In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
ist. Später bin ich eingenickt. Das Telefon hat mich geweckt. Es war Marita, die Itsy vermisste. Also bin ich raus und habe nach ihr gesucht, ganz um den See herum. Als ich zurück war, kam Marita und holte Bobby.«
Bobby blickte auf und dachte angestrengt nach. »Die Taube hatte sich einen Flügel gebrochen«, sagte er. »Ich habe sie im langen Gras gehört, und wir haben sie hierhin geholt. Und sie geschient.« Er sah Browne an und rezitierte vorsichtig: »In der Lenzzeit brennt die Iris auf der Taube Flügeln heller.«
»In der Lenzzeit kommt die Liebe, fliegen Herz und Pulse schneller«, ergänzte Browne und lächelte ihn an.
Abbott verdrehte die Augen. »Der Junge ist ganz verrückt nach Gedichten.« Er lächelte und nahm einen Schluck Tee.
»Können Sie sich erinnern, wann Marita gekommen ist, um mit Bobby zu reden? Wenn auch nur ungefähr?«
Tony sah hoch zum Glasdach; der Nebel lag wie eine Decke auf dem Gewächshaus. Automatisch griff er in die Tasche seiner alten Jacke und zog eine Packung Silk Cut heraus. Eine reichte er Littlewood, ohne sie erst anzubieten, und Littlewood nahm sie, ohne sich zu bedanken. »Acht. Oder kurz davor«, antwortete er.
Browne nickte. »Das würde passen. Als sie sich angezogen hatte und zu Ihnen gekommen ist, hatte Iain schon mit Partick telefoniert.« Sie zog zwei Plastiktüten aus der Tasche, in denen sich jeweils ein langer Tupfer und zwei kleine Plastikkegel befanden. »Es würde uns sehr helfen, wenn Sie uns eine DNA -Probe geben. Dazu brauchen Sie nur innen über Ihre Wange zu streichen, es tut nicht weh.« Sie lächelte Bobby ermutigend an, der wiederum Tony ansah, und Tony schüttelte den Kopf.
»Auf gar keinen Fall, tut mir leid.«
Browne schaute Littlewood an.
»Wie Sie wollen. Aber wenn Sie unschuldig sind …«, sagte der alte Polizist gleichgültig. »Wie steht es mit Ihnen, Bobby? Geben Sie DC Browne eine Probe?«
Bobby sah Tony an und schüttelte dann den Kopf.
Tony sog das Nikotin tief in die Lunge und blies den Rauch aus, der sich in die Luft kräuselte. »Sie fangen den Kerl, der Itsy das angetan hat, und ich bringe ihn mit bloßen Händen um. Danach können Sie meine DNA haben.«
»Nach dem, was ich gehört habe, müssten Sie sich aber an einer langen Schlange anstellen.«
10
Mittwoch, 10. Februar 2010, 20:00 Uhr
Anderson hörte gerade Costellos Nachricht ab und fragte sich, ob sie von der charismatischen Erscheinung Castiglias völlig verzaubert war und die Welt nun durch romantische Augen sah. Aber sie war eine Polizistin mit Instinkt, rief er sich in Erinnerung. Vielleicht lag sie richtig. Kennedy und die Schwägerin? Er löschte die Nachricht, schob auf der Suche nach Mick den Kopf durch die schmale Tür. Der Raum dahinter war viel zu klein, um offizielle Vernehmungen durchzuführen, ohne sich eine ansteckende Krankheit zu holen. Er musste über eine Reisetasche steigen, auf der eine Jacke und ein Laptop lagen, und den Filzhut vom Tisch nehmen.
»Mick, wie geht’s?«
Batten stand auf, und die beiden Männer umarmten sich herzlich.
»Ich habe Sie gar nicht hereinkommen sehen.«
»Sie waren beschäftigt, und ich hatte noch etwas zu tun. Ich bin schon ein paar Stunden hier und habe mich bereits unbeliebt gemacht. Gibt es keine Kantine mehr?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Und wie läuft es ansonsten so?«
»Der gleiche Polizeitrott wie immer. Überstunden und Übermüdung, meine Frau sieht mich nur noch böse an, die Kinder bekomme ich gar nicht mehr zu Gesicht …«
»Blutdruck im roten Bereich? Schlafstörungen? Essen Sie zu viel Ungesundes?«
»So ungefähr.«
»Dito.« Batten seufzte. »Danke gleichfalls. Das Leben ist echt hart, das muss mal gesagt werden.«
»Ich weiß, Mick, und das tut mir leid. So ist das eben.« Anderson blickte sich um. »Sagen Sie, warum sitzen Sie hier vor einem riesigen Stapel Akten und Videobänder?«
»Opferprofile. Im Grunde gehörten alle Frauen zum selbstbewussten Erfolgstyp. Unsere Mörder jedoch nicht. Haben Sie eine Ahnung, wohin Lambie und Mulholland verschwunden sind? Ich würde lieber über diese Sache reden, wenn die beiden nicht in der Nähe sind«, flüsterte Batten.
»Warum?«, fragte Anderson und fügte hinzu: »Lambie?«
»Reine Vorsichtsmaßnahme.«
»Wir sind nachher um Mitternacht noch zu einem Curry und einem Drink in O’Hares Wohnung eingeladen. Na ja, eigentlich nur zu Curry und nicht ausdrücklich zu einem Drink, aber Gerüchten zufolge hat er immer einen guten Malt
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