In einem anderen Land
sagte, die Franzosen hätten gemeutert, und es seien Truppen im Anmarsch auf Paris. Ich fragte ihn: «Und was ist dann passiert?» - «Ach, man ist mit ihnen fertig geworden.» Ich wollte nach Österreich reisen ohne Krieg. Ich wollte in den Schwarzwald reisen. Ich wollte in den Harz reisen. Wo war denn überhaupt der Harz? Man kämpfte in den Karpaten. Dorthin wollte ich auf keinen Fall. Vielleicht war es aber auch dort schön. Wenn kein Krieg war, konnte ich nach Spanien. Die Sonne ging unter und der Tag kühlte ab. Nach dem Essen würde ich Catherine Barkley besuchen. Ich wünschte, sie wäre jetzt hier. Ich wünschte, ich wäre jetzt mit ihr in Mailand. Ich würde gern bei Cova essen und dann an dem heißen Abend die Via Manzoni hinuntergehen und den Damm überqueren und am Kanal abbiegen und mit Catherine Barkley ins Hotel gehen. Vielleicht würde sie das. Vielleicht würde sie sich vormachen, ich sei ihr gefallener Schatz, und wir würden vorn beim Haupteingang reingehen, und der Portier würde seine Mütze lüften, und ich würde an den Empfang gehen und den Schlüssel verlangen, und sie würde beim Lift stehen, und dann würden wir in den Lift einsteigen und der würde ganz langsam bei jeder Etage knacken, und dann käme unsere Etage, und der Junge würde die Tür öffnen und dastehen, und sie würde aussteigen, und ich würde aussteigen, und wir würden den Gang zusammen hinuntergehen, und ich würde den Schlüssel in die Tür stecken und sie öffnen und hineingehen und den Telefonhörer abnehmen und eine Flasche Capri Bianco bestellen in einem silbernen Kühler voll Eis, und man würde schon das Eis gegen den Kühler schlagen hören, wenn er den Korridor entlang getragen würde, und der Junge würde anklopfen, und ich würde sagen, bitte, stellen Sie es nur draußen hin. Weil wir keine Kleider anhaben würden, weil es so heiß war, und das Fenster ist offen, und die Schwalben fliegen über die Dächer der Häuser, und wenn es dann dunkel würde und man ans Fenster trat, jagten sehr kleine Fledermäuse über die Dächer, und über den Bäumen flogen sie ganz niedrig, und wir würden unseren Capri trinken und hätten die Tür abgeriegelt, und es ist heiß und nur ein Laken und die ganze Nacht, und wir würden uns die ganze Nacht über lieben in der heißen Nacht in Mailand. So sollte es eigentlich sein. Ich würde schnell essen und dann Catherine Barkley besuchen gehen.
Man sprach zuviel im Kasino, und ich trank Wein, weil wir uns heute abend nicht wie Brüder gefühlt hätten, wenn ich nicht auch ein bißchen getrunken und mit dem Priester über den Erzbischof Ireland gesprochen hätte, der anscheinend ein wahrer Edelmann war, und wenn ich nicht vorgegeben hätte, über die Ungerechtigkeit, die Ungerechtigkeiten, die er zu erleiden hatte und an denen ich als Amerikaner teilhatte, und von denen ich niemals gehört hatte, Bescheid zu wissen. Es wäre unhöflich gewesen, nichts darüber zu wissen, nachdem ich so fabelhafte Erklärungen für die Ursachen bekommen hatte, die schließlich anscheinend auf Mißverständnissen beruhten. Ich fand seinen Namen herrlich, und er kam aus Minnesota, Ireland von Wisconsin, Ireland von Michigan. Was es so reizvoll machte, war, daß es wie Eiland klang. Nein, das war es nicht. Es steckte mehr dahinter als das. Ja, Padre. Das stimmt, Padre. Vielleicht, Padre. Nein, Padre. Nun, es kann schon sein, Padre. Sie wissen mehr davon als ich, Padre. Der Priester war gut, aber langweilig. Er wusch einem den Schmelz von den Zähnen und ließ ihn auf dem Gaumen zurück.
«Und der Priester wurde eingelocht», sagte Rocca, «weil man die dreiprozentigen Obligationen bei ihm fand. Natürlich war's in Frankreich. Hier hätte man ihn nie im Leben festgenommen. Er leugnete und behauptete, von den dreiprozentigen Obligatio nen nichts zu wissen. Das ist in Béziers passiert. Ich war da und las es in der Zeitung und ging ins Gefängnis und wollte den Priester besuchen. Es war ganz klar, daß er die Obligationen gestohlen hatte.»
«Davon glaube ich kein Wort», sagte Rinaldi.
«Ganz nach Belieben», sagte Rocca. «Aber ich erzähle die Geschichte ja für unseren Priester hier. Sie ist sehr belehrend. Er ist ein Priester; er wird sie genießen.»
Der Priester lächelte. «Nur weiter», sagte er, «ich bin ganz Ohr.»
«Natürlich konnte man nicht aller Obligationen habhaft werden, aber der Priester hatte alle dreiprozentigen Obligationen und einige Pfandbriefe bei sich, ich habe vergessen,
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