In einem leuchtend schoenen Land
und abgearbeitet wurden. Die Frauen warteten geduldig ab, bis alles Männliche aus dem Weg geräumt waren und sie an die Reihe kamen. Das Geschrei hinter dem Vorhang schien sie nicht weiter zu irritieren, geschweige denn zu empören. Ich meinerseits empörte mich sehr, sprang schließlich entschieden auf und öffnete den verfilzten Vorhang ein paar Zentimeter, steckte mein hochrotes Gesicht in das Verhör. Froh, dass Blicke doch nicht töten konnten, huschte ich kurz darauf auf Plastik zurück und zählte zur Ablenkung die Polizisten und ihre Abzeichen. Ich hatte gerade fünfundvierzig Stück gezählt, als der Vorhang aufging und mein aufgeweichtes Hausmädchen ausspuckte. Das Oberhaupt folgte und stampfte wortlos an mir vorüber und den Hinterausgang hinaus. Unschlüssig blieb ich stehen und betrachtete Jasinta, die tapfer gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte.
„Wenn ich nicht bis morgen“, heulte sie dann in der Privatsphäre des Autos, „alles Gestohlene zurückbringe, dann kommen sie nachts und holen mich ab.“ Sie senkte ihren Kopf so tief, dass er kaum mehr zu sehen war. Sie hatte ihr Gesicht verloren, dachte ich mitleidig und reichte ihr ein Tempotaschentuch, fuhr mit einer Hand tröstend über ihren Rücken. „Auch sagt er“, setzte sie nach, „dass er mich doppelt hart bestraft, wenn ich jemals wieder meine Madam mitbringe!“
Es gab Momente in meinem Leben, da hätte ich gerne rückgängig gemacht, was ich angerichtet hatte.
Jetzt war so ein Moment!
Im Stillen schimpfte ich mich geschwätzig, forderte sofortige Besserung und Zurückhaltung, die meinem Wesen so gar nicht entsprach. Immer auf Tuchfühlung eingestellt trat ich entweder auf die Füße überraschter Neubekanntschaften oder weihte Bekanntschaften in Dinge ein, die sie eigentlich gar nichts angingen. Ich konnte kein Geheimnis für mich behalten, am wenigsten Geheimnisse, die meine täglichen Geschicke und öfter mal Missgeschicke betraf. Wahrlich ungeschickt war, meinem Bekannten Jim den Einbruch so ausführlich geschildert zu haben und ich nahm mir vor, alles auszulöffeln, was ich Jasinta so leichtfertig eingebrockt hatte.
„Das richten wir wieder!“, tröstete ich Jasinta ohne auch nur einen Schimmer, wie ich in diesem fremden, mit Unrecht durchwachsenen System, sowas Drastisches wie eine Anzeige wegen Diebstahls richten sollte. Ich reichte ihr noch ein Tempo, in welches sie ihren Kummer schnauzte, woraufhin sie ein kleines Lächeln zustande brachte.
Zuhause ließ ich keine Zeit vergehen, walzte in Jims Garten und stellte ihn zur Rede. Eigentlich wollte ich an seinen Verstand appellieren und ihm ruhig zureden. Tatsächlich trompetete ich, für alle Compoundbewohner gut hörbar, Unverständnis und Ärger gegen den Verursacher von Jasintas Tränen. Jener nämlich zeigte sich uneinsichtig und schürte mein Temperament, als er mich mit mehr als einem Anflug Rassismus fragte, wem gegenüber ich loyal sei: „Gegenüber einem Hausmädchen oder uns Compoundbewohner?“ Mit dem Compound meinte er sich, behauptete meine Haltung gefährde die Sicherheit von uns Weißen.
„Du – du -“, schrie ich mit gerissenem Geduldsfaden, „kolonialistisches Arschloch!“
Das tat mir dann im Nachhinein aus zwei Gründen leid: Erstens, weil meinen Kleinen nach Aussprache dieser oder ähnlicher Titel Taschengeldabzug sicher war, somit meine Vorbildsfunktion kräftig wankte und zweitens, weil sich mit dem emotionalen Ausbruch die Fronten endgültig verhärtet hatte.
Beleidigt zottelte Jim davon.
Wie nun, überlegte der Familienrat, holte man Recht und Ordnung aus den verstaubten Bücherregalen eines Entwicklungslandes? Wie, rätselten wir, kaufte man Recht legal ein?
Noch einmal griff ich auf mein Grundvertrauen in Recht und Ordnung zurück, brachte meine angeborene Gesetzestreue an und redete mir ein, dass in unserem
Fall das hiesige Gesetz zur Problemlösung führen würde. Zuversichtlich wählte ich die Nummer unseres Vermieters, der aus uns eine landesunübliche Miete herausgeschlagen und sich einmal lautstark immer und überall als hilfsbereit erklärt hatten.
„Zögern Sie nicht“, hatte er getönt, „mich bei Problemen zu kontaktieren“, und schließlich auch noch hinzugefügt: „Ich habe Beziehungen!“
Diese Beziehungen hatten wir jetzt nötig.
Tatsächlich zeigte sich unser Vermieter entrüstet über den Australier und versprach, sogleich einen ihm bekannten Minister und den mit ihm verwandten und
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