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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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der Garten dringend Pflege brauchte, aber dennoch war sein Verhalten anmaßend. » Ich wollte mich morgen selbst darum kümmern.« Sie sah kurz hoch in die glühende Nachmittagssonne. » In aller Frühe, bevor es zu heiß wird.«
    Er lachte leise. » Es ist immer heiß. Fast zu heiß zum Atmen.«
    » Genau meine Meinung, Mr Rainwater. Außerdem, wenn Sie meine Arbeiten verrichten, was Sie nicht tun sollten, vor allem nicht, ohne mich vorher zu fragen, kann körperliche Anstrengung, wie zum Beispiel Unkrautjäten, für einen Mann in Ihrem Zustand nicht gut sein.«
    Sein belustigter Ausdruck verflog, und sein Gesicht verhärtete sich, wodurch die Haut sich über seinen ausgeprägten Wangenknochen spannte. » Ich verspreche, dass ich nicht in Ihrem Tomatenbeet tot umfallen werde.«
    Der Tonfall seiner Stimme traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht zuckte sie sogar zusammen, denn er ließ sofort die Hacke fallen und ging einen Schritt auf sie zu. » Ich bitte um Entschuldigung.« Er riss sich den Hut vom Kopf und fuhr mit den Fingern durch die Haare, um sie zurückzustreifen, bevor er den Hut wieder aufsetzte. » Bitte verzeihen Sie mir. Das war völlig unangebracht.«
    Ella war immer noch zu perplex, um etwas zu sagen.
    » Glauben Sie, nur weil ich mich in Ihrem Garten nützlich mache, zweifle ich an Ihrer Kompetenz?«, fragte er. » Keineswegs, Mrs Barron. Ich habe nicht bedacht, dass Sie meine Absichten falsch verstehen könnten. Tatsächlich habe ich mir überhaupt nichts dabei gedacht. Es war ein spontaner Entschluss, und außerdem habe ich es nicht für Sie getan, sondern für mich.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an.
    » Ich brauche eine Beschäftigung. Ich habe nichts Konstruktives getan, seit ich hier eingezogen bin, und es widerstrebt mir, die Hände in den Schoß zu legen. Die Tage und Nächte vergehen dann nur sehr langsam.« Ein reumütiges Lächeln huschte über sein Gesicht. » Man könnte meinen, es sollte mir recht sein, wenn die Zeit langsamer verstreicht, aber ich bin kein Freund von Müßiggang. Ich möchte beschäftigt und aktiv sein, so lange ich dazu in der Lage bin.«
    Er starrte sie einige Sekunden lang mit ernstem Gesicht an, als wollte er sie zwingen, ihn zu verstehen. Dann stieß er ein Seufzen aus und ließ die Schultern hängen. Er bückte sich und hob die Hacke auf. » Ich stelle sie in den Schuppen zurück.«
    Er nahm seine Weste und sein Jackett von dem Zaunpfosten und schritt durch das klapprige Gartentor aus Hühnerdraht, das manchmal, wenn auch nur selten, Kaninchen davon abhielt, Ellas Gemüsebeet zu plündern.
    Als er an ihr vorüberging, sagte sie: » Ich wollte nicht so streng klingen.«
    Er blieb stehen und blickte ihr ins Gesicht. Sie war auf Augenhöhe mit seinem entblößten Hals, nachdem er den Binder gelockert und den Hemdkragen aufgeknöpft hatte. Seine Haut glänzte vor Schweiß. Er roch nach Salz, nach Sonne und Sommerhitze, nach frisch gepflügter Erde.
    Es war tatsächlich fast zu heiß zum Atmen, dachte sie. Jedenfalls schien die Luft, die sie einatmete, nicht zu genügen. » Meine Gäste sollen nicht meine Arbeiten erledigen.«
    » Selbst dann nicht, wenn das Ihre Gäste glücklich macht?«
    Sie sah ihm in die Augen.
    Mit leiser Stimme fragte er: » Was kann es denn schaden, Mrs Barron?«
    » Es schadet mir, weil ich nicht möchte, dass meine Routine durcheinander gebracht wird.« Da es verzweifelt klang, beinahe ängstlich, holte sie tief Luft, bevor sie fortfuhr. » Wenn ich jedem Gast erlauben würde, zu tun, was ihm gerade in den Sinn kommt, würde das Haus bald im Chaos versinken. Ich kann nicht zulassen–«
    Sie verstummte vor Schreck, als er ihr plötzlich die Hand auf die Schulter legte. Aber noch bevor sie richtig verarbeitet hatte, dass er sie tatsächlich berührte, wurde ihr bewusst, dass seine Aufmerksamkeit nicht länger auf ihr ruhte. Er starrte über ihre Schulter hinweg. Dann ließ er seine Sachen auf den Boden fallen, schob sie sanft, aber entschlossen zur Seite und rannte los. » Bruder Calvin?«
    Ella wandte sich um und sah den Prediger auf einem Maultier sitzen. Seine Beine baumelten an den Flanken des Tiers schlaff herunter, und er war so tief zusammengesackt, dass seine Stirn beinahe die steife Mähne des Maultiers berührte. Während sie verwundert zu ihm hinüberstarrte, ließ er das Seil los, das ihm als Zügel diente, kippte zur Seite und rutschte von dem Maultierrücken auf den Boden.
    Gleich darauf erreichte Mr Rainwater den jungen

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