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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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und dann werde ich ein neues, reizvolles und fremdes Mädchen für dich sein. Wir gehen zusammen und lassen es abschneiden, oder ich gehe allein und komme dann und überrasche dich.» Ich sagte nichts.
    «Nicht wahr, du wirst doch nicht sagen, ich soll nicht?» «Nein. Ich glaube, es wird sehr aufregend sein.» «Ach, du bist so lieb. Und vielleicht werde ich wunderschön aussehen, Liebling, und so dünn und aufregend für dich sein, und du wirst dich von neuem ganz von vorn wieder in mich verlieben.»
    «Zum Teufel», sagte ich. «Ich liebe dich gerade genug. Was willst du denn machen? Mich ruinieren?»
    «Ja, ich will dich ruinieren.»
    «Gut», sagte ich. «Das möchte ich auch.» 

03
    Wir führten ein herrliches Leben. Die Monate Januar und Februar vergingen, und der Winter war sehr schön, und wir waren sehr glücklich. Es hatte hin und wieder kurz getaut, wenn ein warmer Wind wehte und der Schnee weich wurde und die Luft sich nach Frühling anfühlte, aber immer war das Klare, Harte, Kalte wiedergekommen, und der Winter war zurückgekehrt. Im März spürten wir zum erstenmal das Ende des Winters. In der Nacht begann es zu regnen. Es regnete den ganzen Morgen über und wandelte den Schnee in Schlamm um und gab dem Berghang ein trübes Aussehen. Wolken lagen über dem See und über dem Tal. Es regnete hoch im Gebirge. Catherine trug schwere Überschuhe und ich trug Herrn Guttingens Gummistiefel, und wir gingen unter einem Schirm durch den Schlamm und das fließende Wasser, das das Eis auf den Straßen blank wusch, zum Bahnhof, um in dem Gasthaus einzukehren und vor dem Essen einen Wermut zu trinken. Draußen konnten wir den Regen hören.
    «Glaubst du, daß wir in die Stadt ziehen sollten?»
    «Was meinst du?» fragte Catherine.
    «Wenn der Winter vorbei ist und es weiterregnet, ist es kein Spaß hier oben. Wie lange dauert es noch, bis Catherine kommt?»
    «Ungefähr einen Monat. Vielleicht ein bißchen länger.»
    «Wir könnten hinunterfahren und in Montreux bleiben.»
    «Warum fahren wir nicht nach Lausanne? Dort ist die Klinik.»
    «Schön. Ich dachte nur, die Stadt sei zu groß.»
    «Wir können da genausogut für uns allein sein, und Lausanne ist vielleicht nett.»
    «Wann wollen wir fahren?»
    «Mir ist es gleich. Wann du willst, Liebling. Ich will hier nicht weg, wenn du nicht weg willst.»
    «Wir wollen sehen, wie das Wetter wird.»
    Es regnete drei Tage. Der Schnee war am Berghang unter dem Bahnhof jetzt ganz weg. Die Straße war ein Wildbach von schlammigem Schneewasser. Es war zu naß und matschig, um auszugehen. Am Morgen des dritten Regentages entschlossen wir uns, in die Stadt zu ziehen.
    «Das ist schon recht, Mr. Henry», sagte Guttingen. «Sie brauchen mir nicht vorher zu kündigen. Ich dachte nie, daß Sie hier bleiben würden, wenn das schlechte Wetter einsetzt.»
    «Wir müssen sowieso wegen Madame in der Nähe der Klinik sein», sagte ich.
    «Ich verstehe», sagte er. «Werden Sie später mal wiederkommen und mit dem Kleinen hierbleiben?»
    «Ja, wenn Sie Platz haben.»
    «Im Frühling, wenn es schön wird, könnten Sie kommen und das schöne Wetter genießen. Wir könnten das Kleine und die Kinderfrau in das große Zimmer, das jetzt geschlossen ist, legen und Sie und Madame könnten Ihr jetziges Zimmer haben mit der Aussicht auf den See.»
    «Ich werde Ihnen rechtzeitig schreiben», sagte ich. Wir packten und nahmen den Zug, der nach Tisch abfuhr. Herr und Frau Guttingen brachten uns beide zum Bahnhof hinunter, und er zog unser Gepäck auf einem Schlitten durch den Schlamm. Sie standen neben dem Bahnhof im Regen und winkten Lebewohl.
    «Sie waren sehr nett», sagte Catherine.
    «Sie waren fabelhaft zu uns.»
    Von Montreux nahmen wir den Zug nach Lausanne. Als wir in der Richtung, in der wir gewohnt hatten, aus dem Fenster sahen, konnten wir vor Wolken die Berge nicht sehen. Der Zug hielt in Vevey und fuhr dann weiter, auf einer Seite den See, auf der anderen Seite die nassen braunen Felder und die kahlen Wälder und die nassen Häuser. Wir kamen nach Lausanne und gingen in ein mittelgroßes Hotel. Es regnete noch, als wir durch die Straßen und in die Wageneinfahrt des Hotels fuhren. Der Portier mit messingnen Schlüsseln auf seinen Aufschlägen, der Lift, die Teppiche auf dem Boden und die weißen Waschbecken mit blanken Hähnen, das Messingbett und das große, behagliche Schlafzimmer, alles erschien uns nach den Guttingens sehr luxuriös. Die Fenster des Zimmers sahen auf einen nassen

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