte hastig hinzu, dass der Englischlehrer ein Stück mit ihnen eingeübt hatte, als er noch zur Schule gegangen war,»um Geld für einen Computer zu sammeln«.
»Und Sie haben bei diesem schottischen Schauspiel mitgemacht?«, fragte Markby interessiert, wobei er vorsichtig den Namen des Stücks vermied, für den Fall, dass Pearce in eine theatralische Rolle fiel, so unwahrscheinlich das auch schien.
»Ich habe die Szenenbilder gemalt«, sagte Pearce grimmig.
»Ich tänzele doch nicht in albernen Kostümen herum!«
»Ich verstehe. War es eine gemischte Schule?«
»Was? Es war die Bamford Comprehensive. Oh, wir hatten Mädchen, falls es das ist, was Sie meinen. Kein armer Trottel aus dem dritten Jahrgang, der einen langen Rock anziehen musste, um die Lady Macbeth zu spielen.«
»Anders als auf meiner Schule«, gestand Markby.
»Bei uns mussten immer die kleinsten und ängstlichsten dazu gedrängt werden, die weiblichen Rollen zu übernehmen.«
»So ist das eben auf Privatschulen«, sagte Pearce düster, ohne seine Bemerkung näher zu erläutern. Markby legte die Skizze beiseite.
»Fuller hat festgestellt, dass Sonia Franklin in einen Kampf verwickelt gewesen sein muss, wahrscheinlich mit ihrem Angreifer. Sie hat lange Kratzer und Abschürfungen auf der rechten Gesichtsseite und am Hals. Ihr Nagellack ist gesplittert, ein Nagel abgebrochen, als hätte sie genauso ausgeteilt wie eingesteckt. Die Pathologie hat zwei winzige Hautfragmente unter ihren Nägeln gefunden, die weiter analysiert werden. Wenn wir Glück haben, erhalten wir ein DNS-Profil, aber wetten sollen wir nicht darauf, Zitat Fuller.« Pearce stieß eine Art düsteres Grollen aus. Markby überflog den restlichen Bericht.
»Hier steht, blauer Nagellack. Ich dachte immer, Nagellack wäre rot oder pinkfarben?«
»Die neueste Mode«, informierte Pearce seinen Vorgesetzten.
»Tessa hat eine ganze Reihe von Nagellackfläschchen auf der Kommode stehen, in allen möglichen Farben, rot, blau, purpurn, golden, was Sie wollen.« Markby wappnete sich innerlich auf Meredith mit goldenen Fingernägeln und hoffte inständig, dass ihm dies erspart bleiben würde. Pearce hatte Mode und Make-up vergessen und starrte aus zusammengekniffenen Augen auf eine Weise in die Ferne, die Markby
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