In einer heißen Sommernacht
Prediger, kniete sich neben ihn und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Ella stockte der Atem, als sie das Gesicht des Predigers sah. Es war blutig und geschwollen. Mr Rainwater zischte laut durch die Zähne. Ella, die erkannte, dass es ein Notfall war, machte auf dem Absatz kehrt und lief zur Hintertür. Sie rief durch das Fliegengitter laut nach Margaret, dann eilte sie zu den beiden Männern und ließ sich neben Bruder Calvin auf die Knie fallen.
» Was ist mit ihm passiert?«
» Sieht so aus, als wäre er zusammengeschlagen worden«, antwortete Mr Rainwater.
Bruder Calvin blutete aus mehreren Wunden im Gesicht und am Kopf. Seine Kleidung war zerrissen. Er hatte nur noch einen Schuh. Er war bei Bewusstsein, aber er stöhnte, und sein Kopf kippte zur Seite, als Mr Rainwater ihn unter den Achseln packte, um ihn aufzusetzen.
» Helfen Sie mir. Wir müssen ihn ins Haus bringen«, sagte er zu Ella.
Das war angesichts der kräftigen Statur des Predigers nicht einfach. Mr Rainwater legte den rechten Arm des Verletzten über seine Schulter, und Ella tat dasselbe mit seinem linken Arm. Beide verkeilten eine Schulter in seinen Achselhöhlen und stemmten ihn hoch, während sie sich mühsam aufrappelten. Mit langsamen Schritten trugen sie ihn halb und schleiften ihn halb zum Haus.
Margaret schob die Fliegengittertür auf und begann zu kreischen, als sie ihren geliebten Prediger in diesem Zustand sah.
» Sei still!«, befahl Ella. » Wir brauchen deine Hilfe. Nimm seine Füße.«
Die Magd verstummte sofort. Sie eilte die Verandastufen herunter, schnappte sich die Füße des Predigers und ging dann rückwärts die Treppe hoch. Obwohl sie zu dritt waren, schwankten und taumelten sie unter seinem Gewicht, aber es gelang ihnen, ihn über die Türschwelle zu tragen.
Mr Rainwater sagte: » Legen Sie ihn ganz langsam auf den Boden.«
Sie ließen ihn so sanft wie möglich herunter, aber Bruder Calvin hörte nicht auf zu stöhnen, und Ella befürchtete, dass er schlimme innere Verletzungen hatte. » Hol Handtücher und eine Schüssel mit Wasser«, sagte sie zu Margaret. » Und das Jod aus meinem Bad. Wo ist Solly?«
» Direkt hinter Ihnen. Ich hab’ ihn mir sofort geschnappt, als Sie nach mir gerufen haben.«
Solly saß auf dem Boden, den Rücken an die Speisekammertür gelehnt, die Beine gerade von sich getreckt. Er starrte auf seine Schuhe und schlug die Fußspitzen aneinander, während er scheinbar nicht wahrnahm, was um ihn herum geschah.
Ella drehte sich wieder zu Bruder Calvin, der laut aufstöhnte, als Mr Rainwater vorsichtig eine dicke Beule an seiner Schläfe befühlte. » Soll ich Doktor Kincaid rufen?«, fragte sie.
» Ja, und den Sheriff.«
» Nein!« Bruder Calvin riss plötzlich die Augen auf. Die schwarze Iris rechts schwamm in einem kräftigen Rot. » Nein, nein, bitte kein Arzt. Kein Sheriff.«
Dabei schüttelte er energisch den Kopf, was jedoch wohl sehr schmerzhaft war, denn er schloss sofort wieder die Augen und stöhnte auf. Margaret kam mit einer Schüssel Wasser. Ella reinigte so sanft wie möglich seine Wunden und betupfte sie anschließend mit Jod.
Schließlich hörte sein Stöhnen auf, aber dafür konnte er nicht aufhören, Ella für ihre Freundlichkeit zu danken. Ungeachtet seines Zustands machte er sich Sorgen um das Maultier.
» Was ist damit?«, fragte Ella.
» Es gehört nicht mir.« Während er sich vor Schmerzen immer wieder kurz unterbrechen musste, erklärte er, dass er Angst habe, das Tier könnte weglaufen. Also ging Mr Rainwater nach draußen, um es am Zaunpfosten festzubinden. Als er zurückkehrte, versicherte er dem Prediger, dass das geliehene Maultier nun nicht mehr weglaufen konnte.
Nachdem Bruder Calvin beteuerte, dass er in der Lage sei aufzustehen, halfen sie ihm gemeinsam auf einen Stuhl. » Spüren Sie innerliche Schmerzen?«, fragte Ella ihn.
» Ja. Vielleicht sind ein paar Rippen gebrochen.«
» Könnte es sein, dass Sie innere Blutungen haben?«
Er schüttelte den Kopf. » Nein, Ma’am. So schlimm ist es nicht.«
Aber es war schlimm genug, um Miss Violet einen gewaltigen Schrecken einzujagen. Sie kam in die Küche, um etwas zu holen, doch als sie den blutenden schwarzen Mann sah, der am Tisch saß, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie presste ihre vom Alter gefleckte Hand an die knochige Brust und stieß ein » Oh wei!« aus, bevor sie rasch rückwärts hinausruderte.
Was auch immer sich hier abspielte, die alte Dame wollte offenbar nicht daran teilhaben.
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