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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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nicht bereit waren, uns kampflos von unseren Erinnerungen zu trennen.
    Die Nacktheit dürfte das überzeugendste Argument gewesen sein!
    Die neuen Bekannten trennten sich, jeder aus seinen Gründen, schneller als üblich. Andreas musste allerdings die Eile unterbrechen, weil unsere indische Nachbarin, von der Lagunendiskussion aufgeweckt, genaueres wissen wollte.
    Jetzt, mitten in der Nacht.
    Die Inderin vom splitterfasernackten Mann!
    Ein wenig wunderte sie sich über die Kürze, mit welcher Andreas die Antworten würzte, konnte von den Nachtlichtern geblendet nicht den ganzen, unverhüllten
    Andreas ausmachen – was sie im Nachhinein sehr bedauerte und sich schwor, in einer weiteren Episode besser auf die Details zu achten.
    DVD-Spieler, CDs und Taschenlampe räumte ich noch im Morgengrauen wieder ein. Nur die Kamera, die blieb verschollen. Das Hausmädchen Jasinta klinkte sich augenblicklich beim Ratsch und Tratsch ein, dem die Sri-Lanker bei jeder Gelegenheit leidenschaftlich nachgingen, ließ ihr detektivisches Auge durch die Gegend gleiten und zerschlug eine Kokosnuss vor einer Gottheit. In der Kirche zündete sie Kerzen, nutzte jeden Hokuspokus und endete bei einem Zwanzigjährigen, der lautstark mit seinen Einbrecherqualitäten geprahlt und dazu die stibitzte Kamera geschwenkt hatte. Sogleich suchte sie jenen auf und machte ihm un-missverständlich klar, dass er in der Hölle und vorher noch im Gefängnis schmoren werde, wenn er nicht augenblicklich die Besitztümer ihrer Arbeitgeber retournierte. Natürlich, säuselte sie, würden wir die Polizei nicht in den Diebstahl einweihen, wenn er Geklautes sofort retournierte.
    Am folgenden Tag kehrte alles, was er noch nicht verhökert hatte, ins traute Heim zurück. Die Kamera enthielt wackelige Aufnahmen von drei Singhalesen, die lachend Sinhala in den Lautsprecher geknattert und auf Glas und Gehäuse zahlreiche Fingerabdrücke hinterlassen hatten.
    Mehrfach umarmt und großzügig belohnt hätten weder Jasinta noch ich dieses runde Ende beklagt.
    Als ich freudestrahlend an den Finger- und sonstigen Abdrücken der Diebe auf meiner Kamera herumpolierte, schlenderte zufällig unser australischer Nachbar Jim auf der Suche nach einer Koffeindosis vorbei. Farbenreich schilderte ich zwei Espressos lang unseren nächtlichen Besucher, präsentierte stolz Zurückerobertes und schloss mit der folgenschweren Bemerkung, dass „unser“ Dieb vermutlich auch „sein“ Dieb gewesen sei. Er nämlich, so wusste ich, war vor zwei Monaten um zwei paar kostspielige Sportschuhe gebracht worden, die er – Leichtsinn wohnt nun mal in jedem Neuankömmling – vor seiner Haustür, statt gut verschlossen dahinter gelagert hatte. Damals hatte unsere Jasinta noch seinen Haushalt bestritten, bevor sie unehrenhaft entlassen wurde. Sie habe ihn bestohlen, behauptete er damals und stellte eine zierliche, wunderschöne Nachfolgerin ein. Fortan hegte er gegen Jasinta einen Groll, für den er mit unserem glücklichen Ende des Einbruchs ein Ventil gefunden hatte.
    Denn auch er wollte Gestohlenes wiederhaben.
    Zwei Monate später und sofort!
    Mit unserem Kameraglück wurde das Anliegen sehr dringend. Sein Glück suchte er in der Behauptung, Jasinta sei die Initiatorin der Diebstähle, forderte seine entwendeten Schuhe von ihr persönlich zurück.
    Ein Paar Nikes und Radelschuhe mit Klack.
    Um das zu erreichen, knüpfte Jim Kontakte mit der Polizei und kurze Zeit später sah ich einen düsteren Jeep mit vier noch düstereren Typen in seinem Grundstück einparken. Jovial begrüßte sie Jim, haute ihnen im Wechsel auf die Schultern und mimte den reichen Kumpel, den die Elitetruppe nicht richtig einordnen konnte. Etwas konsterniert lachten sie. Im Gänsemarsch trabten sie auf die eingewachsene Terrasse, versanken in den dortigen Sesseln und stiegen erst wieder daraus hervor, nachdem sie einhundert Dollar Bestechungsgeld und mehrere Gläser Wodka eingenommen hatten.
    Unterdessen stand ich geduckt an meiner Gartenmauer, lauschte und spähte, war widerlich voyeuristisch und kriegte vom Bestechungsgeld bis zum getrunkenen Wodka alles mit. Die Ohren auf Empfang und mit lang gerecktem Hals stand ich in meinem Garten und sah gerade noch, wie der fettleibigste der vier ein Papier zu Jim herüber schob. Jim lachte ausdauernd und ein wenig gequält, warf einen flüchtigen Blick auf den Fetzen und setzte schwungvoll seine Initialen darauf.
    Soeben hatte er bestätigt, dass ihm ein paar Sportschuhe und ein

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