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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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weiter.«
    Solly fuhr fort, bis er die Zehner neben den Neunern gestapelt hatte. Dann lehnte er sich zurück und begann zu schaukeln.
    Ella blickte Mr Rainwater an, dann sah sie auf die restlichen verdeckten Karten auf dem Tisch. » Er hat die Bildkarten und die Asse nicht aufgenommen.«
    » Sie haben keine Zahlen.«
    Sie setzte sich auf den freien Stuhl neben Solly und sammelte seine Stapel und die restlichen Karten auf dem Tisch ein. Sie mischte das Deck und legte dann die Karten offen auf den Tisch, bevor sie eine nach der anderen umdrehte, bis alle zweiundfünfzig verdeckt dalagen.
    Solly beobachtete sie aufmerksam. Kaum war die letzte Karte umgedreht, schob er ihre Hände zur Seite, damit er anfangen konnte. Er sammelte die Zweier und machte weiter, bis zum Schluss die Zehner ordentlich gestapelt neben den Neunern lagen. Die Bildkarten und Asse ließ er liegen.
    Mr Rainwater sah Ella mit hochgezogener Augenbraue an. » Er weiß, dass die Zahlen die Menge der Symbole auf den Karten darstellen, und er kennt die Reihenfolge der Zahlen. Vier ist höher als drei.«
    Immer noch zweifelnd, sagte sie leise: » Möglich.«
    » Es ist so.«
    » Woher wollen Sie das wissen?«
    » Bevor Sie hereinkamen, habe ich die Vierer aus dem Deck genommen. Er hörte nach den Dreiern auf und machte erst weiter, als ich die Vierer wieder auf den Tisch zurücklegte. Ich wiederholte das mit den Achtern. Er hörte nach den Siebenern auf und griff dieses Mal in mein Jackett, nahm die Achter heraus, sortierte sie in seiner Reihenfolge– Kreuz, Pik, Herz, Karo– und machte weiter.«
    Fast noch wunderbarer als Sollys Zahlenverständnis war für Ella, dass er freiwillig jemanden berührt hatte. » Er hat in Ihr Jackett gegriffen?«
    Mr Rainwater lächelte. » Ohne mein Zutun.«
    Ihr Blick wanderte wieder zu Solly. Reflexartig streichelte sie über seine Wange und sagte: » Gut gemacht, Solly.« Er schlug ihre Hand weg, aber sie hoffte, dass er in irgendeinem unzugänglichen Winkel seines Gehirns ihren Stolz und ihre Liebe registrierte.
    Sie blickte wieder über den Tisch zu Mr Rainwater und sagte: » Danke, dass Sie ihm so viel Zeit widmen.«
    » Es ist mir ein Vergnügen.«
    » Wenn er lernen kann, Zahlen zu erkennen und wie sie zusammenhängen, kann er vielleicht auch Buchstaben lernen. Er könnte einfache Rechenarten lernen, und er könnte lernen, zu lesen.«
    » Das ist genau mein Gedanke.«
    » Wenigstens besteht Hoffnung. Es gibt immer Hoffnung, nicht wahr?«
    Sein Lächeln verblasste, aber nur eine Spur. » Nicht immer. Aber manchmal schon.«
    Am nächsten Morgen war Ella im Esszimmer, um den Frühstückstisch abzuräumen, als Margaret aus der Küche hereinstürmte. Ihr Hut saß schief, ihr Gesicht war in Schweiß gebadet, und sie rang nach Luft.
    » Was um alles in der Welt?«, rief Ella.
    Miss Violet war empört. » Ach, du Schreck.« Sie und ihre Schwester starrten die schwarze Frau entgeistert an.
    Mr Rainwater stand auf. » Was ist passiert?«
    » Ich habe es im Laden gehört«, stieß Margaret atemlos hervor. » Es kann sein, dass es draußen bei den Thompsons Ärger gibt.«
    » Bei Ollie und Lola?«, fragte Ella.
    » Richtig. Bei Ihren Freunden.«
    » Ich muss sofort los.« Nervös zerrte Ella an ihrem Schürzenband. Als es aufging, drückte sie die Schürze Margaret in die Hand und quetschte sich an ihr vorbei durch die Tür in die Küche.
    Sie setzte ihren Hut auf, dann beugte sie sich zu Solly herunter, der mit seinem Blechlöffel gegen die Tischkante klopfte, und hob ihn aus seinem Stuhl. » Margaret, räum bitte das Geschirr ab und verstau die Einkäufe. Falls ich bis Mittag nicht zurück bin–«
    » Gehen Sie ruhig und sehen Sie nach Ihren Freunden«, unterbrach Margaret sie. » Ich kümmere mich so lange um das Haus, ob es den alten Damen passt oder nicht.«
    » Ich kann Sie fahren.« Das kam von Mr Rainwater, der ihnen in die Küche gefolgt war.
    » Nein, ich nehme meinen Wagen.«
    » Aber Ihr Wagen ist nicht mehr gestartet worden seit–«
    » Ich kann selber fahren, Margaret«, fuhr Ella sie an.
    » Aber mein Wagen steht vor dem Haus.«
    Ella blickte abwechselnd von ihrer Magd zu ihrem Untermieter, der ihr vernünftigerweise anbot, seinen Wagen zu nehmen, der neuer, zuverlässiger und startbereit war. » Danke, Mr Rainwater.« Sie ging voran durch den Hausflur, während sie Solly trug, der mit dem Löffel auf ihr Schulterblatt klopfte.

8
    » Sie sind mit den Thompsons befreundet?«
    Ella hatte Solly zwischen sich und

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