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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ausgeschaltet, weil die Insekten lästig wurden.« Er stand auf und deutete auf einen Stuhl. » Leisten Sie mir Gesellschaft.«
    Sie zögerte kurz, bevor sie die Veranda überquerte und sich setzte.
    » Die Luft tut so gut. Ich konnte mich nicht überwinden, in mein Zimmer hochzugehen.« Er lächelte sie an. » Auch wenn es sehr gemütlich ist.«
    » Es freut mich, dass es Ihnen gefällt.«
    » Ja, vor allem die Blumentapete.«
    Sie fielen in Schweigen, das nur von dem nächtlichen Zirpen der Grillen, einem Hundegebell in der Ferne und dem leisen Knarren des Korbstuhls, als er seine Sitzposition veränderte, unterbrochen wurde. Er streckte seine langen Beine aus, verschränkte lose die Hände über dem Buch in seinem Schoß und lehnte den Kopf zurück. Er machte einen völlig entspannten Eindruck.
    Ella war sich nicht sicher, ob eine derart saloppe Haltung in Gegenwart einer Frau, einer Fremden, mit der man in der Dunkelheit zusammensaß, angemessen war. Vielmehr war sie sich ziemlich sicher, dass sich so etwas nicht schickte. Es suggerierte eine Vertrautheit, die irgendwie unpassend war, auch wenn sie mehrere Meter auseinander saßen.
    » Wo schicken Sie die Lebensmittel hin?«
    Sie sah zu ihm hinüber.
    » Die Sachen, die Margaret eingepackt hat, als ich vorhin kurz in der Küche war«, erklärte er. » Wo schicken Sie die hin?«
    » In die Barackensiedlung. Sie liegt östlich der Stadt, hinter den Eisenbahnschienen.«
    Er blickte sie mit gewölbter Augenbraue interessiert an.
    » Es begann mit ein paar Landstreichern, die nachts von einem Güterwaggon sprangen, um am Bach ihr Lager aufzuschlagen. Sie wurden zwar ständig vertrieben, aber es kamen immer mehr, bis der Sheriff es schließlich aufgab, sie zu verjagen. Inzwischen lässt man sie meistens in Ruhe. Die Anzahl der Bewohner in der Siedlung schwankt, aber ich glaube, ein paar Hundert halten sich dort ständig auf. Ganze Familien leben dort. Ich schicke ihnen alle paar Tage Essensreste, älteres Brot, überreifes Obst, solche Dinge eben.«
    » Das ist sehr gütig von Ihnen.«
    Ella senkte den Kopf und strich mit den Händen über ihren Rock. » Das sind nur Lebensmittel, die ich sonst wegwerfen würde.«
    » Ich glaube nicht, dass die Bewohner der Siedlung sich daran stören, wenn ein Apfel leicht angefault ist.«
    » Als Gegenleistung habe ich darum gebeten, dass keiner zu meinem Haus kommt, um zu betteln. Das spricht sich offenbar bei Neuankömmlingen und Vagabunden schnell herum. Geht nicht zu Barrons Pension für eine Spende. Ihr werdet keine bekommen.«
    » Trotzdem sind Sie eine Wohltäterin.«
    Ella wollte nicht, dass er ihr mehr Anerkennung zollte, als sie verdiente. » Ich bringe die Sachen nicht selbst zu den armen Leuten, Mr Rainwater. Das wäre wohltätig. Ich schicke immer Margaret.«
    » Manche Menschen, viele Menschen, würden sich nicht einmal diese Mühe machen«, erwiderte er mit leiser Stimme.
    Sie wollte ihm gerade erneut widersprechen, überlegte es sich aber anders, weil sie das Gefühl hatte, es wäre besser, das Thema fallen zu lassen. Wieder entstand ein Schweigen. Sie spürte, dass er sich darin wohler fühlte als sie. Für sie schien es sich ins Unendliche zu dehnen, bis zu dem Punkt, an dem sie kurz davorstand, sich zu entschuldigen und ins Haus zu gehen, doch da fragte er: » Haben Sie Ihr ganzes Leben hier verbracht?«
    » Ja, in diesem Haus. Mein Vater hat es gebaut, kurz nachdem er meine Mutter heiratete. Einige Jahre später kam der Anbau im Erdgeschoss hinzu, den Solly und ich jetzt bewohnen. Bis auf die Erweiterung, die modernisierten Badezimmer und die neue Küchenausstattung ist das Haus noch original so wie an dem Tag, als ich zur Welt kam.«
    » Ihre Eltern sind schon tot?«
    » Ja.«
    » Haben Sie Geschwister?«
    » Ich hatte zwei Brüder, Zwillinge. Sie waren drei Jahre jünger als ich. Beide sind in früher Kindheit gestorben.«
    » Das tut mir leid.«
    » Ich kann mich nicht mehr richtig an sie erinnern.« Ella blickte in die Richtung, aus der das Hundegebell kam, sodass ihr Gesicht von ihm abgewendet war. » Mutter und Vater haben nie über sie gesprochen.«
    Die Trauer war für ihre Eltern unerträglich gewesen. Keiner der beiden hatte sich jemals davon erholt. Es schien, als hätte ihre Mutter sich über Nacht in eine verbitterte, kalte Frau verwandelt. Sie lächelte nicht mehr, und sie fand keine Freude an ihrer gesunden Tochter, die sie von da an auf Distanz hielt. Nachdem Ellas Vater die Zuneigung und

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