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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Kühen haben könnten und sich holen, was die abgemagerten Kadaver hergaben, bevor sie dort draußen in der Sonne verwesten oder mit Erde zugeschüttet wurden. Menschen, die von Mehl, Wasser und wilden Kräutern leben, sind nicht wählerisch, wenn es Fleisch gibt.«
    Seine Augen wurden wieder feucht. » Aber kaum waren die Regierungsleute weg, rückte eine Horde von Einheimischen an, um dafür zu sorgen, dass die toten Kühe nicht geschlachtet wurden. Ihr Anführer war ein Weißer mit einem Gewehr. Er hatte ein rotes Muttermal im Gesicht.«
    » Conrad.«
    Mr Rainwater wandte ruckartig den Kopf zu Ella, die den Namen ausgesprochen hatte.
    » Conrad Ellis«, erklärte sie. » Er hat ein großes Muttermal im Gesicht. Ich glaube, das nennt man ein Feuermal.«
    » Ich sage, das ist ein Kainsmal«, murmelte Margaret.
    » Conrad ist ein Tyrann. Das war er schon immer«, sagte Ella.
    » Er ist schlimmer als die Sünde.«
    Ella ging über den verächtlichen Kommentar ihrer Magd hinweg und fuhr fort: » Mr Ellis, Conrads Vater, besitzt eine Fleischfabrik. Er bezieht sein Fleisch größtenteils hier aus der Gegend.«
    » Menschen, die umsonst an Fleisch kommen, sind also schlecht für sein Geschäft«, bemerkte Mr Rainwater. » Darum schickt er seinen Sohn vor, um sicherzustellen, dass keiner etwas bekommt.«
    Ella runzelte die Stirn. » Conrad braucht keinen Vorwand. Er hat Spaß daran, andere Menschen zu quälen. Er ist immer auf Streit aus.«
    » Vor allem seit–«
    » Margaret.«
    Ellas implizite Rüge hielt die Magd davon ab, ihren Satz zu vollenden. Margaret wirkte wütend wie eine Hornisse, als sie sich hochstemmte und murmelte: » Ich geh’ Kaffee machen.«
    Mr Rainwater blickte neugierig von Ella zu Margaret und wieder zurück. Ella ignorierte seine stummen Fragen und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Bruder Calvin, der jetzt sagte: » Der weiße Bursche war heute ganz sicher auf Streit aus.« Er trank sein Glas leer und stellte es vorsichtig auf den Tisch.
    » Als die Regierungsbeauftragten weg waren, sind die Leute aus der Siedlung, ich mittendrin, zu der Grube gelaufen, um die Kühe zu zerlegen. Sie waren ja bereits tot, und mit ihrem Fleisch konnten Menschen ernährt werden. Und zwar schon heute Abend, statt zu warten, bis die Regierung vorbeikommt, um Dosenfleisch zu verteilen. Das war meine Überlegung. Und auch die von Mr Pritchett, glaube ich. Er und seine Frau kamen nämlich heraus und drückten jedem ein Messer in die Hand, der keins hatte.
    » Dann tauchten plötzlich diese Burschen in einem Pick-up auf. Sie drückten laut auf die Hupe und schossen in die Luft. Gleich darauf kletterten sie von der Ladefläche, schwenkten drohend ihre Baseballschläger und Gewehre und brüllten, dass die Leute verschwinden sollen. Aber niemand hat ihnen Beachtung geschenkt. Als die Leute unbeirrt weitermachten, haben sie begonnen, mit den Schlägern und den Gewehrkolben auf sie einzuschlagen. Männer, Kinder, Frauen, das spielte keine Rolle.«
    » Wo war die Polizei?«
    » Der Sheriff war mit ein paar Deputys vor Ort. Sie haben einfach zugesehen, ohne einzugreifen, bis Mr Pritchett mit einer Schrotflinte auftauchte. Er hat diese Burschen angebrüllt, sie sollen sofort sein Grundstück verlassen und die armen Leute in Frieden lassen, weil sie nur Fleisch nehmen wollten, das sonst verwesen würde. Der Sheriff meinte daraufhin, er soll die alberne Flinte weglegen, bevor er noch jemanden erschießt.«
    An diesem Punkt schüttelte der Prediger den Kopf und begann, heftiger zu weinen. » Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Der gemeine Bursche mit dem Muttermal sprang plötzlich auf die Veranda und entriss Mrs Pritchett einen kleinen Jungen, er riss ihn direkt aus ihren Armen. Das Kind kann nicht älter als zwei oder drei Jahre gewesen sein. Der Unmensch hat gedroht, dem Kleinen den Schädel einzuschlagen, wenn Mr Pritchett seine Schrotflinte nicht sofort weglegt und ihn und seine Kumpane weiter daran hindert, ihre Pflicht zu erfüllen und sicherzustellen, dass der Ablauf des Notprogramms eingehalten wird.«
    » Allmächtiger.«
    Der Prediger bedachte Mr Rainwater mit einem gefühlvollen Blick. » Der Herr vergibt Ihnen diese Gotteslästerung, Mr Rainwater. Es war ein furchtbarer Anblick. Auch für die Augen des Herrn.« Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. » Ich denke nicht, dass das die Absicht von Mr Roosevelt war, oder? Wie dem auch sei, als Mr Pritchett sah, dass seine Frau in hysterische Angst

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