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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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folgenden Tag ging sie ihm aus dem Weg.
    Er kam zum Frühstück herunter und plauderte fröhlich mit den Dunne-Schwestern, die ihn mit Fragen über sein ungewöhnliches Fernbleiben gestern Abend belästigten. Sie waren neugierig zu erfahren, wie er den Abend verbracht hatte und mit wem. Da Ella zwischen Küche und Esszimmer pendelte, bekam sie nicht alle Antworten mit, zudem lenkte er bald das Gespräch auf das Lieblingsradioprogramm der beiden Damen.
    Immer wenn er versuchte, Ellas Blick aufzufangen, wandte sie die Augen ab. Zwei Abende in Folge war er der Letzte gewesen, dem sie gute Nacht gewünscht hatte, und das war beunruhigend. Obwohl ihre Gespräche auch persönliche Themen gestreift hatten, war nichts Unschickliches zwischen ihnen geschehen.
    Aber sie wäre unehrlich zu sich selbst, wenn sie sich nicht eingestehen würde, dass ihr Verhältnis eine andere Dimension angenommen hatte als ein rein geschäftliches Interesse zwischen Wirtin und Hausgast. Es hatte zwischen ihnen Momente von Vertrautheit gegeben. Ella hätte es nicht im Geringsten beunruhigend gefunden, mit Mr Hastings alleine in der Küche zu sitzen. Tatsächlich war es ein paar Mal vorgekommen, dass der Handelsvertreter zu spät von seinen Reisen zurückkehrte, um am Abendessen teilzunehmen, und Ella ihm ein Abendbrot in der Küche anrichtete. Sie hatte auch keine Befangenheit gespürt, als sie mit Doktor Kincaid gestern Abend im Salon saß.
    Aber mit Mr Rainwater alleine zu sein, war anders.
    In seiner Gegenwart fühlte sie sich unsicher und nervös. Es lag nicht an dem, was er sagte oder tat. Er machte keine Anstalten, sie anzufassen. Nun, nur ihre Hand, und nur das eine Mal. Es gab keine Anzüglichkeit in seinen Worten, auch nicht in seiner Bemerkung, dass sie eine schöne Frau sei. An seinem Benehmen war nichts auszusetzen.
    Es war seine bloße Anwesenheit, die eine unerträgliche Spannung in Ellas Brust verursachte. Gestern Abend, als er so nah bei ihr stand, dass sie seinen Atem spüren konnte, und sie die bittersüße Traurigkeit in seiner Stimme vernahm, waren ihr die Tränen gekommen. Sie begannen, über ihre Wangen zu kullern, deshalb hatte Ella ihm rasch eine gute Nacht gewünscht und war geflüchtet, genau wie am Abend zuvor. Aber gestern hatte sie sich nicht schnell genug aus dem Staub gemacht, wie sie befürchtete. Er hatte ihre Tränen gesehen und sich bestimmt gefragt, was der Auslöser dafür war. Sie hatte sich das selbst gefragt.
    Sein Bestehen darauf, dass sie den Roman von Hemingway als Geschenk annahm, hatte einen Gefühlsausbruch in ihr ausgelöst, obwohl sie sich normalerweise eisern unter Kontrolle hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie Übung darin gesammelt, Angst, Wut, Kummer und selbst Freude zu unterdrücken. Sie war normalerweise sehr gut darin, ihre Tränen zurückzuhalten. Aber in der Stille der Küche, die nur von dem Ticken der Uhr und dem Trommeln ihres eigenen Herzschlags unterbrochen wurde, hatte ihre strenge Beherrschung versagt.
    Er machte ihr Angst, dieser Verlust der Selbstkontrolle. Sie wehrte sich gegen derart starke Gefühle, weil sie überzeugt war, dass sie, würde sie jemals ein Schlupfloch in der Schutzmauer öffnen, die sie um ihr Herz errichtet hatte, nicht verhindern konnte, dass sie einstürzte. Und wo würde sie dann stehen?
    Genau dort, wo sie jetzt war. Ihre Lebensumstände würden sich nicht ändern. Sie wäre nach wie vor eine Witwe, allerdings ohne den offiziellen Status und seine Vorteile. Ihr Kind wäre immer noch in seiner Welt eingeschlossen, zu der sie keinen Zugang hatte. Ein Tag würde dem nächsten folgen, jeder genau gleich, gefüllt mit endlosen, undankbaren Aufgaben, ohne jede Erleichterung oder Ruhepause oder irgendein Gefühl der Befriedigung, wenn alles geschafft war.
    Aber wenn sie sich dem Selbstmitleid ergab, würde sie darin versinken, schwächer und sogar noch empfänglicher für Enttäuschung und Verzweiflung werden.
    Genau das hatte sie Mr Rainwater zu erklären versucht, als sie ihn daran hinderte, das Unkraut in ihrem Gemüsegarten zu entfernen. Sie hielt ihr Leben in einem sorgfältigen, aber wackligen Gleichgewicht, und sie konnte nicht dulden, dass irgendetwas oder irgendjemand alles durcheinanderbrachte.
    Aber was sie am meisten beunruhigte, was ihr eine schlaflose Nacht bereitet hatte, in der sie sich ständig hin und her wälzte, war die Angst, dass die Waage bereits kippte und dass es zu spät war, sie wieder auszugleichen.
    Heute manifestierte sich Ellas Angst

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