In einer heißen Sommernacht
wechselte das Standbein und streifte die andere Socke über den Fuß, dann betrat er die Küche.
Er roch nach Seife. Seine Haare waren feucht und mit den Fingern zurückgekämmt. » Ich habe meine Kleider in einem Zuber eingeweicht. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
» Margaret wird sich morgen früh darum kümmern.«
» Ich kann das nicht von ihr verlangen.«
Sie winkte ihn an den Tisch, wo sein Abendessen wartete. » Sie wird es gerne tun. Seit sie von Ihrem Sieg über Conrad gehört hat, sind Sie ihr Held.«
Er blickte auf das Gedeck. » Ich dachte eigentlich, ich bin nicht hungrig, aber das sieht sehr lecker aus. Danke.«
» Ich kann ein Tablett holen, wenn Sie lieber in Ihrem Zimmer essen möchten.«
» Nicht nötig.« Er zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich.
» Was möchten Sie trinken?«
» Milch, bitte.«
Ella füllte das Glas neben seinem Teller, aber nachdem sie die Milchflasche im Eisschrank verstaut hatte, war sie unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollte. Sollte sie ihn alleine lassen oder ihm bei Tisch Gesellschaft leisten?
Er hob mit vollem Mund den Kopf. Er schluckte. » Was ist?«
» Möchten Sie Gesellschaft?«
Er schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. » Mrs Barron?« Er deutete auf den Stuhl auf der anderen Tischseite. » Bitte.«
Sie runzelte die Stirn über seine Förmlichkeit, aber folgte seiner Aufforderung. » Ich dachte, Sie sind vielleicht zu müde, um zu berichten.«
» Ich bin müde, aber auf eine angenehme Art.«
» Dann ist alles gut gegangen? Es gab keinen weiteren Ärger?«
» Nein. Keine Spur von Conrad Ellis und seiner Bande. Es ist uns gelungen, mehrere Tiere zu zerlegen, bevor die Frontlader anrückten, um sie zuzuschaufeln. Danach haben wir das Fleisch sofort verteilt, damit es schnell gekocht wird, bevor es verdirbt. Der Mann, der das Eis herstellt?«
» Mr Miller.«
» Er war so großzügig und spendete mehrere Eisblöcke, damit wir einen Teil des Fleisches kühlen konnten, bevor wir es unter die Leute brachten.«
» Doktor Kincaid meinte, dass diese Zeiten die besten Seiten in den Menschen hervorbringen können.«
» Wann haben Sie mit ihm gesprochen?«
Sie erzählte ihm von dem Besuch des Arztes und dem Artikel über die Studie, den er ihr dagelassen hatte. Mr Rainwaters Augen leuchteten interessiert auf. » Wenn Sie ihn durch haben, würde ich ihn gerne selber lesen, falls ich darf.«
» Ich würde gerne Ihre Meinung dazu hören.«
Er beendete sein Mahl und erhob sich. » Ich bin gleich wieder zurück.«
Er war aus der Küche verschwunden, bevor sie ihn fragen konnte, wo er hinwollte. Sie spülte das Geschirr und stellte es auf das Abtropfbrett. Sie wollte gerade die Lichter löschen, als er mit einem Buch in der Hand zurückkam.
Grinsend streckte er es ihr entgegen. » Scheint, als würde Ihnen heute jeder etwas zu lesen geben.«
Ella nahm das Buch entgegen und las den Titel. In einem anderen Land. » Sie haben es zu Ende gelesen?«
» Ja, heute Morgen. Darum bin ich nicht zum Frühstück heruntergekommen. Ich wollte meine Lektüre kurz vor dem Schluss nicht unterbrechen. Eigentlich wollte ich es Ihnen sofort danach geben, aber dann haben uns die Ereignisse des Tages überrollt.«
Sie strich mit den Fingerspitzen über die Buchstaben des Titels. » Ich lese es, so schnell ich kann, und gebe es Ihnen anschließend wieder. Natürlich werde ich sorgfältig damit umgehen.«
» Es ist ein Geschenk, Ella.«
Sie hob rasch den Kopf zu ihm. » Das kann ich nicht annehmen.«
» Bitte. Ich bitte Sie. Ich möchte, dass es Ihnen gehört.«
Sie hielt seinem Blick so lange stand, wie sie seine Intensität ertrug, dann senkte sie den Kopf und starrte auf den Buchumschlag. » Ist das Ende traurig?«
» Ja, sehr.«
Ella spürte heiß seinen Blick auf ihrem Kopf. Sie spürte den Druck der Wände, die immer näher zu kommen schienen, und das Gewicht der Luft auf ihrer Haut an den Stellen, die entblößt waren. Ihre Kehle schnürte sich schmerzhaft zusammen.
Mit leiser Stimme sagte er: » Obwohl ich wusste, dass die Geschichte traurig endet, wollte ich mir ihre Schönheit nicht vorenthalten. Sie etwa?«
Sie hob kurz den Kopf, aber als sie in sein Gesicht sah, schwoll ihr Herz an, und sie senkte den Blick wieder auf das Buch. Sie war unfähig zu antworten. Sie wusste keine Antwort darauf. Sie suchte sie in den Worten auf dem Einband, aber sie begannen, vor ihren Augen zu verschwimmen.
Ella starrte durch Tränen darauf.
16
Am
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