In einer heißen Sommernacht
richtigen Reihenfolge legen, oder?«
Darauf hatte sie keine Antwort.
» Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mit ihm arbeite?«, fragte er.
» Wie soll das aussehen?«
Er hob eine Schulter. » Das weiß ich noch nicht. Darüber muss ich mir erst Gedanken machen.«
Seine ausweichende Antwort verursachte ihr ein ungutes Gefühl. Sie war drauf und dran, seine Bitte abzulehnen, als sie an die vielen Freundlichkeiten denken musste, die er Solly erwiesen hatte. Er schien ein aufrichtiges und uneigennütziges Interesse an ihrem Sohn zu haben. Außerdem besaß er eine Engelsgeduld, und die Beschäftigung mit Solly erforderte sehr viel Geduld, die manchmal nicht einmal sie aufbrachte. Sie musste auch an den Tag denken, als er in ihrem Garten Unkraut gejätet hatte, weil er nichts Besseres zu tun hatte. Mr Rainwater brauchte das Gefühl, nützlich zu sein.
Sie willigte ein, allerdings unter einer Bedingung. » Wenn Solly nervös wird–«
» Höre ich sofort damit auf. Versprochen.«
Drei Tage später kam Ella von draußen in die Küche, die Schürze voller Tomaten und Zucchini, die sie im Garten gepflückt hatte. Margaret schälte Kartoffeln. » Wir können die Tomaten nicht alle verbrauchen, bevor sie anfangen zu faulen.« Ella kippte vorsichtig den Inhalt ihrer Schürze auf den Tisch. » Und ich habe schon mehr als genug davon eingelegt. Nimm sie zusammen mit den anderen Sachen mit, wenn du heute Abend in die Siedlung gehst. Und hier sind noch drei Eier. Wir bekommen morgen früh eine frische Lieferung. Ich brauche sie also nicht.«
» Ja, Ma’am.«
Ella warf einen prüfenden Blick auf die Hühnchen, die mit abgelagertem Maisbrot gefüllt waren und in einer tiefen Pfanne darauf warteten, gebraten zu werden. » Hast du sie gesalzen?«
» Ja, und eins habe ich gepfeffert. Die alten Damen mögen keinen Pfeffer, aber Mr Rainwater schon.«
Ella streifte ein paar Haarsträhnen zurück, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatten. » Ist Solly noch bei ihm?«
» Ja, im hinteren Salon. Sie üben zusammen.«
Ella öffnete den Eisschrank. » Eine von uns beiden wird morgen zum Krämer gehen müssen. Erinnere mich daran, dass ich ein Pfund Butter auf die Einkaufsliste schreibe.«
» Es ist sehr nett von Mr Rainwater, dass er sich so um unseren Solly kümmert. Was denken Sie, warum tut er das?«
» Wir brauchen auch Mayonnaise. Und Fleischwurst. Falls du morgen gehst, sag Mr Randall, er soll bitte dieses Mal die Scheiben dünner schneiden.«
» Er ist bestimmt anders.«
Ella wusste, dass Margaret nicht den Krämer meinte. Sie schloss die Tür des Eisschranks und ging zu ihrer Magd hinüber. » Anders?«
» Anders als Mr Barron.«
Ella ging weiter zum Spülbecken und wusch sich die Hände. » Mr Rainwater ist dunkelhaarig und schlank. Mr Barron war kleiner, stämmiger und hatte blonde Haare.« Sie trocknete sich die Hände ab und ging zur Tür. » Ich sehe kurz nach Solly. Danach bereite ich die Zucchini für den Backofen vor.«
» Ich habe nicht vom Aussehen gesprochen.«
Ella tat so, als hätte sie den leisen Kommentar ihrer Magd überhört, und setzte ihren Weg zum Salon fort. Solly und Mr Rainwater saßen nebeneinander am Kartentisch, wo die Dunne-Schwestern oft Gin Rummy spielten.
Als sie eintrat, hob Mr Rainwater den Kopf und lächelte sie an. » Ich glaube, Sie hatten unrecht.«
» In Bezug worauf?«
» Ich denke, Solly hat das Konzept von Zahlen verstanden. Schauen Sie.«
Ella trat näher. Auf dem Tisch lagen verdeckte Spielkarten verstreut. Daneben waren die Zweier jeder Spielfarbe ordentlich gestapelt, genau wie die Dreier und Vierer. Sie beobachtete, wie Solly die Fünfer aus den verdeckten Karten zog, zuerst Kreuz, dann Pik, dann Herz und schließlich Karo. Er legte sie sauber übereinander und platzierte sie neben dem Vierer-Stapel. Dies wiederholte er mit den Sechsern und Siebenern, die er blind aus den verdeckten Karten aussuchte, und zwar immer in derselben Reihenfolge.
Ellas Begeisterung hielt sich in Grenzen. » Er kann sich merken, wo die jeweiligen Karten auf dem Tisch liegen. Das ist ein Wunder, aber trotzdem lernt er nicht richtig. Er erkennt nur dieselbe Zahlenform in Kreuz, Pik und so weiter und legt ein Muster. Aber er kennt nicht den Wert der Zahlen und wie sie zusammenhängen.«
» Ich bin mir dessen nicht so sicher. Im Gegensatz zu Dominosteinen sind bei Karten die Zahlensymbole aufgedruckt.«
» Macht das einen Unterschied?«
» Ich denke schon. Beobachten Sie ihn
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