In einer heißen Sommernacht
war. Sie mündete in eine breitere Gasse, die an der Rückseite der Geschäftszeile entlangführte.
Die Gasse hatte tiefe Schlaglöcher und war mit Abfällen übersät, die Ratten, Katzen und andere nachtaktive Aasfresser anlockten. Zwei Männer rannten vor ihr über die Straße. Einer stieß eine Mülltonne um, aber er blieb nicht stehen.
In dem Zaun, der die Gasse säumte, bemerkte Ella mehrere fehlende Latten. Sie verstärkte den Griff um Sollys Hand und zwängte sich mit ihm durch die Lücke, während sie sich fragte, ob Mr Rainwater die Latten entfernt hatte, als er kurz vor ihr durchkletterte.
Auf der anderen Seite des Zauns lag der Garten eines verlassenen Hauses, das im Dunkeln noch vernachlässigter und heruntergekommener aussah. Ohne das Tempo zu verlangsamen, bahnte Ella sich einen Weg durch den zugewucherten Garten über den unebenen Boden, während ihr das Herz bis zum Hals schlug und ihre Lunge bereits vor Anstrengung brannte.
Ein Wagen fuhr die Oak Street entlang. Ella und Solly liefen durch das Scheinwerferlicht, als sie die Straße überquerten. Ella hörte Bremsen quietschen, aber sie blieb nicht stehen, um sich bei dem erschrockenen Fahrer zu entschuldigen.
Sie hatte Mr Rainwater fast eingeholt. Er rannte immer noch, aber er schien Seitenstiche zu haben. Er hielt sich die Rippen, während er die Elm Street überquerte und den Kirchhof erreichte. Ella war nur wenige Schritte hinter ihm, als er die Stufen zum Eingang hinauflief. Drinnen waren die Schreie einer Totenklage gewichen.
Bevor er hineinging, warf er einen Blick zu Ella. » Sehen Sie nicht hin.«
Seine Warnung kam zu spät. Durch die offene Tür sah sie Bruder Calvin, der mit einem Strick um den Hals über dem Altar baumelte.
Margaret war untröstlich.
Mr Rainwater half ihr aus ihrer Kauerstellung hoch und führte sie zur Treppe hinaus. Ella setzte sich mit ihr auf die oberste Stufe und legte den Arm um sie, während sie tröstende Worte murmelte, obwohl sie wusste, dass sie abgedroschen und nutzlos waren.
Mr Rainwater und Ella waren die Ersten gewesen, die in der Kirche eintrafen, aber nun strömten in dem Schwarzenviertel Menschen aus allen Richtungen herbei, alarmiert durch Margarets Schreie. Mr Rainwater hatte das Kirchenportal geschlossen, aber der hängende Leichnam war durch die Fenster gut zu sehen. Rufe des Entsetzens und der Empörung drangen vereinzelt durch das leise Stimmengewirr. Einige weinten. Kinder, die normalerweise herumgerannt wären und Leuchtkäfer gejagt hätten, standen mit großen Augen verschüchtert da und starrten auf die erleuchtete Kirche. Der Hund, den Ella vorher gesehen hatte, kläffte wütend.
Ein Wagen hielt vor der Kirche, und der Rechtsanwalt stieg aus, den Ella vor ein paar Minuten beim Verlassen seiner Kanzlei beobachtet hatte. Er hielt sich im Hintergrund, sichtlich betroffen, aber nicht in dem Ausmaß, dass er sich einmischen wollte. Dann entdeckte er Ella.
Widerwillig bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Als er die Treppe erreichte, nahm er seinen Hut ab. » Mrs Barron? Miss Lilian und ich haben Schreie gehört. Ich hätte Sie und Ihren Jungen vorhin fast überfahren.«
» Der Pfarrer wurde gelyncht, Mr Whitehead.«
» Oh.« Er stieß das Wort mit einem Seufzen des tiefen Bedauerns und Mitgefühls aus, und Ella tat es leid, dass sie dem Klatsch über ihn und seine Sekretärin Beachtung geschenkt hatte.
» Könnten Sie bitte den Sheriff verständigen?«, fragte Mr Rainwater.
Der Anwalt blickte an Ella vorbei zu ihm und musste wohl seine ruhige Autorität gespürt haben. » Sofort, Sir.« Er setzte seinen Hut auf und lief zu seinem Wagen zurück, in dem seine Sekretärin ängstlich wartete.
Mr Rainwater ging neben Ella in die Hocke. Sein Gesicht war schweißbedeckt, und er sah blass aus. Ihr fiel ein, dass er sich die Seite gehalten hatte und mit ungleichmäßigen Schritten gerannt war. » Haben Sie Schmerzen?«
Er schüttelte den Kopf. » Ich habe mich nur ein wenig überanstrengt. Hier ist der Schlüssel von meinem Wagen.« Er öffnete ihre Hand und drückte den Schlüssel hinein. » Ich werde auf den Sheriff warten. Bringen Sie Margaret nach Hause. Sie können dann anschließend zurückkommen und mich einsammeln.«
» Muss sie nicht dem Sheriff als Zeugin zur Verfügung stehen? Für seine Ermittlungen?«
Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich. » Es wird keine Ermittlungen geben.«
Als Ella vor Margarets Haus hielt, war sie überrascht, dort eine Ansammlung von
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