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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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die Straßen zu gehen und den Frühling in der Luft zu riechen und mich in einem Café hinzusetzen und die Leute zu beobachten und die Zeitungen zu lesen und einen Wermut zu trinken, dann ins Hotel zurückzugehen und mit Catherine zu Mittag zu essen. Der Lehrer in der Boxschule trug einen Schnurrbart und war sehr genau und nervös und geriet ganz außer sich, wenn man ihm zu Leibe rückte. Aber es war nett dort. Luft und Licht waren gut, und ich arbeitete ganz tüchtig. Seilspringen, Scheinboxen, Bauchübungen, auf einem Fleckchen Erde liegend, wo die Sonne durch das offene Fenster fiel, und hin und wieder jagte ich dem Lehrer Angst ein beim Boxen. Ich konnte zuerst nicht vor dem langen Spiegel scheinboxen, weil es so seltsam aussah, einen Mann mit einem Bart boxen zu sehen. Aber schließlich fand ich es nur noch komisch. Ich wollte mir den Bart abnehmen lassen, sobald ich zu boxen anfing, aber Catherine wollte es nicht.
    Manchmal fuhren Catherine und ich mit einem Wagen über Land. Es fuhr sich angenehm, wenn die Tage schön waren, und wir fanden zwei nette Lokale, zu denen wir zum Essen hinausfahren konnten. Catherine konnte jetzt nicht sehr weit gehen, und ich war glücklich, mit ihr zusammen auf den Landstraßen zu fahren. Wenn der Tag schön war, verlebten wir wunderbare Stunden; und wir hatten nie unerfreuliche Augenblicke. Wir wußten, daß das Baby jetzt sehr dicht bevorstand, und es gab uns beiden das Gefühl, als ob etwas uns drängte und wir keine Zeit zusammen verlieren durften. 

04
    Eines Morgens wachte ich ungefähr um drei Uhr auf, weil sich Catherine im Bett bewegte.
    «Ist etwas, Cat?»
    «Ich habe Schmerzen gehabt, Liebling.»
    «Regelmäßig?»
    «Nein, nicht sehr.»
    «Wenn du sie auch nur einigermaßen regelmäßig hast, gehen wir in die Klinik.»
    Ich war sehr schläfrig und schlief wieder ein. Ein bißchen später wachte ich wieder auf.
    «Es ist vielleicht besser, du rufst den Doktor an», sagte Catherine. «Ich denke, es beginnt.»
    Ich ging ans Telefon und rief den Doktor an. «Wie oft kommen die Schmerzen?» fragte er. «Wie oft kommen sie, Cat?» «Ich sollte denken, alle Viertelstunden.»
    «Dann gehen Sie besser in die Klinik», sagte der Doktor. «Ich ziehe mich an und komme auch sofort hin.»
    Ich hängte auf und rief die Garage neben dem Bahnhof an, sie sollten ein Taxi schicken. Lange Zeit über kam niemand ans Telefon. Schließlich meldete sich ein Mann, der versprach, sofort ein Taxi zu schicken. Catherine zog sich an. Ihre Reisetasche mit all den Sachen, die sie in der Klinik brauchen würde und den Babysachen war fix und fertig gepackt. Draußen in der Halle klingelte ich nach dem Lift. Niemand antwortete. Ich ging hinunter. Es war niemand unten bis auf den Nachtwächter. Ich fuhr den Lift selbst hinauf, stellte Catherines Tasche hinein, sie stieg ein und wir fuhren hinunter. Der Nachtwächter öffnete uns die Tür, und wir saßen draußen neben den Stufen, die zur Anfahrt führten, auf den Steinplatten und warteten auf das Taxi. Die Nacht war hell und sternklar. Catherine war sehr erregt.
    «Ich bin so froh, daß es angefangen hat», sagte sie. «Jetzt ist bald alles vorbei.»
    «Du bist ein braves, tapferes Mädchen.»
    «Ich habe keine Angst. Aber ich wünschte, das Auto würde kommen.»
    Wir hörten es die Straße heraufkommen und sahen seine Scheinwerfer. Es bog in die Einfahrt, und ich half Catherine einsteigen, und der Chauffeur stellte die Tasche vorn zu sich. «Fahren Sie zum Krankenhaus», sagte ich. Wir fuhren aus der Einfahrt und den Berg hinan. Wir gingen ins Krankenhaus hinein, und ich trug die Tasche. Eine Frau saß an einem Pult, die Catherines Namen, Alter, Adresse, Verwandte und Religion in ein Buch notierte. Sie sagte, sie sei religionslos, und die Frau machte einen Strich nach dem Wort. Sie gab ihren Namen als Catherine Henry an.
    «Ich bringe Sie in Ihr Zimmer», sagte sie. Wir fuhren im Fahrstuhl hinauf. Die Frau hielt ihn an, und wir stiegen aus und folgten ihr einen Gang hinunter. Catherine hielt sich an meinem Arm.
    «Dies ist das Zimmer», sagte die Frau. «Wollen Sie sich bitte ausziehen und ins Bett gehen? Hier ist ein Nachthemd, das Sie anziehen können.»
    «Ich habe ein Nachthemd mit», sagte Catherine. «Es ist besser für Sie, wenn Sie dies Nachthemd anziehen», sagte die Frau.
    Ich ging hinaus und setzte mich auf einen Stuhl im Gang.
    «Sie können jetzt hereinkommen», sagte die Frau auf der Türschwelle. Catherine lag in dem schmalen Bett in

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