In einem leuchtend schoenen Land
bauten bis 1860 Kaffee, danach anhaltend erfolgreich Tee an.
Die Bedingungen für eine bekömmliche Teeernte waren hier auf Sri Lanka optimal. Im Hochland der Inselmitte angebaut stand „Ceylon Tee“ für Qualität und hatte den 1972 abgelegten Taufnamen der Kolonialherren Ceylon unsterblich werden lassen. Bis heute ist Sri Lanka einer der größten Teeexporteure der Welt. Mit dieser Statistik vertraut jagten wir einen Urlaub lang unseren Bus über die Serpentinen, bis wir im Nebel des 2000 Meter hoch gelegenen Nuwara Eliyas stecken blieben. Als die Sonne schließlich den Dunst aufgelöst hatte und die Symmetrie des uns umsäumenden, stramm den Bergrücken hoch patrouillierenden Buschwerkes freilegte, überlegten wir laut, was es mit dem Heckenanbau so auf sich haben könnte. Während wir unsere Gehirnzellen strapazierten, flog ein Schildermeer mit wohlklingenden Namen wie Caroline und Felicia an uns vorüber, die Teeblätter und –beutel darauf abgebildet hatten. Die Erleuchtung kam uns aber erst nach näherem Betrachten der durch die Hecken streifenden, bunten Saris, die einen Jutesack an den Zipfeln um die Stirn gebunden hatten. Selbst wir erkannten in ihnen die Pflückerinnen, die ihre Hände routiniert über die Sträucher gleiten ließen und die gezupften Blätter in dem Jutesack unterbrachten.
„Tee“, rief ich erleichtert und notierte meine Erkenntnis auf einem Blatt Papier direkt unter „Ananas wachsen nicht auf Bäumen“. Demnächst würde dem noch der Gummibaum folgen, dessen eingeritzter Stamm und die darunter gebundene Auffangschale wir zunächst („Es scheint, als habe sich der Borkenkäfer bis in die Tropen durchgefressen!“) zur Methode gegen den gefräßigen Käfer erklärten. Da wir nicht genau wussten, wie man dem Borkenkäfer chemisch Herr wurde, dichteten wir auf Geratewohl dem eingeritzten Stamm ayurvedische Heilkraft an.
Dass dort aber Gummi floss, ja darauf waren wir nicht gekommen!
Wieder zu Hause las ich mich in die Welt der Teesorten ein. Ich studierte die Erzeugnisse eingehend und brühte jene unserem Hausmädchen und den im Compound Arbeitenden auf, servierte gediegen und reichte braunen Zucker dazu.
„Tee-eke!“, bot ich den Tee an und platzte fast vor Stolz auf meine Brocken Sinhala und mein dargebotenes Inselgetränk. Interessiert betrachteten die Bedienten Aufgebrühtes, schütteten Milch hinein, rührten den Zucker nicht an, nippten mit spitzen Lippen und erinnerten sich jäh, dass sie noch einiges zu tun hatten. Stutzig über den plötzlichen Eifer und die vorausgegangenen, lang anhaltenden Teesitzungen mit unserem Hausmädchen in Erinnerung, holte ich mir Jasinta her, die ihren Tee gerade heimlich im Ausguss versenkt hatte.
„Na ja“, stammelte sie, schob den braunen Zucker von einem Eck ins andere und fasste schließlich Mut: „Braunen Zucker benutzen wir nicht!“ Der sei dreckig, belehrte sie mich, und Dreck, das leuchtete mir ein, konnte man ihnen nicht zumuten. „Außerdem“, sagte sie, starrte in die vor ihr aufgereihten Teetassen hinein bevor sie auch deren Inhalt in den Ausguss schüttete, „fehlt dem Tee Geschmack.“ Daraufhin unterzog ich mich einer Lektion in Teebrühen. Eifrig löffelte sie einen Haufen Teeblätter in die Kanne, schüttete kochendes Wasser darauf und ließ das Ganze eine Ewigkeit ziehen. Zufrieden nahm sie zwei Tassen und füllte sie mit pechschwarzem Tee, ertränkte einen Haufen weißen Zucker darin, füllte das Ganze mit Milch auf und schob mir das Resultat ihrer Demonstration lächelnd zu. Bittersüß perlte das Getränk über meine Zunge in den Rachen, woraufhin nun auch ich spitze Lippen einsetzte, bevor ich das Gebräu heimlich einer Pflanze vermachte.
Für den Eigenbedarf brühte ich weiterhin fade und servierte Tee für sri-lankische Gäste bitter, mischte in meine Tasse Jaggery, den insulanischen Zuckerrohrsaft, und verschaffte mir damit nicht nur ein Gefühl, etwas Einheimisches eingerührt zu haben, sondern auch einen Melasseschub.
Selbst in Sachen Tee hatte ich mich wieder einmal nur bedingt anpassungsfähig gezeigt. Iimmerhin fand ich wie zuvor mit Scharfem, in ihrer Art des Teetrinkens einen Sinn, der auf die hiesigen Lebensbedingungen abgestimmt war. Besonders die Plantagearbeiter stärkten sich an dieser nahrhaften Variante des Aufbrühens. Sie waren auf diese günstige Zwischenmahlzeit angewiesen, mussten sie doch mit einem Monatslohn von knapp dreißig Dollar auskommen, was gerade eben das bescheidene
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