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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sah ihn an. Wie Miss Violet richtig beobachtet hatte, sah er tatsächlich erschöpft aus.
    » Was ist mit dem Jungen?«
    » Nichts, Miss Pearl. Er schläft. Und mir geht es gut. Ich habe mich nur ein bisschen übernommen.« Mr Rainwater trug Solly an den Schwestern vorbei durch den Flur zu Ellas Zimmer.
    Ella folgte ihm und sagte über ihre Schulter hinweg: » Sie können ins Bett gehen. Es gab einen– einen Vorfall heute Abend auf der anderen Seite der Stadt. Sheriff Anderson wurde gerufen. Nun ist alles wieder ruhig.« Sie würden noch früh genug von dem Mord und Margarets unfreiwilliger Entdeckung erfahren. Ella hatte keine Lust, jetzt mit ihnen darüber zu sprechen. » Es tut mir leid, dass Sie heute länger aufbleiben mussten, um uns hereinzulassen.«
    » Wir hätten ohnehin kein Auge zubekommen. Gott allein weiß, was die im Schwarzenviertel alles anstellen.«
    Ella verkniff sich eine bissige Antwort. Sie waren alt. Ihre Einstellung war falsch und ignorant, aber hoffnungslos verinnerlicht. » Gute Nacht, meine Damen. Wir sehen uns zum Frühstück.« Sie ließ sie am Treppenabsatz stehen und ging weiter zu ihrem Zimmer.
    Mr Rainwater stand mitten im Raum, Solly auf den Armen. » Dort hinein.« Ella deutete auf das kleine Zimmer, in dem Solly schlief. Mr Rainwater ging vorsichtig durch die schmale Tür und legte Solly aufs Bett. Ella zog ihrem Sohn die Schuhe aus, beschloss aber, heute Abend auf den Pyjama zu verzichten und ihn in seinen Kleidern schlafen zu lassen. » Danke, Mr Rainwater.«
    » Leisten Sie mir Gesellschaft auf der Veranda?«
    » Ich glaube nicht. Es ist schon spät.«
    » Bitte. Es gibt etwas, das ich Ihnen sagen muss.«

17
    » Conrad Ellis ist zum Deputy ernannt worden.«
    Mr Rainwater eröffnete Ella dies, als sie zu ihm auf die Veranda kam, noch bevor sie sich gesetzt hatte.
    » Was?«
    » Ich fürchte, Sie haben mich richtig verstanden. Der Sheriff hat Conrad zum Deputy ernannt. Auf Conrads Wunsch hin, dessen bin ich mir sicher.«
    Fassungslos über diese Neuigkeit näherte Ella sich dem Geländer, auf dem Sollys Dominosteine noch präzise aufgereiht waren. » Woher wissen Sie das?«
    » Er kam zusammen mit dem Sheriff und trug einen Stern und eine Schrotflinte. Er hat sich vergewissert, dass ich beides wahrnahm. Er hatte die ehrenvolle Aufgabe, Bruder Calvin herunterzuholen.«
    » Von dem Balken, an dem er ihn aufgehängt hat.«
    » Davon können wir ziemlich sicher ausgehen.«
    Ella wandte sich um, und sie starrten sich über die Entfernung hinweg, die zwischen ihnen lag, an. Die ungeheuerliche Ungerechtigkeit dieser neuen Situation machte Ella sprachlos. Offenbar hatte Mr Rainwater auch nicht mehr zu sagen. Er wirkte entmutigt und entkräftet. Sein Gesicht sah eingefallen aus. Als er aufstand, bemerkte Ella, dass er sich die Seite hielt. Er ging zur Tür, zog das Fliegengitter auf und blickte zu ihr zurück.
    » Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das bedeutet.«
    » Conrad ist nun offiziell berechtigt, rücksichtslos gegen jeden vorzugehen, dessen Nase ihm nicht passt, und damit ungeschoren davonzukommen.«
    » Sie müssen vorsichtig sein.«
    » Sie genauso.«
    Mr Rainwater nickte, dann ging er hinein.
    Ella nahm die Dominosteine einen nach dem anderen von dem Geländer und stapelte sie sorgfältig in der Schachtel. Solly wüsste ihre Ordentlichkeit zu schätzen. Sie lächelte bei dem Gedanken.
    Trotz ihres Lächelns entfuhr ihr unerwartet ein Schluchzen. Sie legte den Deckel auf die Schachtel mit den Dominosteinen und drückte sie an ihre Brust, als wäre sie ein Rettungsanker in einem Meer von Traurigkeit.
    Tränen bildeten sich und begannen zu fließen. Sie presste eine Hand vor den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken, aber es war sinnlos. Sie weinte um Margaret, die das Pech gehabt hatte, diese grausige Entdeckung zu machen. Sie weinte um Bruder Calvin, der so freundlich, großzügig, idealistisch und mutig gewesen war. Ella bewunderte ihn dafür, dass er Conrad mit seiner Warnung vor der Verdammnis entgegengetreten war, aber sie wusste auch, dass er wegen seiner Unerschrockenheit gestorben war. Und was war mit seiner jungen Frau? Wusste sie, dass blinder Rassenhass sie zur Witwe gemacht hatte?
    Ella weinte auch um Jimmy, den dieser Vorfall mit Verbitterung und Zorn erfüllte, mit Hass und Rachedurst. Sie weinte um Ollie und Lola, um die Hatchers und die Pritchetts, um alle, die ihre Herden aufgeben mussten, um ihre Farmen und ihr Land zu behalten, obwohl sie doch

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