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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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einzige Person, wegen der Ella sich sorgen musste, dass diese Tratsch verbreiten könnte, war Doralee, Mr Geralds unansehnliche und daher unverheiratete Tochter, die heute Abend an der Theke bediente. Doralee hatte ein vorstehendes Gebiss, das sie mit einer sauertöpfischen Miene kompensierte. Sie war hässlich zu den Leuten, bevor diese eine Chance hatten, zu ihr hässlich zu sein, vermutete Ella.
    Doralee spähte neugierig durch das Schaufenster, als sie aus Mr Rainwaters Wagen stiegen und sich der Tür näherten. Ella sagte: » Solly und ich werden mit Margaret draußen warten.«
    » Was für eine Sorte möchte Solly haben?«
    Ella dachte an den Schreianfall, den ihr Sohn bekommen hatte, als das Eis auf seine Hände gekleckert war, und antwortete: » Vanille.« Falls das Vanilleeis tropfen sollte, wäre es einfacher zu reinigen.
    » Für Sie Schokolade?«
    » Bitte.«
    » Sieht so aus, als würde Bruder Calvin heute spät arbeiten«, bemerkte Margaret und nahm neben Ella auf der Bank vor dem Laden Platz.
    Ella folgte ihrem Blick zu der AME -Kirche. Sie war zwei Häuserblöcke vom Marktplatz entfernt auf der Elm Street, die die innerstädtische Demarkationslinie zwischen den Rassen bildete. Da die Lichter in der Kirche brannten, war sie trotz der Entfernung durch die Bäume zu sehen.
    » Ich nehme an, er repariert das kaputte Fenster«, überlegte Margaret laut. » Wir haben am Sonntag Spenden dafür gesammelt.«
    Mr Rainwater blieb auf dem Weg in den Drugstore kurz stehen. » Gehen Sie zu ihm hinüber, und laden Sie ihn ein, uns Gesellschaft zu leisten.«
    Margaret lächelte ihn an. » Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mr Rainwater.«
    Margaret erhob sich von der Bank und trat auf die Straße. Sie überquerte sie und ging auf der anderen Seite bis zur nächsten Ecke, wo sie aus dem Blickfeld verschwand.
    Ella hörte, dass Mr Rainwater das Eis bestellte, wobei er eines für den Prediger hinzufügte. » Und einmal Vanille im Glas statt in der Waffel, bitte. Wir schlendern nur ein wenig über den Marktplatz. Ich bringe Ihnen die Schale anschließend zurück, versprochen.«
    » Ich vertraue Ihnen, Mr Rainwater.«
    Geistesabwesend fragte Ella sich, wie er es geschafft hatte, selbst die kratzbürstige Doralee Gerald zu zähmen, die seinen Namen in einem gezierten Ton aussprach, der sie an Miss Pearl erinnerte.
    Ella hatte Miss Pearl gebeten, die Fliegengittertür zu verriegeln, als sie das Haus verließen. Miss Pearl schien beunruhigt darüber, dass sie und ihre Schwester alleine im Haus zurückblieben, und hatte Ella gefragt, wie lange sie fort zu sein gedächten. Ella hatte geantwortet, dass sie bald zurück wären, während es ihr innerlich widerstrebte, sich für ihre freie Zeit vor jemandem zu rechtfertigen, der bei ihr zur Miete wohnte.
    Neben ihr auf der Bank starrte Solly stur geradeaus, schaukelte mit dem Oberkörper und klopfte seine Schuhspitzen aneinander, ohne den Moskito zu bemerken, der sich auf sein Knie gesetzt hatte. Ella verscheuchte das Insekt. Solly schaukelte unbeirrt weiter.
    Ein magerer und hungrig aussehender Hund trottete mitten auf der Straße, und Ella, die das Tier nicht kannte, versteifte sich kurz, aber der Hund ging an ihnen vorüber, ohne sie zu beachten.
    Sie bemerkte, dass im nächsten Häuserblock ein Licht ausging. Kurz darauf kamen der einzige Rechtsanwalt in der Stadt und seine Sekretärin aus dem Büro. Er schloss die Tür ab, dann stiegen sie zusammen in seinen Wagen und fuhren davon. Die Frau des Anwalts war seit zehn Jahren schwer krank. Es gab Gerüchte über die Art seiner Beziehung zu der jungen, hübschen Sekretärin.
    » So, bitte sehr.« Mr Rainwater kam mit einem Vanilleeis im Glas für Solly und einer Waffel Schokoladeneis für Ella heraus. » Miss Doralee macht gerade die anderen–«
    Er wurde von einem Schrei unterbrochen, der so markerschütternd war, dass selbst Solly reagierte. Er hörte auf, zu schaukeln und seine Schuhspitzen gegeneinander zu klopfen.
    Ella sprang sofort auf.
    Mr Rainwater stellte das Eis auf den Bordstein und stürzte über die Straße in Richtung AME -Kirche, aus der der Schrei scheinbar gekommen war. Er lief nicht zur Ecke, sondern in die Gasse zwischen dem Krämerladen und dem Postamt.
    Ein weiterer Schrei zerriss die Nacht.
    Ella schnappte Solly an der Hand und folgte Mr Rainwater. Nachdem sie die andere Straßenseite erreicht hatte, schleifte sie ihren Sohn praktisch hinter sich her durch die dunkle Gasse, in der Mr Rainwater verschwunden

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